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New Yorker Malerei und die Fotosammlung der Neuen Galerie
Sonntag, 10. Februar 2008
Mit High Times, Hard Times: New York Painting 1967-1975 zeigt die Neue Galerie Graz derzeit eine von Independent Curators International erstellte und organisierte Wanderausstellung, in der ein in der neuesten Kunstgeschichte zu Unrecht marginalisierter Aspekt informeller und abstrakter Malerei veranschaulicht wird.

Wenn auch New York zu Ende der 1960er Jahre ein pulsierendes Zentrum der Kunstwelt und des Kunsthandels gewesen sein mag, so steht die Konstellation von Ort und neuen Entwicklungen in der Kunst wohl für ein Problem, das bis in die Gegenwart als Krise der Malerei gegenüber den Erweiterungen des Kunstbegriffs, gegenüber performativen und sozial engagierten Strategien, vor allem aber gegenüber den Neuen Medien zur Diskussion steht.
Nach der Hochphase des Abstrakten Expressionismus, angesichts von Pop Art und Neuem Realismus, inmitten der Flower-Power-Bewegung und politischem Engagement gegen Vietnamkrieg und Establishment waren KünstlerInnen mit den Fragen der Relevanz von Malerei befasst, die sich in einer frühen Phase – wie die Ausstellung zeigt – zunächst in der starken, psychedelischen Expressivität äußerten. In ihren zentralen Abschnitten verlässt die Malerei, mit den Versuchen der Neufindung des Mediums, die Wand und nähert sich der Installation, der Performance und findet Eingang in die damals neue Videotechnik.
Mit etwa 45 Exponaten sind KünstlerInnen wie Elizabeth Murray, Mel Bochner, Yayoi Kusama, Blinky Palermo oder Richard Tutt-le vertreten. Die erwähnte Marginalisierung aus heutiger Sicht betrifft aber vor allem afroamerikanische KünstlerInnen, die hier ebenfalls mit Werken von Al Loving, Joe Overstreet, Howardena Pindell oder Jack Whitten vertreten sind.
Eine weitere Gruppe von Arbeiten zeigt die spezifische Auseinandersetzung mit Film und Video durch die Mittel der Malerei: Bis dato unübliche Techniken wie Sprayen und Irisierung finden Eingang; Oberflächen, die Interferenzen, Geschwindigkeit, Flimmern oder Verzerrungen simulieren, sind an die visuellen Qualitäten der „anderen“ Medien angelehnt. Eine die Ausstellung abschließende Gruppe von Bildern thematisiert sichtlich das Ende einer Periode der nur scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten des Tafelbildes in der analytischen Reduktion auf die Eigenschaften der Farbe im Bild.

Rückblende. Aus dem Gesamtbestand von über 2000 Werken zeigt die Neue Galerie zum ersten Mal eine von Kurator Peter Peer getroffene Auswahl ihrer Fotosammlung. Internationale Fotokunst, in Exponaten von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, dokumentiert damit entscheidende Kunstströmungen wie auch die Entwicklung der Fotografie hin zum eigenständigen Kunstmedium.
Zu großen Teilen spiegelt die Fotosammlung die eigene Ausstellungspolitik der Sechziger- und Siebzigerjahre wider, als etwa im Zuge der Trigon-Ausstellungen zahlreiche Beiträge von Künstlern aus Italien und Ex-Jugoslawien in die Sammlung eingingen. Dazu kamen Exponate von wissenschaftsorientierten Ausstellungen zur Medienkunst seit den 1990er Jahren, und ausgewählte Arbeiten aus der Zwischenkriegszeit wurden erworben, um so den Kontext der klassischen Moderne von Malerei, Grafik und Plastik zu vervollständigen. Einen Sammlungsschwerpunkt bilden die Fotozyklen zum Wiener Aktionismus.
Die Ausstellung Rückblende zeigt anhand von thematischen Fokussierungen die geschichtliche Entwicklung der Fotografie, beginnend mit den Bewegungsstudien von Eadweard Muybridge (1878) bis zur zeitgenössischen Fotografie als Mittel von Konzeptkunst, Rezeptions- und Repräsentationsformen, von Cindy Sherman bis Erwin Wurm.

Rückblende. Die Fotosammlung der Neuen Galerie Graz ist bis zum 25. Mai und
High Times, Hard Times: New York Painting 1965-1975 ist bis zum 24. Februar in der Neuen Galerie Graz zu sehen. Informationen unter www.neuegalerie.at

Wenzel Mraček

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