Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Architektur der Zukunft
Montag, 7. April 2008
Otto Kapfinger, Ulrich Wieler (Hrsg.): Riess Wood3. Modulare Holzbausysteme. Wien – New York: Springer 2007.160 Seiten, reichhaltig illustriert, 39,95 Euro

Mit Holz bauen heißt nicht zwangsläufig älplerischer Sennhütten-Tradition verhaftet zu bleiben; der erneuerbare Baustoff passt sich – die Anwendung entsprechender Technologien vorausgesetzt – ideal der Formensprache moderner Architektur an, entspricht allen ökologischen Kriterien und lässt sich aufgrund des möglichen hohen Vorfertigungsgrades kostengünstig und rasch verarbeiten.
Wenn die Kenntnis der oben genannten Fakten sich inzwischen weit über den engsten Kreis der Architektur-interessierten hinaus verbreitet hat, so trägt ein Grazer Architekt daran besonderes Verdienst: Hubert Rieß, Professor an der Bauhaus-Universität Weimar, hat mit der von ihm entwickelten Modulbauweise mit Holzmodulen der Fa. KLH theoretische und praktische Pionierarbeit im Holzbau geleistet – KORSO hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit seinen Projekten beschäftigt. Und dabei geht er weit über die simple Errichtung von Gebäuden hinaus: Er sieht seine schachtelartigen Holz-Module „nicht als Einzelstück, sondern als einen ,Stadtbaustein‘ in Verbindung mit den ,Zwischen-Räumen‘ für das soziale Leben.“ (Friedrich Kurrent). Und Rieß selbst sagt: „Das Milieu – moderner gesagt: die Umweltplanung – ist das, was mir primär am Herzen liegt.“
Das nun im Springer-Verlag erschienene Buch RIESS WOOD3 gibt einen tiefen Einblick in Philosophie und Praxis des Holzbau-Pioniers. Und wenn auch die bereits realisierten Projekte wie etwa das Impulszentrum in der Grazer Reininghaus-Straße beweisen, wie gut die Modulbauweise funktioniert, so sind es doch die weit darüber hinausgehenden Visionen des Architekten, die wirklich faszinieren – etwa die Errichtung ganzer Quartiere aus entsprechend übereinander gestapelten Holzschachteln, welche die Seitenwände einer hallenartigen Konstruktion bilden, auf deren Dach wiederum eine Stadt über der Stadt aus weiteren Modulen aufgetürmt ist – mit genügend Frei- und Grünraum dazwischen. Rieß’ Projekte sind ökologisch, an den Bedürfnissen der Menschen orientiert (nicht umsonst liegt einer seiner Schwerpunkte im sozialen Wohnbau) und von bestechlicher, moderner Ästhetik; offenbar aber derzeit vordergründig zu wenig spektakulär, um auf breiter Basis zu reüssieren. Das ist allerdings nicht das Problem des Architekten, sondern jenes der Auftraggeber.
 cs

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