Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Congo River – Beyond Darkness
Mittwoch, 12. März 2008
http://www.congo-river.com/

Die Anspielung im Filmuntertitel auf die Flussfahrt in Joseph Conrads „Im Herzen der Finsternis“ ist gewollt: Michels Film über den Kongo versteht sich als aufklärerische Überwindung der kolonialen Sichtweisen und ihrer grausamen Folgen. Während Conrads Roman im Schrecken endet (und Michels Film hinreichend Schrecken zeigt), mündet „Congo River“ letztendlich in die Hoffnung auf die Renaissance des Kongo und des gesamten afrikanischen Kontinents. Bis dorthin ist es allerdings ein weiter Weg: Über 4300 Kilometer weit folgen Michel und sein Team dem Fluss von seiner Mündung bis zur Quelle – einem Fluss, der selbst ein Archiv der Geschichte des ihn umgebenden Landes darstellt.

Die jüngere Geschichte des Kongo verdichtet sich in Begegnungen: Etwa mit jenem „General“ der Mai-Mai-Milizen, dessen ,Reinigungsaktionen‘ er selbst auf ,geistige Offenbarungen‘ zurückführt. Und mit jenen, die zu Opfern des blinden Wütens wurden, den Frauen, die des Generals Krieger vergewaltigt und verstümmelt haben. Michel trifft Prediger und ihre Schäfchen, Kolonisten, die sich verhalten, als sei die Unabhängigkeit des Landes spurlos an ihnen vorüber gegangen, den Kapitän eines jener zahlreichen abenteuerlichen, hoffnungslos überladenen Flussschiffe, der sich seiner immensen Verantwortung für das Leben seiner Passagiere bewusst ist – und den Chef eines aufgelassenen Bahnhofs, der gemeinsam mit seinem nicht mehr bezahlten Personal die Gleise und den Bahnhof in Ordnung hält, damit der Bahnverkehr jederzeit wieder aufgenommen werden kann. Dieser Kapitän, dieser Bahnhofsvorstand – „das sind die Personen, mit denen sich ganz Afrika identifizieren kann, weil man sich auf sie stützen kann; Menschen wie sie werden den Wiederaufbau unseres Kontinents möglich machen“, hofft Michel.
Die große Mehrheit der europäischen Medien stellt dem Film beste Zeugnisse aus: „Thierry Michel stellt Krieg und Elend nicht aus, im Gegenteil: Er versucht, einer möglichen Zukunft eine Stimme zu geben, die auch ästhetisch trägt“, schreibt etwa der Berliner „Tagesspiegel“. Es gibt allerdings auch Stimmen, die das monumentale Werk für paternalistisch und zu eurozentristisch halten. Machen Sie sich selbst ein Bild!
Regie: Thierry Michel. Drehbuch: Thomas Cheysson, Thierry Michel. Kamera: Michel Techy. Musik: Lokua Kanza. Belgien/Frankreich 2006. 116 min. Farbe. 35mm. 1,66. Lingala, Kisuaheli, Englisch, Französisch OmU. Ab 12.
Auszeichnungen: Art Cinema Award, Berlinale; Publikumspreis, 11. Afrika-Filmfestival, Belgien; Bester Dokumentarfilm, Canada

Infos: KIZ-Kino im Augarten, Friedrichgasse 24, 8010 Graz, Tel. 0316/ 82 11 86

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