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ROBIN HUT - Briefe aus Absurdistan |
Dienstag, 11. März 2008 | |
27. Brief: März 2008 Hallo, alter Freund! Was tut sich dort in deinem Exil am schwarzen Kontinent? In Kenia, sagen uns die Nachrichten, haben sich jetzt erstmals die zwei großen Stämme darauf geeinigt, ihr Land und damit ihr Schicksal miteinander in die Hand zu nehmen. Auch bei uns in Europa ist das Miteinander der Stämme bei Gott keine Selbstverständlichkeit, man betrachte nur das wilde Volk hinter der Pack. Die haben einen Häuptling, der erlaubt dem zweitstärksten Stamm in seinen Jagdgebieten nicht, Ortschaften auch in ihrer Sprache zu benennen, wobei offensichtlich die Mehrheit seines Stammes seine Meinung unterstützt. Und das, obwohl er selbst nicht einmal ein Eingeborener ist … Das Problem ist wie so oft, die Sprache, die trennt, statt zu vereinen. Optische Merkmale als Trennendes zwischen den Stämmen anzuführen ist bei uns seit der Nazizeit zu Recht verpönt. Die Sprache als Waffe hingegen darf bei uns hier auch offiziell schon wieder mit voller Brutalität eingesetzt werden. In Graz wollen sie jetzt eine Stadträtin angeloben, die der dritt- oder gar schon zweitstärksten Glaubensgemeinschaft öffentlich ausgerichtet hat, dass ihr Glaubensbegründer ein Kinderschänder ist. Und jemand mit diesem Verantwortungsgefühl für den sozialen Frieden in der Stadt wird uns künftig regieren. Weil man niemanden ausgrenzen dürfe, ist das Argument. Also auch keine Ausgrenzer? Wobei man dieser Frau Winter eines zugute halten muss: In ihrer Einfachheit ist sie wenigstens noch für alle durchschaubar, wenn sie in ihr nationales Horn zum Sammeln bläst. Die Politiker der großen Parteien hingegen folgen in ihrer öffentlichen Kommunikation den Spindoktoren. G’scheite Menschen grundsätzlich, die irgendwann sicher auch was gelernt haben, über die Kommunikation im öffentlichen Raum. Und dieses Wissen seither für viel Geld verkaufen. Zum Weiterlernen oder gar sich Gedanken darüber zu machen bleibt da sicher keine Zeit. Bei den Landesschwarzen haben sie den Spindoktor fix angestellt und zahlen ihm ein Klubobmanngehalt dafür, dass er jede Initiative der Landesroten mit 20 Standardvokabeln bedenkt, deren Palette von „ungeheuerlich“ bis „skandalös“ reicht (aalglatt bis zynisch ist er selbst) – nach dem Motto: Irgendetwas wird schon hängen bleiben. Unsere Bundespolitik aber feiert gerade einen klar erkennbaren demokratischen Höhepunkt: Hat sich nach wochenlangem Ringen doch tatsächlich eine Mehrheit dafür gefunden, dass man den Verdacht des Missbrauch der Staatsgewalt Polizei durch einen Parteiapparat parlamentarisch untersuchen sollte. Wenig Wunder also, dass sich immer mehr Menschen mit Grausen von der Politik abwenden, hier bei uns. Und sich damit zufrieden geben, dass sie nicht vor ihr flüchten müssen, wie in so vielen anderen Teilen der Welt, wo statt der Worte die Waffen sprechen. Aber waren wir da nicht schon weiter? Fragt sich dein nachdenklicher Dein Robin Hut
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