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80 Jahre Margarethenbad in Graz
Montag, 8. September 2008
Ein Tag im Freibad ließ sich in diesem Sommer mit einem kleinen Blick auf die Grazer Stadtgeschichte(n) verbinden. In der Ausstellung „80 Jahre Margarethenbad“ waren neben historischen Fotos viele persönliche Erinnerungen an Badefreuden, Mikrogeschichten und Zeitungsberichte versammelt. Die Vergangenheit des Bades hat aber auch eine Dimension, die im Erinnerungsjahr 2008 von besonderer Bedeutung ist.

Das seit 1928 bestehende, heute zu den Grazer Freizeitbetrieben gehörende innerstädtische Freibad im Gründerzeitbezirk Geidorf ist, so die Veranstalterinnen der Ausstellung, für die Lebensqualität der StadtbewohnerInnen und für den (auch generationsübergreifenden) Zusammenhalt im „Grätzel“ von zentraler Bedeutung. Da das Bad auf wirtschaftlicher Ebene kaum rentabel sein kann, steht dennoch seit Jahren die Gefahr einer Schließung zur gewerblichen Nutzung im Raum. Dem sucht die „Bürgerinitiative zur Erhaltung des Margarethenbads“ nun entgegenzutreten. Zur Unterstützung wurden Unterschriften gesammelt, Listen liegen im Bad auf, auch auf www.margerl.at kann man sich eintragen.

Mit minimalem Budget, dafür umso größerem Engagement haben Claudia Beiser, Sprecherin der Bürgerinitiative, Architektin und Ausstellungsgestalterin Jördis Tornquist und Brigitte Brantner-Köck, alle drei seit ihrer Kindheit Anrainerinnen des Margarethenbades in der Grillparzerstraße, die Schau zusammengestellt, die bis 6. September im Bad zu sehen war und die persönlichen Erinnerungen der BadbesucherInnen zum Inhalt hatte.

Das Margarethenbad ist aber auch ein Erinnerungsort anderer Art. Errichtet und betrieben wurde das Bad von der jüdischen Bauunternehmer-Familie Zerkowitz nach Plänen von Eugen Székely. Es entwickelte sich schnell zu einer äußerst beliebten Erholungsanlage mitten in der Stadt. Leider ist nichts mehr von der ursprünglichen Holzkonstruktion des Margarethenbades, die das Material mit moderner Ästhetik verband, erhalten. Der aus Budapest stammende, in Berlin von Hans Poelzig ausgebildete Architekt Eugen Székely emigrierte 1935 nach Palästina, nicht zuletzt wegen antisemitischer Anfeindungen. 1937 wurde ein Brandanschlag auf das Bad verübt. In Folge des „Anschlusses“ an Hitler-Deutschland im März 1938 wurde das Bad arisiert, der Besitzer im KZ ermordet. Während der Zeit der russischen Besatzung kurz nach dem Krieg sind weitere Schäden entstanden. Nachdem die Familie Zerkowitz das Bad 1946 zurückbekommen hatte, nahm sie den Badebetrieb wieder auf, bis es in den 60er-Jahren an die Stadt Graz verkauft wurde.

Antje Senarclens de Grancy

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