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Körpersäfte anders sehen und anders wahrnehmen
Dienstag, 8. April 2008
Körpersäfte liefern Bilder für Trauer, Reue, Angst, Schmerz und Lust und werden zu ausdrucksstarken Symbolen und Metaphern. Obwohl der Prozess der Zivilisation uns von unserer Körperlichkeit entfremdet hat, markieren Körperflüssigkeiten wie Blut, Schweiß und Tränen das Eigentliche, das hinter tagespolitischen Ereignissen, kulturellen Trends und religiösen Disputen steht.

Die Spuren unserer Körperflüssigkeiten in der Kulturgeschichte entschlüsselt das Volkskundemuseum Graz am Landesmuseum Joanneum ab Mitte April in einer Ausstellung, begleitet von einem vielfältigen, originellen Rahmenprogramm. Über das Entstehen und die Ziele der Schau sprach Doris Wilfinger mit der Kuratorin Dr.in Eva Kreissl.

Wie ist die Idee, sich mit den Themenbereichen der Körpersäfte im Rahmen einer Ausstellung zu beschäftigen, entstanden?  
Eigentlich wollte ich eine Trilogie machen. Mit dieser Idee „ging ich schwanger“, und als ich im Depot unserer Sammlung eigentlich etwas ganz anderes suchte und Bilder herauszog, kam mir überall das Blut entgegen – auf Jesusdarstellungen, Mariendarstellungen, Heiligenbildern … Damit war eine neue Idee geboren. Diese ist gerade in der letzten Phase der Umsetzung.

Die Frage, die ich mit dem Titel „Blut, Schweiß und Tränen – Botschaften des Körpers“ als erstes assoziiere ist: Wie erfolgt die Vermittlung? Wie werden die Körpersäfte demonstriert bzw. präsentiert, außer anhand von Bildern und Skulpturen?
Die Ausstellung bezieht sich auf die Bedeutung der Körpersäfte im mitteleuropäischen Raum. Die Ausstellungsfläche, die wir zur Verfügung haben, ist nicht immens groß, daher ist die Gestaltung natürlich eine Herausforderung. Neben Flachware wird es auch Specials geben – eine große Hermann-Nitsch-Installation zum Beispiel. Und ein sehr lebendiges Rahmenprogramm mit schaurig-schönen Märchenabenden und Vorträgen, musikalischen und kulinarischen Abenden sowie Workshops und interkulturellen Märchennachmittagen.

Das Blut auf den Bildern im Depot hat Sie auf die Idee zu dieser Ausstellung gebracht. Wird der Körpersaft Blut eine zentrale Rolle spielen?  
Jeder Körpersaft wird detailliert erläutert. Blut wird auch im Zusammenhang mit und als Synonym von Schweiß auftauchen. Zum Beispiel bei frühen Darstellungen des Blutkreislaufes und in mystischen und religiösen Elementen. Außerdem waren Blutmetaphern in den Kirchen in Österreich und im süddeutschen Raum stark ausgeprägt. Auch in Spanien und überall dort, wo die Jesuiten lehrten.

Was möchten Sie mit Ausstellung und Rahmenprogramm vermitteln?
Ausgehend von der Frage, wieso wir so eigenartige Gefühle zu Blut, Schweiß und Tränen haben, soll gezeigt werden, dass es kulturell bedingt ist, dass wir Ekel, Furcht oder Abscheu empfinden. Es geht nicht darum, die Schwellen abzubauen, sondern diese Botschaften des Körpers und ihre Darstellungen anders zu sehen und anders wahrzunehmen.

Blut, Schweiß und Tränen – Botschaften des Körpers, Landesmuseum Joanneum – Volkskunde
Eröffnung der Ausstellung:
17. April 2008, 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 18. April bis 26. Oktober 2008
Öffnungszeiten: Di. bis So. 10.00 bis 17.00 Uhr
Paulustorgasse 11-13a, 8010 Graz
Tel: 0316/8017-9899
www.museum-joanneum.at

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