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Absichtslos
Mittwoch, 12. März 2008
„absichtslos“, Dieter Sperl, Ritter Verlag, 17, 90 Euro

Dieter Sperl liest gemeinsam mit Bernhard Seiter am 11.3. im Kulturhaus.

In einer Kritik des Romans „absichtslos“ von Dieter Sperl war zu lesen, dass die Summe von kurzen Texten (fünfzehn auf 133 Seiten) die Bezeichnung „Roman“ eigentlich nicht verdiene. Aber für einen Roman zählt doch eher, wie weit der Autor ausholt, und da bilden Sperls vielfältig-gleichmäßigen Beobachtungen, Stimmungen, stillen Protokolle und Träume ein Gesellschaftsporträt, das weit über Wien hinausweist. Mich erinnert Dieter Sperls Methode in „absichtslos“ an einen anderen Autor, nämlich Honore de Balzac. Wenn Sperl weniger Aufwand als Balzac mit seinen 91 Büchern der „Menschlichen Komödie“ treibt, soll mir das recht sein. Seinem berühmten Vorgänger ging es um eine „… Kritik der Gesellschaft, die Analyse ihrer Übel und die Erörterung ihrer
Prinzipien …“. Bei Sperl, der sein Buch (vermutlich absichtlich) „absichtslos“ nennt, getraue ich mich äußerstenfalls von Methode zu sprechen. Und die besteht in kunstloser Einfachheit. Die Geschichten enden meistens irgendwie, am allerseltensten mit einer Pointe, und ein eigener, irgendwie trickreicher Stil lässt sich auch nicht ausmachen. Aber diese scheinbare Unscheinbarkeit ist das Schwerste. Sie erinnert mich an den Film „4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“ von Cristian Mungiu, der auch unscheinbar, dabei aber unverwechselbar und große Kunst ist. „absichtslos“ eben. Unbedingt empfehlenswert. Absichtlich.     
wh

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