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AMS: Weniger geförderte Beschäftigung, mehr Qualifizierung für Beschäftigte
Sonntag, 10. Februar 2008
Die steirische Arbeitsmarktbilanz 2007 fällt positiv aus. Ein neuer arbeitsmarktpolitischer Kurs bringt massive Budgetumschichtungen.

„Das vergangene Jahr hat eine weitere Steigerung bei der Beschäftigung gebracht“, resümiert AMS-Geschäftsführer Karl Heinz Snobe – immerhin um 2,2 Prozentpunkte. Nur Oberösterreich liegt hier mit 2,4 Prozentpunkten besser. Gleichzeitig ist – was ja wegen der Zunahme von Teilzeitarbeitsverhältnissen keine Selbstverständlichkeit darstellt – die Arbeitslosenrate von 6,8% im Jahr 2006 auf 6,4% im Jahr 2007 gefallen.
Die gute Konjunktur hat sich auch auf die Qualität der Stellen ausgewirkt – immerhin 85,7% der angebotenen Stellen boten eine Dauerbeschäftigung ohne Befristung. Auch 2008 soll die Beschäftigung weiter zunehmen und die Arbeitslosenrate weiter abnehmen – allerdings nach WIFO-Prognosen, die noch vor dem Einbruch der US-Konjunktur erstellt wurden. „Die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften wird jedenfalls weiter steigen“, ist Mag. Peter Lackner, von der Wirtschaftskammer entsandtes Direktoriumsmitglied des steirischen Arbeitsmarktservice.

WiKa übernimmt Förderungs-Auszahlung. Nicht wirklich entschärft ist die Lehrstellenproblematik: Sowohl bei den Zugängen an offenen Stellen als auch bei den Lehrstellensuchenden hat es Zuwächse gegeben, 2007 standen 9726 Lehrstellensuchende 5218 offenen Stellen gegenüber. Hier hat der „JASG“ (also die Ausbildungen nach dem Jugendausbildungssicherungsgesetz) seine Funktion als Auffangnetz erfüllt: 800 Lehrlinge wurden nach diesem Modell in Richtung Lehre qualifiziert, dazu kommen noch weitere 160, die in Lehrwerkstätten ausgebildet wurden, erläutert Snobes Stellvertreterin Dr.in Hertha Kindermann-Wlasak.
Die Zuständigkeiten für die Lehrstellenförderungen sollen in Absprache der Sozialpartner neu verteilt werden, die betriebsbezogene Lehrlingsförderung und die so genannte Blum-Förderung (eine kräftige Unterstützung der Lehrlingsentschädigung, die direkt an Unternehmen ausbezahlt wird, die zusätzliche Lehrlinge aufnehmen) werden in Hinkunft von der Wirtschaftskammer verteilt werden, nur die personenbezogene Lehrlingsförderung soll beim AMS bleiben.

Massive Budget-Umschichtungen. Das auch für Arbeitsmarktpolitik zuständige Bartenstein-Ministerium setzt nun primär auf Qualifizierung. das schlägt sich auch in den Budgetzahlen des steirischen AMS nieder: Während der Bereich „Qualifizierung für Beschäftigte“ von knapp 870.000 Euro (2007) auf über 4 Mio Euro aufgefettet und damit fast verfünffacht wird und statt bisher ca. 2,7 Mio Euro ganze 11,7 Mio in den Metall-/Elektrobereich fließen, werden Posten wie allgemeine Bildungsmaßnahmen drastisch von 30 Mio auf 20 Mio gekürzt, die Eingliederungsbeihilfe für Langzeitbeschäftigungslose wird von 11,5 Mio auf 9 Mio gekürzt und auch sozialökonomische Betriebe und gemeinnützige Beschäftigungsprojekte werden Einbußen um mehr als 14% hinnehmen müssen.
Muss sich das AMS auf Geheiß des Ministeriums von den Problemgruppen des Arbeitsmarktes verabschieden? Nein, sagt Snobe: „Wir sehen das noch nicht als eine gesellschaftspolitische Wende; allerdings hätten wir selbst diese Kursänderung nicht so abrupt vollzogen.“ Mit der Einführung der Grundsicherung, meint Kindermann-Wlasak, deren Auszahlung ja letztendlich auch von der Arbeitsbereitschaft der Empfänger abhängig gemacht wird, müssten Langzeitbeschäftigungslose ohnehin wieder stärker in den Blickpunkt der Arbeitsmarktpolitik rücken, ergänzt Kindermann-Wlasak. „Wir können die dann viel größere Zahl an KundInnen nicht auf dem bestehenden finanziellen Niveau betreuen.“

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