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Frauen-Geschichte im öffentlichen Raum: Aigner-Rollett-Denkmal restauriert
Dienstag, 8. April 2008
Zehn Jahre lang waren die Ring-Hälften des 1997 enthüllten und nur ein Jahr später stillgelegten Denkmals für Oktavia Aigner-Rollett stumm. Dutzende von Studenten dürften sich in dieser Zeit gefragt haben, welche Bedeutung das halbkreisförmige Objekt mit dem kaputten Bildschirm vor der Vorklinik wohl habe. Auch Passanten am Paulustor dürfte es ähnlich ergangen sein. Nun hat das Institut für Kunst im Öffentlichen Raum das Denkmal renoviert und die Monitore flimmern wieder nach heutigem technischem Standard.

Kleine Geschichte der Frauenpolitik. Am Internationalen Frauentag 1992 ziehen Mitglieder des Grazer Frauenrats den in Stein gehauenen Männerköpfen im „Ehrenhof“ der Grazer Burg Müllsäcke mit den Abbildungen verdienter Frauen über. Dies ist Anlass, über die Integration von Frauenbüsten in die Ruhmeshalle unter freiem Himmel nachzudenken. Aus einer u. a. von der Kleinen Zeitung initiierten Umfrage zu den bedeutsamsten Steirerinnen gehen Anna Plochl und Paula Grogger als „Siegerinnen“ hervor, deren Büsten 1994 im Ehrenhof aufgestellt werden. Gleichzeitig setzt Landeshauptmann und Kulturreferent Josef Krainer eine Arbeitsgruppe zum Thema „Berühmte Steirerin in die Ehrengalerie des Burghofes“ ein. Als Ergebnis der Arbeitsgruppe werden die erste Grazer Ärztin Oktavia Aigner-Rollett und die Malerin Norbertine Bresslern-Roth für die Ehrengalerie nominiert. Realisiert wird schließlich nur das Aigner-Rollett-Denkmal nach einem Entwurf von Barbara Baur-Edlinger.

Interaktive Frauenemanzipation. Der aus dem Wettbewerb unter dem Titel „Codewort Frauenbüste“ als Sieger hervorgegangene Entwurf von Barbara Baur-Edlinger besteht aus zwei Hälften eines (Ehren-)Rings: Ein Teil steht vor dem Gebäude der vorklinischen Institute auf dem Universitätsgelände in der Harrachgasse, wo Aigner-Rollett 1877 geboren wurde und 1905 promovierte. Die zweite Hälfte ist vor dem Paulustor platziert, in dessen Nachbarschaft sich das Allgemeine Krankenhaus befand, dessen erstes weibliches Mitglied im medizinischen Team Aigner-Rollett war.
„Die Schnittstellen [des Rings] sind Informationsstellen, es sind dort visuelle Bildträger angebracht, die von interessierten Frauen als Kommunikationsmittel und Artikulationsmittel verwendet werden können“, so Baur-Edlinger in ihrem Konzept. Doch gerade die ins obere Ende der Ringhälfen eingelassenen Monitore, die Informationen der Frauenforschungsstelle der Uni Graz, des Frauengesundheitszentrums Graz und von Mafalda an die Frau bringen sollen, erweisen sich als Schwachstelle des Projekts. Im Juni 1997 wird das Denkmal durch den Landeskulturreferenten Peter Schachner-Blazizek enthüllt, nach nur einem Jahr muss der Betrieb des Computer-Netzwerks aufgrund der störungsanfälligen Software eingestellt werden.

Geschichte und Gegenwart. Auf Initiative des Instituts für Kunst im Öffentlichen Raum Steiermark wurde die Arbeit nun restauriert und neu installiert. Am Internationalen Frauentag 2008 wurde der Ehrenring, der vor zehn Jahren als richtungsweisende Neuinterpretation eines Erinnerungszeichens im öffentlichen Raum entstand und in dem sich Frauen-Geschichte beispielhaft mit der gesellschaftlichen Realität von Frauen verbindet, neuerlich der Öffentlichkeit übergeben. Über den Monitor flimmern nun wieder wechselnde Nachrichten von einigen zu einem offenen Informations-Ring zusammengeschlossenen Frauen-Initiativen (Frauengesundheitszentrum Graz, Frauenkoordinationsstelle der Uni Graz, Mafalda, Kunstuniversität Berlin und Kunstuniversität Istanbul) sowie biografische Daten Aigner-Rolletts. Und was vor zehn Jahren noch nicht möglich war: Auf die Inhalte dieser Informations-Plattform kann auch im Internet unter www.ehrenring.net zugegriffen werden.
Katharina Dilena

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