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Tibet – Eine Kultur im Exil
Sonntag, 10. Februar 2008
kloos up - Luise Kloos blickt auf internationale Kulturereignisse

Im heurigen, europäischen Jahr der Integration lohnt es sich, etwas über die Grenzen von Europa zu schauen, um sich die Inspiration von möglichen Modellen erfolgreicher Aufnahme eines ganzen Volkes und seiner Kultur zu holen.

Dieser Blick geht nach Indien, dem bevölkerungsreichsten Land der Erde und zugleich größten Demokratie. Als 1959 nach der Machtübernahme Chinas Tenzing Gyatso, der derzeitige Dalai Lama, mit 90.000 Menschen aus Tibet nach Indien floh, war zunächst nicht klar, dass eine Rückkehr bis heute in das eigene Land unmöglich sein würde. Inzwischen haben von rund 6 Millionen Tibetern rund 380.000 Menschen das Land verlassen. In Dharamsala, einem in dieser Zeit nach einem Erdbeben nahezu unbewohnten Ort am Fuße des Himalaya fanden die Tibeter Aufnahme und in weiterer Folge an über 20 anderen Orten in verschiedenen Teilen Indiens. Dharamsala ist das Zentrum tibetischer Kultur außerhalb Tibets geworden. Dalai Lamas Residence in McLeod Ganj, der obere Teil von Dharamsala, ist Sitz der tibetischen Exilregierung. Hier befinden sich auch zahlreiche tibetische Organisationen und Bauwerke, der Ort wird mitunter auch „Little Lhasa“ genannt.
Die Tibeter leben, arbeiten und artikulieren sich in ihrer eigenen Sprache und Kultur. Selbstverständlich haben sie ihre eigenen Tempel, ihre eigenen Schulen und ihr Gesundheitssystem errichten dürfen. Die Tibetische Medizin ist inzwischen international bekannt und anerkannt und wird in Mc Leod Ganj durch Men-Tsee-Khang, dem Tiibetan Medical & Astrological Institute of H.H. the Dalai Lama, unterrichtet. Geht man durch die Straßen von Mc Leod Ganj so kann man alle kulturellen Ausdrucksformen bewundern und kennen lernen, die aus der tibetischen Kultur kommen. Prachtvolle tibetische Thangkas, die auch den Tempel des Dalai Lama zieren, handgewebte tibetische Teppiche, handgefertigte Statuen, Schmuck, Schals und Decken aus Yakwolle in archaischen Mustern, Klangschalen und handgemalte Bücher. In den unterschiedlichen Werkstätten kann man nicht nur zusehen, sondern mitunter wird auch Unterricht angeboten. Alte Skulpturen der allerersten Güte bringen die Neuankömmlinge aus Lhasa mit. Das Tibetan Institute of Performing Arts (TIPA) öffnet sich auch KünstlerInnen aus dem Ausland und steht in seiner Ausrichtung ganz im Zeichen der Bewahrung tibetischer Kunst und Kultur. Das Thangde Gatsal Institut bietet artists in residence Projekte für Thangka Malerei an. Die Lehrer Lobsang Choegval und Sarika Singh zählen zu den größten Meistern ihres Faches. Sie vermitteln neben der Malerei auch die damit verbundene tibetisch-buddhistische Kultur.
Koch- und Sprachkurse sind in Mc Leod Ganj ebenso möglich, wie Meditations- und Yogakurse unterschiedlicher Schulen. Der am meisten geschätzte Lehrer ist jedoch Dalai Lama selbst. Er gibt regelmäßig teachings und speziellen Unterricht für die Neuankömmlinge aus Tibet. Er unterrichtet sein Volk nicht nur im tibetischen Buddhismus sondern im praktischen Zusammenleben mit den Indern. Die nächsten teachings werden im Februar und März 2008 sein. Während dieser Zeit kommen Menschen aller Nationen nach Dharamsala.
Die tibetische Kultur zählt zu den ältesten der Erde. Dieses Weltkulturerbe ist von Auslöschung bedroht. Es zu beschützen ist nicht nur Aufgabe einer Nation, sondern bedarf der Hilfe der ganzen Welt. In Tibet selbst sind deutliche Zeichen zu bemerken, dass die Kultur nicht überleben wird, sie überlebt hoffentlich in anderen Teilen der Welt.

Tibetan Institute of Performing Arts: www.tibetanarts.org
Thangde Gatsal Institut:  www.tibetanpaintings.com
Men-Tsee-Khang: www.men-tsee-khang.org
Dalai Lama teachings: www.tibet.com
Luise Kloos - www.luisekloos.at

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