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Flucht-Roman. |
Dienstag, 8. April 2008 | |
Helwig Brunner: Die Zuckerfrau. Roman.Graz: Leykam 2008, 114 Seiten, 18,40 Euro Paul, ein Mann mittleren Alters, frei schaffender Übersetzer, ist gerade verlassen worden – von einer Frau, die offenbar weniger die nachhaltige Nähe als eine vorüber gehende Zerstreuung gesucht hat: „Worin er eine beginnende Liebe, den Anfang eines Familienlebens sah, das war für Martha nicht viel mehr als eine Sommerfrische, die sich von einem Tag auf den anderen abbrechen ließ.“ In gewohnt sensibler Sprache und mit distanzierter Sympathie schildert Brunner den Alltag des Protagonisten, der sich – auch wenn ihm diese berufliche Vorteile bringen könnte – dem „networking“ der Bussi-Bussi-Gesellschaft verweigert. Auf einem seiner Spaziergänge liest Paul eine junge Frau auf, Jadranka, die nach unvorstellbaren Erlebnissen aus Tschetschenien geflohen ist. Er beherbergt sie bei sich; Zuneigung keimt auf, die erwidert wird und sich dennoch wegen der Traumatisierungen, die Jadranka im Filtrationslager des Regimes erlitten hat, vorerst nicht materialisieren kann. Dann dringt die Realität des österreichischen Fremdenrechts erbarmungslos in die einfühlsam geschilderte intime Sphäre der sich entwickelnden Beziehung ein und erstickt die in der persönlichen Begegnung angelegte Überwindung des traumatischen Geschehens … Ein sehr persönlich erzählter Roman mit politischer Moral, dessen Autor sich dank seiner Erzählkunst trotz seiner klar erschließbaren Positionsnahme keineswegs agitatorischer Mittel bedienen muss, um seine Wirkungsabsicht zu entfalten. cs
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