Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Mehrere Generationen unter einem Dach in zentraler Lage
Sonntag, 11. Mai 2008
Die Stadt Gleisdorf, zweitgrößte Stadt des Bezirkes Weiz, hat sich in den letzten Jahren zu einem aufstrebenden wichtigen Handels-, Wirtschafts- und Kulturstandort entwickelt. Verkehrsgünstig gelegen, infrastrukturell gut ausgestattet mit vielen Betrieben und Dienstleistungsorganisationen sowie die Nähe zur Landeshauptstadt Graz machen Gleisdorf zu einem attraktiven Arbeits- und Wohnort. Bald wird Gleisdorf um ein innovatives Wohnprojekt reicher sein: Unter der Schirmherrschaft der Wohnbaugenossenschaft ÖWG und der Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Ennstal wird im Herbst 2008 bzw. im Frühjahr 2009 mit dem Bau des ersten Mehrgenerationenwohnhauses begonnen werden.

Mit dem Bürgermeister der Stadt Gleisdorf, Christoph Stark, sprach Doris Wilfinger.  

Ein Wohnprojekt für Jung und Alt braucht einen guten Standort. Dieser ist mit dem Grundstück in der Rathausgasse optimal gewählt. Beinahe im Zentrum, aber doch nicht ganz.

Ja. Der Standort war von Anfang an wichtig. Beim Standortwettbewerb, den das Land Steiermark ausgeschrieben hat und bei dem sich 15 Kommunen beworben haben, war die zentrale Erreichbarkeit des Grundstücks ein wesentlicher Faktor. Diesen Wettbewerb haben wir gewonnen. Vom Grundstück der Volksbank Gleisdorf in der Rathausgasse aus können mit fünf Minuten Fußweg alle wichtigen Stellen der Stadt erreicht werden, die für die Alltagsbewältigung Bedeutung haben.

Was erwartet sich die Stadtgemeinde Gleisdorf, was erwarten Sie als Bürgermeister dieser Stadt vom Projekt Mehrgenerationenwohnen?

Erfahrungen. Das Ziel ist ein sehr ambitioniertes und hohes. Neue Wohnformen zu kreieren ist keine leichte Aufgabe. Inwieweit die Ziele Realität werden, das wird man in zehn, 15, 20 Jahren sehen, wenn es zu einem ersten Generationswechsel kommt, wenn der Alltag eingekehrt ist. Ich erwarte mir, dass man durch neue Inputs in verschiedensten Planungsdetails vielleicht für das Zusammenleben zwischen  Menschen auch neue Möglichkeiten liefert. Das muss dann die Praxis zeigen.

Etwa 70 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe sind im Projekt geplant.
Genau. Wohneinheiten unterschiedlicher Größe für unterschiedliche Bedürfnisse. Wenn man zum Beispiel 30 Jahre alt ist und eine Familie gründet, braucht man viel Platz. Wenn man älter wird, verändern sich die Anforderungen an die Wohnbedingungen, man braucht weniger Platz. Darauf sollte ein solcher Bau Bedacht nehmen können. Ob die Menschen dann soweit sind, und tatsächlich zum Beispiel zwei Räume abgeben, ist eine andere Sache. Aber es sollte architektonisch möglich sein. Darüber hinaus wird es Gemeinschaftsräume und gemeinsame Flächen geben.

Wird die Vergabe der Wohnungen nach bestimmten Kriterien verlaufen?
Der nächste Schritt ist es, sogenannte Wohnpiloten zu finden. Das sind Menschen, die an dem Projekt Interesse haben, unabhängig davon, ob sie dann einziehen werden oder nicht. Also Menschen, die sich in der vertiefenden Planungsphase einbringen – mit ihren Wünschen, Vorstellungen, Inputs usw. Dadurch soll gewährleistet werden, dass man nicht an den NutzerInnen vorbeiplant.

Und gibt es bereits konkrete InteressentInnen?   
Ja. Wir haben bereits Anfragen aus Salzburg, aus der Obersteiermark, also nicht nur aus Gleisdorf. Diese Personen wollen wir zusammenbringen und dann einen Prozess starten. Die Gemeinde sehe ich als Sammelstelle für alle Interessierten. Es wird  Miet- und Eigentumswohnungen geben.

Noch ein Wort zu Gleisdorf selbst. Gleisdorf hat sich zu einem wichtigen Zentrum in der Oststeiermark entwickelt. Welche Perspektiven gibt es für die Zukunft?

Der Handelsstandort wird sich sicher noch weiterentwickeln. Ein „Sorgenkind“ ist der Verkehr. Ein weiteres die rückläufige Anzahl der Geburten. Aber insgesamt hat sich durch die wirtschaftliche Entwicklung etwas getan. Ohne sie wäre ein kulturelles Geschehen in der Dichte, wie wir es haben, nicht möglich. Wir haben jährlich etwa 500 Veranstaltungen im forumKloster. Kultur zählt für mich mit zum Stadtmarketing. Und die wirtschaftliche Entwicklung hat es auch ermöglicht, soziale Projekte umzusetzen. In naher Zukunft wird gemeinsam mit der Chance B ein neues Zentrum mit ASO und Tagesheimstätte entstehen und unter der Federführung der Chance B ist bald Baubeginn einer Wohnanlage für ältere Menschen mit dem Service betreubaren Wohnens.

Gleisdorf ist Solarstadt. Gibt es auch im Bereich erneuerbare Energie wieder etwas Neues?
Das Anfang Mai eröffnete Servicecenter ist ein Forschungsprojekt. Es ist das erste Gebäude in Österreich, das solar beheizt und gekühlt wird. Und im Mehrgenerationenwohnprojekt ist der Einsatz erneuerbarer Energie Pflicht.

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