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Arbeit und Spiel |
Sonntag, 8. Juni 2008 | |
„Die aktuelle Fußballfotografie“, sagt Hans van der Meer, „zeigt meist
Situationen in Nahaufnahme und völlig isoliert vom Geschehen in der
Umgebung beziehungsweise überhaupt isoliert von der Umgebung.“ So
könnten die abgebildeten Situationen überall stattgefunden haben. Äußerst selten geht aus der Fotografie eine Information über den speziellen Ort oder die Stimmung in einem größeren Umraum hervor. Sportfotografen sind in Stadien und auf Fußballplätzen bestimmte Standpunkte zugewiesen, durch große Teleobjektive werden die geschossenen Fotografien austauschbar. Der Grund für einen Großteil der professionell aufgenommenen Fotografien hängt eng mit dem avisierten Verwendungszweck – Magazine, Zeitungen – zusammen. Die Tendenz schon seit den 1950er Jahren ist daher, dass Fotojournalisten Bücher publizieren, in denen sie über schematische Vorgaben von Magazinen hinausgehen können. Wandel in der Sportfotografie. 1988 war Hans van der Meer im Spaarnestad Archiv Harlem, dem größten Fotoarchiv Hollands, auf ein Konvolut von Fußballfotografien aus der Zeit vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 50er Jahre gestoßen. Aufgenommen mit alten Großformatkameras erlauben die Schwarzweiß-Fotografien dem Betrachter einen meist umfassenden Blick über die gesamte Kulisse der Spiele. Einer der Gründe für den darauf folgenden Wandel in der Sportfotografie sieht van der Meer in der technischen Entwicklung zum 35-mm-Format, zu empfindlicherem Filmmaterial und zu Teleobjektiven. Seither bildet die typische Fußballfotografie zwei Spieler und den Ball vor unscharfem Hintergrund ab, während Gesamtansichten in TV-Übertragungen zu sehen sind. Im Auftrag der Zeitung de Volkskrant machte van der Meer 1995 eine Reihe von Fotografien zum Thema Amateurfußball. Dafür suchte er nach Fußballplätzen, die vor interessantem landschaftlichen Hintergrund gelegen waren. Bald spezialisierte er sich auf typische Dorffußballplätze, die immer deutlicher als Detail von Landschaftsfotografie ins Bild gesetzt wurden. Arbeit und Spiel. Diese erste Retrospektive Hans van der Meers in der Camera Austria trägt den Titel Arbeit und Spiel. Neben Fußball vor Landschaften, dokumentiert in den Büchern Hollandse Velden, Dutch Fields und Europese Velden / Spielfeld Europa, handelt die Serie Werk, fotografiert 1990 bis 1992 und als Buch publiziert 1993, von der Repräsentation der Arbeit im industriellen Umbruch, wo körperliche Arbeit aus dem Produktionsprozess verschwindet und durch Überwachung automatisierter Prozesse ersetzt wird. Quirk of fate (Laune des Schicksals) dagegen zeigt Personen in Budapest in der Zeit zwischen 1984 und 1986. Der vornehmlich soziologische Aspekt dieser Fotografien wird allerdings durch eine gewisse Skurrilität des Augenblicks konterkariert. Nützliche Fotografie (Useful Photography) nennt Hans van der Meer eine Reihe von unprätentiös gemachten Fotobüchern, für die er in Zusammenarbeit mit anderen Fotografen vorwiegend im Internet gefundenes Material verwendet, um einen reflexiven Prozess über weltweit kursierende anonyme technische Bilder anzuregen. Arbeit und Spiel von Hans van der Meer ist in der Camera Austria bis zum 31. August zu sehen. Informationen unter www.camera-austria.at. Wenzel Mraček
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