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„Das Fahrrad ist das kostengünstigste und gesündeste Verkehrsmittel“ |
Dienstag, 8. April 2008 | |
Mit Verkehrs-Landesrätin Mag.a Kristina Edlinger-Ploder sprach Christian Stenner über Ziele und Inhalte ihrer Radfahr-Offensive. Frau Landesrätin, Sie haben einen Schwerpunkt Fahrradverkehr ausgerufen; was sind die Ziele, die Sie sich in diesem Zusammenhang setzen? Auf welchen Anteil am Gesamtverkehrsaufkommen soll der Fahrradverkehr in welchem Zeitraum in den verschiedenen Bereichen (Graz, andere Ballungsgebiete, Land) steigen? Und mit welchen Maßnahmen wollen Sie das erreichen? Die Zielformulierung ist klar: Ich möchte den Radverkehrsanteil in der Steiermark in sechs Jahren von 6 auf 12% verdoppeln und Graz wieder zur Fahrradhauptstadt Österreichs machen. Beim Start des Projektes hatten wir einen Radverkehrsanteil von 14% und konnten bereits im ersten Jahr eine Steigerung von 1,5% erzielen. Bis 2010 wollen wir einen Radverkehrsanteil von 18% erreichen. Der Verkehrsclub Österreich hat erhoben, dass allein im Jahr 2007 die Steirerinnen und Steirer um 28 Millionen Kilometer mehr mit dem Rad gefahren sind als im Jahr davor. Hier geht es in erster Linie darum, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu stärken und neben der sportlichen und touristischen Nutzung unmissverständlich klar zu machen, dass das Fahrrad das kostengünstigste, gesündeste und klimaschonendste Verkehrsmittel ist. Der „Erste Steirische Fahrradgipfel“, den Sie einberufen haben, soll ein sichtbares Zeichen für die neue Bedeutung sein, die dem Fahrradverkehr in der Steiermark zukommt. Welche Ziele verfolgen Sie damit, wie wird der Ablauf sein, kann da jede/r Interessierte teilnehmen? Der Fahrradgipfel findet am 17. April und 18. April statt. Hervorragende Experten auf dem Sektor Radverkehr aus Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Österreich diskutieren über die jüngsten Entwicklungen und wichtigsten Maßnahmen. Die Veranstaltung richtet sich besonders an die Kommunen, wo ich persönlich noch sehr viel Potential fürs Radfahren sehe. Die Veranstaltung ist aber auch eine Auszeichnung für unsere Erfolge in Graz und in der Steiermark, die wir in sehr kurzer Zeit erreicht haben. Wir müssen aber langen Atem haben und die Radverkehrspolitik kontinuierlich und langfristig weiterentwickeln. Dabei hilft uns der Radgipfel einerseits als Expertise, andererseits quasi als Blick über den Tellerrand. Interessierte sind herzlich eingeladen (Information und Anmeldung unter illek@fgm.at und www.verkehr.steiermark.at/fahrradgipfel2008). Sie haben mit der neuen Grazer Vizebürgermeisterin Lisa Rücker von den Grünen auch über die neue schwarz-grüne Fahrradpolitik für Graz gesprochen. Gab es da Konsens und wie wird sich der manifestieren - zum Beispiel in einer Beteiligung des Landes an städtischen Radverkehrsprojekten? Wie wird sich da der Mitteleinsatz von Ihrer Seite her entwickeln? Wir haben sehr gute Gespräche geführt und ich spüre, dass meine Initiativen für Graz nun zusätzlichen Schwung erhalten. Man darf nicht vergessen, dass neben der Grünpolitikerin und neuen Vizebürgermeisterin Lisa Rücker mit Gerhard Rüsch auch ein exzellenter Verkehrsexperte mit großem Sachverständnis für das Radfahren der Stadtregierung angehört. Ich habe mit Frau Rücker einige Projekte angesprochen. Am Mittel--einsatz des Landes wird es nicht fehlen, der Finanzierungsschlüssel lautet 50:50. Stichwort Finanzierung: Wie groß sind die für Ihre Fahrradoffensive insgesamt vorgesehenen Mittel? Und in welche Bereiche werden sie fließen? Inklusive der 50-prozentigen Gemeindeanteile für den Radwegebau haben wir heuer ein Rekordbudget von rund 6 Mio Euro für den Radverkehr. Durch unseren Einsatz könnte sich dieses Budget für 2009 noch einmal steigern, da ich rechtzeitig und mit fundierten Projekten aus dem Klimaschutzfonds des Bundes nicht nur für den Öffentlichen Verkehr, sondern auch 1,8 Mio. Euro für den Radschwerpunkt beim Bund lukrieren konnte. Dazu gibt es ein Programm abseits der Infrastruktur, dass das Bewusstsein für das Radfahren und die Sicherheit stärken soll. Dieses beinhaltet zum Beispiel die Veranstaltung des Radgipfels, eine erstklassige Homepage für Radfahrer (www.radland.at), die Aktion „Wer radl’t gewinnt“ in hunderten steirischen Betrieben, die Schaffung von Radabstellplätzen und Sicherheitsaktionen für RadfahrerIn- nen, insbesondere Kinder und Jugendliche. Eines der bisher gelaufenen Projekte des Fahrradschwerpunktes war die Förderung des „Steirerbike“. Nun gibt es Kritik vor allem von Seiten des Fachhandels, dass das Steirer-Rad in Wirklichkeit nur hier zusammengeschraubt wird, die Komponenten aber alle aus Fernost stammen … Mich hat noch keine Kritik vom Fahrradhandel erreicht. Sie meinen wohl die parteipolitisch motivierte Aussendung des SPÖ-Klubobmanns Walter Kröpfl. Dazu möchte ich gar nichts sagen. Die Worte des SP-Landesrates Wegscheider, der ein großer Steirerbike-Fan ist, beim Spatenstich zur Produktionshalle des Steirerbikes waren deutlich genug. Ich bin glücklich, dass es mit dem Steirerbike 20 Jahre nach Puch wieder ein Fahrrad gibt, das in der Steiermark designed, zusammengebaut und gehandelt wird. Über 60% der Wertschöpfung dieses Rades sind steirisch und selbst das gute alte Puch-Fahrrad hatte schon eine Shimano-Schaltung. Mit dem Steirerbike hat der steirische Unternehmer Harald Scherz schon acht zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Außerdem ist er gerade dabei 500.000 Euro in den Bau einer nagelneuen Produktionshalle zu investieren. Kennen Sie die alte Volksweisheit „Neid muss man sich erarbeiten, Mitleid bekommt man geschenkt?“ Mit dem Fahrrad wurde bis jetzt gerne eine „Politik der Symbole“ (Voigt) betrieben – gerne lassen sich PolitikerInnen aller Fraktionen zum Nachweis Ihrer Öko-Orientierung und persönlichen Fitness am Radl ablichten. Natürlich bringt es der Job mit sich, dass viele Wege mit dem PKW zurückgelegt werden müssen – aber wäre nicht im Sinne der Glaubwürdigkeit und Vorbildwirkung auch eine konkrete Rad-Offensive im Kreis der politischen FunktionsträgerInnen sinnvoll und denkbar? Meine gesamte Radkampagne ist auf dem Prinzip von positiver Energie, gegenseitiger Motivation und Freiwilligkeit und nicht auf Symbolik aufgebaut. Ich halte nichts von Verboten. Mit Vergnügen stelle ich fest, dass einige Medien dieses Landes jährlich wiederkehrend Politiker nach den gefahrenen Kilometern mit ihren Dienstkarossen befragen. Es war schon einigermaßen schwierig diesen Journalisten klar zu machen, dass ich im vergangen Jahr selbst rund 3.500 Kilometer mit der Bahn und etwa 600 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt habe. Die Spalte für die Bahn- und Radkilometer war aber gar nicht vorhanden. Sie haben schon Recht, man muss viele Termine machen, die nur mit dem Auto in dieser Dichte funktionieren. Selbst der Grüne EU-Parlamentarier Michael Cramer, der seit 25 Jahren ohne Auto auskommt, musste mir bei seinem Besuch in Graz eingestehen, dass er jetzt relativ viel fliegt. Es gibt aber sehr wohl viele Gelegenheiten, das Rad oder die Bahn zu benützen. Im Zuge einer Werbekampagne für die S-Bahn werde ich sieben Pressekonferenzen in den Bezirken veranstalten. Fünf davon kann ich sehr bequem und ohne Zeitverlust mit der S-Bahn erreichen. Das ist überhaupt die wichtigste Botschaft, dass Bahn- und Radfahren je nach Situation und Gelegenheit für den Pendler, Geschäftsleute und natürlich auch für Politiker eine sehr angenehme, entspannende und vor allem Kosten sparende Variante ist. Ich denke, Taten sind mehr gefragt als Symbolik. Wenngleich auch die Symbolik ihre Bedeutung für die Kommunikation hat.
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