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Magere Jahre für Musik und nicht-institutionelle Theater |
Sonntag, 10. Februar 2008 | |
Anfang Jänner präsentierte die IG Kultur eine Studie über das
Förderverhalten von Stadt, Land und Bund in den Bereichen Theater,
darstellende Kunst und Musik. Ausgehend von den Kunst- und Kulturberichten von Bund, Land Steiermark und Stadt Graz erhoben die Studienleiter Mag.a Bettina Messner und Mag. Rainer Rosegger die Fördersummen von rund hundert Initiativen im Zeitraum zwischen 1994 und 2006. Ausgangsbasis waren dabei nicht Gesamtkulturbudgets, sondern die direkten Zahlungen an die Initiativen, Vereine, Vereinigungen und Institutionen. In einem qualitativen Teil wurden Gespräche mit ausgewählten Akteuren über Problemfelder, Wünsche und Anregungen der Betroffenen geführt. Von den fetten und den mageren Jahren. Zwischen 1994 und den frühen 2000er Jahren stiegen die Gesamtsummen für die untersuchten Initiativen und Gruppen bei den FördergeberInnen Land Steiermark und Stadt Graz stetig an. Viele der heute etablierten und aktiven Initiativen und Ensembles wurden Mitte und Ende der 90er Jahre gegründet und konnten in diesem förderlichen Klima wachsen und sich qualitativ wie quantitativ weiterentwickeln. Doch ab 2003 ging’s bergab. Seit dem Kulturhauptstadtjahr 2003, in dem noch einmal kräftig investiert wurde, sind die Initiativen im „freien Bereich“ mit ständigen Kürzungsankündigungen seitens der FördergeberInnen, Stagnationen und mit tatsächlichen Kürzungen durch die Stadt Graz und den Bund konfrontiert. Dies wirkt sich gerade bei den kleineren und selten durch mehrjährige Verträge abgesicherten Initiativen aus. Im Vergleich dazu stiegen die Summen der naturgemäß – auch durch den infrastrukturellen Anteil – sehr viel höher dotierten Institutionen, wie etwa der Theaterholding, während des gesamten Untersuchungszeitraumes kontinuierlich an. Zeitgenössische Musik und Tanz ganz unten. Während bei den vorwiegend zeitgenössischen Musiksparten Jazz, neue und elektronische Musik sowie Pop-Musik die Summen generell sehr niedrig sind und auch meist stagnieren, verfügt der Bereich der ernsten Musik, der Klassik, als Einziger über kontinuierlich steigende Summen. Im Bereich der darstellenden Kunst fällt auf, dass sich die für den Tanz im gesamten Untersuchungszeitraum bereitgestellten Förderungen kaum zu Buche schlagen. Die meisten Fördergelder konnten spartenübergreifende Projekte an Land ziehen. „Kulturelle Nahrungskette“. Eines ist klar: Sollte es zu Kulturbudgetkürzungen seitens des Landes Steiermark kommen, würde sich die Situation um ein Vielfaches verschärfen. Die Schere zwischen steigenden wirtschaftlichen Anforderungen, bürokratischen Aufwendungen und stagnierenden bzw. sinkenden Subventionen, in der sich gerade die freie Szene befindet, führt zunehmend zu verengten Handlungsspielräumen und in prekäre Arbeitsverhältnisse. Trotz alledem wurde auch bei der Studienpräsentation betont, dass man nicht große gegen kleine, zeitgenössische gegen traditionelle, besser geförderte gegen weniger gut geförderte Initiativen und Institutionen ausspielen dürfe. Für eine Vielfalt an kulturellen Möglichkeiten und einen gesunden Nährboden für die künstlerische Produktion sind sie alle vonnöten. Und wenn immer wieder von einer Schließung der Oper im Jahr 2012 gemunkelt wird, so sollte doch klar sein, dass dies eine Lücke in die „kulturelle Nahrungskette“ reißen würde. Vielmehr geht es, so auch der Wunsch der Theater- und Musikszene, um eine grundsätzliche Umstrukturierung und Neudefinition von Kulturförderungen und um ein Eintreten für die Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit von Kultur und Kunst und deren Subvention jenseits von Milchmädchenrechnungen über deren Umwegrentabilität. Die beiden Studien sowie die im Jahr 2006 veröffentlichte Studie zur Bildenden Kunst sind auf der Seite der IG Kultur Steiermark unter http://igkultur.mur.at/ herunterzuladen. 2009 soll eine Studie zur Literatur folgen. kd
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