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Revolution und künstlerisches Konzept
Dienstag, 8. April 2008
Natürlich geht es in gewisser Weise um Fragen persönlicher Freiheit innerhalb eines politischen, also gesellschaftlichen, aber mehr noch des Feldes der Kunst. So scheint Helmut Mark das Prinzip politischer Stellungnahme, wenngleich aus persönlicher kritischer Auseinandersetzung hervorgegangen, nun aus allgemeinerer Sicht gerade noch Thema zu sein, an dem man Übersetzungsfragen von einem gesellschaftspolitischen in den Kunstkontext in Variationen von Konzepten, Medien- und Sprachkritik verhandeln kann.

Wenn auf einem Schild aus Karton, wie man es in Demonstrationen gebraucht um per Slogan damit seine (widerständige) Haltung auszudrücken, nur noch „Revolution“ zu lesen ist, dieses Schild als Kunstwerk in einer Galerie steht, dann werden damit Bezugssysteme errichtet, die weit über einen politisch motivierten Aufruf hinausgehen. Nicht politisches Statement ist Revolution (2006), vielmehr werden die Attribute politischer Äußerung respektive des Prinzips Widerstand zu formalen Elementen im Rahmen eines Konzepts erweiterter Skulptur und ihren Lesarten. Pflastersteine, Werkzeuge des Straßenkampfs, stehen in der Papiertüte bereit als Take-Away (2005). Der viel zu schwere Inhalt würde sein Transportgebinde zerreisen, die identifizierten Mittel der Subversion sind hier Skulptur.
Der Wert der Kunst. Bezüge werden etwa zu markanten Positionen der Moderne hergestellt durch Übersetzung und Umkehrung erinnerter Form in neues Material am Beispiel einer weißen Matratze auf schwarzer Holzplatte unter dem Titel Weiches Rechteck auf schwarzem Grund (2005). Eine Fotografie zeigt einen Mann vor einem Fernsehgerät, die Situation und der Titel erinnern an Nam June Paik, bei Helmut Mark ist es Videoskulptur aus dem Jahr 1991. Die semantische Mehrdeutigkeit der Begriffe „Tausch“ und „Wechsel“ werden anhand zweier mit Change betitelter Kuben vorgestellt: der eine aus Sperrholz, opak mit der Aufschrift „Change“(2006), der andere (2007) aus Plexiglas, also transparent mit Schlitz für den Einwurf von Münzen – Wechselgeld. Der wie immer sonst zu diskutierende „Wert“ der Kunst ist Inhalt und Titel von Tafelbildern, beispielsweise 45180,- aus dem Jahr 1989. Eine großformatige Fotografie zeigt ein All Over von Münzen. 5000,- ist der Titel und so wird es wohl sein, dem Format entsprechend könnte es sich zugleich um den Kaufpreis handeln.

In der ersten großen Einzelausstellung nach mehr als zehn Jahren führt der 1958 geborene, in Wien und Leipzig lebende Helmut Mark seine Auseinandersetzung um den Einfluss neuer Medien auf die Gesellschaft und der Rolle künstlerischer Praktiken angesichts traditioneller Formen wie Malerei und Skulptur fort.

Ein Künstlergespräch mit Helmut Mark und Reinhard Braun findet im Medienturm am 12. April um 16.00 Uhr statt.
Die Ausstellung mit Arbeiten von Helmut Mark ist bis zum 26. April im Kunstverein Medienturm, Josefigasse 1, 8020 Graz, zu sehen. Informationen unter www.medienturm.at
Wenzel Mraček

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