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Innovatives Projekt Mehrgenerationenwohnen wird in Gleisdorf realisiert
Sonntag, 11. Mai 2008
Demografische und soziale Veränderungen erfordern auch neue Modelle des Zusammenlebens und -wohnens. Das Lebensressort des Landes Steiermark geht dabei innovative Wege.

„250.000 SteirerInnen sind über 60, 50% der steirischen UnternehmerInnen sind EPUs, die ihr Unternehmen in der eigenen Wohnung betreiben“, sagt Landesrat Johann Seitinger. Der Tatsache, dass ältere Menschen mit Jüngeren zwar nicht in ein- und derselben Wohnung, aber vielleicht doch unter einem Dach wohnen wollen (und umgekehrt), dass aber beide Generationen unterschiedliche Wohnbedürfnisse haben, tragen die derzeit üblichen Wohnbauten aber ebenso wenig Rechnung wie der Notwendigkeit einer flexiblen Raumgestaltung, die es Selbständigen erlaubt, ohne Beeinträchtigung des familiären Lebens ihrer Arbeit nachzugehen.

Innere Variabilität.
So schrieb das Land einen Wettbewerb aus, an dem sich 68 Büros aus insgesamt 12 europäischen Ländern beteiligten; gleichzeitig wurden 18 Gemeinden – darunter auch Graz – eingeladen, Baugründe einzubringen. „Gewonnen“ hat Gleisdorf, das mit Unterstützung durch die Volksbank Weiz einen sehr zentral gelegenen Grund „mit direktem Bezug zur Altstadt“ (Bgm. Christoph Stark) zur Verfügung stellen wird (siehe dazu auch das Interview auf dieser Seite). Realisiert werden soll das Projekt durch die Wohnbauträger ÖWG und die Gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Ennstal; das Land, verspricht Seitinger, wird dem Pilotcharakter des Projekts entsprechend Förderungen gewähren.
Im zweistufigen Verfahren errang schließlich ein vom Grazer Architekten und TU-Professor DI Manfred Wolf-Plottegg konzipiertes Projekt den Siegerlorbeer. Die interdisziplinär zusammengesetzte Jury unter Arch DI Walter Stelzhammer, in der auch Bauphysiker und Soziologen vertreten waren, lobte daran „die Abwesenheit jeglicher spektakulärer Gestik“; die „innere Variabilität“ erlaube „eine Aneignung durch unterschiedliche Generationen-Wohnmodelle“. Stelzhammer spricht dem Entwurf internationale Bedeutung zu, zumal derzeit im europäischen Wohnbau wenig Neues zu sehen sei.

Nicht bild-, sondern prozesshafte Architektur.
Plottegg selbst betont, dass es ihm – entsprechend auch den Vorgaben des Wettbewerbes – nicht ums „vordergründige Bild“ gegangen sei („Wir wissen, dass wir alle Formen bauen können“), sondern um die Funktionalität. Es gehe darum, dass sich ein Gebäude während seiner Lebensdauer variablen gesellschaftlichen Bedingungen anpassen könne; die Antwort auf diese Herausforderung sei nicht bild-, sondern prozesshafte Architektur, die eine Fexibilität der Grundrisse, ein sich änderndes Verhältnis von großen und kleinen Wohnungen und Freizeitflächen erlaube.                                          cs

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