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„Schlesisches Museum“ feiert Auferstehung in alter Kohlenzeche |
Sonntag, 11. Mai 2008 | |
Aus einem internationalen Wettbewerb für den Neubau des „Schlesischen
Museums“ in Katowice (Kattowitz) ging 2007 ein Entwurf des Grazer
Architekten-Teams Riegler Riewe als Siegerprojekt hervor. Gegenwärtig bereitet man vor Ort den wichtigsten Museumsneubau Polens vor: Dazu zählen die Gestaltung der Innenräume, deren Flächen von rund 30.000 Quadratmetern großteils unter Tage verortet sind, sowie die Einbindung der historischen Gebäudestrukturen des alten Zechenareals. Der Baubeginn des mit rund 56,7 Millionen Euro budgetierten und zu 60 Prozent von der EU geförderten Projekts ist im Frühjahr 2010 angesetzt; der Museumskomplex soll bis Ende 2011 fertig gestellt sein. Schatten der Vergangenheit. Die Vorgeschichte des Museums liegt in der Zwischenkriegszeit, als Oberschlesien zwischen Polen und dem Deutschen Reich aufgeteilt wurde. In der Hauptstadt des polnischen Gebiets sollte ein Neubau die polnische Identität nach außen demonstrieren. Dafür wurde 1929 im Zentrum der Stadt, nach einem Projekt des Architekten Karol Schayer, mit der Errichtung eines großzügigen Gebäudekomplexes begonnen. Kurz vor der Eröffnung erfolgte der Angriff auf Polen. Am 8. September 1939 zerstörte die deutsche Wehrmacht neben der Großen Synagoge auch das „Schlesische Museum“ als ein störendes Zeichen der polnischen Unabhängigkeit. Erst Jahrzehnte später wurde im ehemaligen Grand Hotel Wiener, einem Neorenaissancegebäude, ein provisorisches Museum untergebracht, in dem nur ein Bruchteil der Sammlungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte. Kernstück eines Kulturbezirks. Nach dem Krieg wurde am ursprünglichen Ort des Museums ein Gewerkschaftsgebäude errichtet, sodass für das heutige Projekt das in den Neunzigerjahren stillgelegte Kohlenrevier gewählt wurde. In unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum soll so nach und nach ein vollwertiger Kulturbezirk mit einem Konzerthaus sowie einem Sportzentrum und Parkanlagen wachsen. Schon im Jahre 2004, als das bestehende Museum sein 80-jähriges Jubiläum feierte, hatte man in der südpolnischen Stadt Katowice die Errichtung eines neuen Museumskomplexes auf dem Gebiet des einstigen Kohlenbergwerkes, das im engeren Stadtgebiet gelegen ist, beschlossen. „Im Museum einer Region spiegeln sich sein Herz und seine Seele“, erklärte Museumsdirektor Leszek Jodliński, der das Projekt gemeinsam mit den Architekten Florian Riegler und Roger Riewe einer Delegation unter Leitung von Landeshauptmann Franz Voves vor Ort präsentierte. Mehr Licht unter Tage. Auf dem 2,7 Hektar großen Areal entsteht der großteils unterirdisch angelegte Museumsbau, der über markante Glaswürfel mit Tageslicht versorgt wird. „Als Hommage an die Aura dieses Ortes haben wir unsere Konzeption für ein Museum ‚unter Tage’ ausgelegt“, betont Architekt Riegler. Von außen sind nur das gläserne Verwaltungsgebäude und die oberirdischen Lichtkuben zu sehen. Das Tageslicht wird durch ein Spiegelsystem in die Ausstellungsräume geleitet. „Das Konzept basiert darauf, mit minimalen Eingriffen ein großzügiges Angebot an Museumsnutzungen anbieten zu können“, erklärt dazu Roger Riewe. Die Ausstellungs- und Depoträume erstrecken sich auf drei Ebenen über zwölf Meter in die Tiefe, wobei eine große Halle für wechselnde Ausstellungen die gesamte Höhe nutzt. Ganz besonders stolz ist das Architekten-Duo darauf, dass verschiedene historische Gebäude des Reviers in das Konzept eingebunden wurden und die parkähnliche Anlage des Areals durch ihr behutsames Projekt eine bedeutende Aufwertung als Naherholungsraum erfährt. Als „Wahrzeichen“ fungiert ein alter Kohlenförderturm, der im Eingangsbereich auf den geschichtsträchtigen Boden verweisen soll. „Die identitätsprägenden Kohlenreviere stellen eine echte Herausforderung dar, da sie in einer globalisierten Gesellschaft ihre Bedeutung verloren haben und mit großem Aufwand adaptiert werden müssen“, schildern Riegler und Riewe die Probleme bei der Nachnutzung industrieller Strukturen. Josef Schiffer
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