Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
ISOP-ROUTEN: Ausstellungen & Lesungen
Sonntag, 8. Juni 2008
Die Veranstaltungen im Überblick.

„Ohne Angst verschieden sein“ – Fotos und Texte von Meta & Maruša Krese


In einer Nachreise der Route Feldbach – Konya – Urfa – Feldbach verfolgten die Künstlerinnen Meta und Maruša Krese die grenzüberschreitenden Lebenswege von MigrantInnen, die in Feldbach leben. Die meisten von ihnen stammen aus der Türkei. Die Künstlerinnen nahmen Fotos, Videos, Gesprächsaufzeichnungen von diesen MigrantInnen mit in deren Herkunftsland, führten dort Gespräche mit Angehörigen und brachten wiederum deren Botschaften nach Feldbach zurück. „Regionale und transnationale Lebenskontexte werden so durch unsere Arbeiten dialogisch zueinander in Beziehung gesetzt“, erläutert Maruša Krese das hinter der gemeinsamen Arbeit der beiden Schwestern stehende Konzept. Die Fotos der Ausstellung werden für die Besucher durch kurze mehrsprachige Texte erläutert. In einen Teil der Ausstellung(en) sind Fotos von jenen jugendlichen MigrantInnen integriert, die während einer Reihe von Workshops mit Meta Krese in die wichtigsten Techniken der Selbstrepräsentation durch künstlerische Ausdrucksformen eingeführt wurden.
Inspiriert von den Eindrücken ihrer mehrmonatigen Nachreise durch die Türkei schuf Maruša Krese einen Gedichtzyklus (Übersetzung ins Deutsche von Fabjan Hafner). In poetischer Form verarbeitet die Dichterin darin das Titel gebende Motiv des ISOP-Formats „Ohne Angst verschieden sein“.

Lesung mit Maruša Krese (slowenisch) und Martina Stilp (deutsch) im Rahmen der Fotoausstellung „Ohne Angst verschieden sein“ am 5. Juli um 13.00 Uhr, Foyer des Veranstaltungszentrums Feldbach


Sufiwege

Die Ausstellung „Sufiwege“ knüpft ebenfalls an die Routen von „Ohne Angst verschieden sein“ an. Meta und Maruša Krese folgen darin den Spuren der Derwische vom Ausgangspunkt ihrer Aktivitäten in Konya in Zentralanatolien über Skopje bis nach Mostar. Die Sufiwege stehen für mystisch inspirierte Traditionen des Islam, für die Offenheit und Toleranz dieser religiösen Strömungen.


Correction of the Image: Sihem Bensedrine

Anhand von tunesischen Postkarten, die zum Teil in Form von Vergrößerungen gezeigt werden, wird der Blick des Westens auf den Orient, der sich im Laufe der Jahrhunderte in den Klischees des „Orientalismus“ verdichtet, dekonstruiert. Die orientalischen Motive werden durch entsprechende Texte, die die Selbstsicht der Menschen aus diesen Ländern einbringen, kontrastiert. Damit wird ein Thema bearbeitet, das für die Beratungsstelle von ISOP von fundamentaler Bedeutung ist, nämlich die Auswirkungen von Fremdheitskonstruktionen in Politik und Alltag. (ISOP in Kooperation mit der Kulturvermittlung Steiermark bzw. dem Internationalen Haus der AutorInnen).
Zugleich mit der Ausstellungseröffnung am 5. Juli wird auch die Beratungsstelle präsentiert.


Sihem Bensedrine und Mark Terkessidis

Offiziell tritt die EU für die Förderung von Demokratie und Menschenrechten in den arabischen Ländern ein. Tatsächlich allerdings werden Diktaturen unterstützt, anstatt mit den demokratischen Kräften und regimekritischen Menschenrechtsbewegungen zusammen zu arbeiten. Die geradezu kriminelle Heuchelei der politischen Eliten in Europa und den arabischen Ländern, die nicht zuletzt von einem übertriebenen und hysterischen Sicherheitswahn geleitet wird, fördert politische Extremismen und ist verantwortlich für Flucht- und Migra-tionsbewegungen in Richtung der „Festung Europa“.
Flucht- und Migrationsrouten decken sich nicht selten mit den großen touristischen Routen. Der Migrationsdruck geht einher mit dem Aufstieg des Tourismus zum bedeutendsten Wirtschaftszweig, der in modernisierter Form Bilder des idyllischen Anderen vermittelt, während in den Wohlstandsfestungen Europas der Islam als das für den „Westen“ gefährlichste Feindbild im vorgeblichen stattfindenden Kampf der Kulturen stigmatisiert wird. Eine „Correction of the images“ ist also notwendig, nicht nur wegen der überkommenen kolonialistischen Klischees, sondern gleichermaßen auch wegen der postkolonialistischen Bedrohungsszenarien, die in den Medien genussvoll inszeniert werden.

Vorträge mit anschließender Diskussion am 7. Juli in der Beratungsstelle ISOP, Grazerstraße 9, Feldbach ab 20.00 Uhr


Bernadette Schiefer: Rumi says

Viele der in Feldbach lebenden MigrantInnen stammen aus Konya in Zentralanatolien. Ebendort wirkte über Jahrzehnte Dschalalad-Din Mohammed Rumi, dessen 800. Geburtstag letztes Jahr begangen wurde. Rumi, einer der wirkungsmächtigsten großen Mystiker des Islam, ist vor allem durch seine großartige Lyrik berühmt. Die Schriftstellerin Bernadette Schiefer formte aus Übersetzungen von Gedichten Rumis einen Monolog, der eine mystische Reisebewegung nachempfindet. Mathias Loibner (Drehleier) und Reinhard Ziegerhofer (Bass) verweben in diesen lyrischen Monolog musikalische Improvisationen.

Lesung mit Musik am 30. August in der Beratungsstelle ISOP, Grazerstraße 9, Feldbach ab 20.00 Uhr


Migration als Chance – Ohne Angst verschieden sein

Migration, Integration und der Umgang mit kultureller Vielfalt sind die Herausforderungen, denen sich ISOP in Feldbach stellt. Die Tagung nimmt eine Bestandsaufnahme vor und diskutiert Perspektiven des Umgangs mit Migration, Integration und Antidiskriminierung in Feldbach für die Zukunft. Gleichzeitig sollen die regionalen Herausforderungen in einen internationalen Kontext gestellt werden. Im Rahmen der Tagung wird auch das Buch präsentiert, zu dem alle am ISOP-Projekt Beteiligten zu Beiträgen eingeladen wurden.

Internationale Tagung mit Ilija Trojanow, Meta & Maruša Krese u.v.a. am 11. September im Veranstaltungszentrum Feldbach, ab 14.00 bis ca. 19.00 Uhr


Publikation: Ohne Angst verschieden sein – Chance Migration

Maruša Krese, Robert Reithofer, Meta Krese (Hg.)
Erscheinungstermin: September 2008

Inhalt: Rassismus, Ausgrenzung und eine forcierte Abschottungspolitik prägen den Umgang mit Flucht und Migration. Im Widerspruch dazu gehen die AutorIn-
nen des Buches der Frage nach, wie Migration als Chance wahrgenommen werden kann. Ausgangspunkt sind die Stimmen von MigrantInnen, die zumeist an den Rand gedrängt werden und damit unhörbar sind. Dabei werden sozialarbeiterische, künstlerische und wissenschaftliche Zugänge in Beziehung zueinander gesetzt. Bei aller Unterschiedlichkeit der Methoden wird die Frage diskutiert, wie es möglich sein kann, ohne Angst verschieden zu sein. Herzstück ist eine Nachreise von Maruša und Meta Krese, die den Spuren von in Feldbach lebenden MigrantInnen in die Türkei folgt. Migration und kulturelle Vielfalt werden derart in ihrer alltäglichen Selbstverständlichkeit sichtbar gemacht und ein Beitrag zu einem interkulturellen Dialog geleistet.

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