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Forschungsdialog in Graz: Von Netzwerken und Genies
Sonntag, 10. Februar 2008
Seit dem vergangenen Herbst macht der „Österreichische Forschungsdialog“, eine Veranstaltungsserie auf Initiative des BM für Wissenschaft, in allen Bundesländern Station, um gemeinsam mit den Netzwerken von Wissenschaft und Wirtschaft neue Ideen und Strategien für die Forschung der Zukunft zu erarbeiten. Diese sollen im kommenden Sommer auf dem Forum Alpbach vorgestellt werden.

Am 28. Jänner 2008 fand im Grazer Congress der Forschungsdialog mit dem Thema „Innovation aus & mit der Wissenschaft: Exzellenz und Kooperation“, mitveranstaltet von der Forschungsgesellschaft Joanneum Research (JR), vor einem überaus zahlreichen Auditorium aus allen Sparten und Disziplinen seine Fortsetzung.

Kompetenz aus Kooperation. Das bis in die Mitte der neunziger Jahre bestehende Kooperationsdefizit zwischen Universitäten und Industrie ist mittlerweile überwunden, bestätigten stellvertretend für andere Bereiche am Vormittag Dr. Reinhold Ebner vom Materials Center Leoben (MCL) und Dr. Johannes Khinast von der TU Graz. Es sei gelungen mit Hilfe von Förderprogrammen und der Finanzierung von Schwerpunkten und Clustern eine „Kooperationskultur“ aufzubauen, die sich im internationalen Vergleich herzeigen lasse.
Wissenschaftsminister Dr. Johannes Hahn hob hervor, dass „gerade die Steiermark mit ihrer F&E-Quote von 3,6% bundesweite Vorbildfunktion hat“. Das Bundesland sei sowohl bei der universitären Forschung als auch hinsichtlich der innovationsintensiven Wirtschaft stark aufgestellt. Der Forschungsminister verwies in diesem Zusammenhang auch auf die erfolgreiche steirische Clusterstrategie, die seine Devise „Klotzen statt Kleckern“ bestätige.
Daher sei zu klären, welche Mittel im Exzellenzbereich eingesetzt werden sollten und zu evaluieren, welche bewährten Förderprogramme weitergeführt werden sollen.

Bekenntnis zur Innovationskultur. In der Forschung – so wie im richtigen Leben – kann es keinen Stillstand geben, wenn man Außergewöhnliches erreichen will. Dazu bekannten sich auch die für Forschungsfragen verantwortlichen Landespolitiker. Mag.a Kristina Edlinger-Ploder, LRin für Wissenschaft und Forschung, erklärte, dass „unsere Ideen erst durch den gegenseitigen Austausch mit anderen Menschen Früchte tragen können“. Wirtschaftslandesrat Dr. Christian Buchmann betonte die zentrale Rolle der Innovation für die Steiermark: „Drei Viertel der Mittel meines Ressorts fließen in Innovationsförderungsprojekte. Die Tatsache, dass 12 von 14 bewilligten Kompetenzzentren-Programmen einen Bezug zur Steiermark haben, zeigt deren Forschungspotenz.“
Dr. Wolfgang Polt (JR) betonte, dass in Österreich bei den Kooperationen trotz der positiven Entwicklung immer noch Aufholbedarf bestehe. Die Universitäten stehen in diesem Umfeld vor der Herausforderung, „ihre Rolle neu definieren, sich auf vielfältigere Positionen orientieren und sich vernetzen“.

Gedanken zu Genie und Kollektiv. Beim abendlichen Kaminsgespräch debattierte Dr. Bernhard Pelzl, GF von Joanneum Research, mit Dr.in Claudia Ambrosch-Draxl, Dr. Jochen Pildner-Steinburg, Dr. Hans Sünkel, Dr. Stefan Rohringer und Dr. Wilhelm Brandstätter zum Thema „Exzellenz aus Netzwerken?“. Der von Moderator Pelzl provokant gestellten These, dass Netzwerke der Exzellenz abträglich seien, wurde von den Teilnehmern herzhaft widersprochen. Ambrosch-Draxl von der TU Leoben erklärte, eine Summe von Wissenschaftlern sei mehr als eine Summe von Köpfen, solange man beachte, dass die Netzwerke nicht zu groß werden. TU- Rektor Sünkel brach ebenfalls eine Lanze für Teamwork im Netzwerk, aber der kommunikative Aufwand dürfe eben nicht ausufern. Brandstätter betonte, dass die Aufgaben der einzelnen Mitglieder konkret definiert sein müssten, um die Verantwortungsbereiche festzulegen, während Rohringer die Rolle des gegenseitigen Vertrauens hervorhob. Pildner-Steinburg erklärte, den „Erfolg von Netzwerken messe er daran, was herauskommt“.
Abschließend fokussierte man auf die Wahrnehmung der Forschung von außen: In der Wissenschaft gebe es in Österreich keine ausgeprägte Kultur der Kommunikation zwischen Intellektuellen und dem „Normalbürger“. An diesem Defizit müsse in Zukunft stärker als bisher gearbeitet werden, waren sich die Diskutanten einig.
Josef Schiffer

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