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Alcina lockt auf die Zauberinsel
Mittwoch, 12. Dezember 2007
Nur drei Mal ist auf der Studiobühne der Grazer Oper die „Alcina" von Georg Friedrich Händel zu sehen. In intimem Rahmen tritt das Ensemble der Oper den Beweis an, dass Barockoper kurzweilig, charmant und aktuell sein kann.

Alcina lockt die Männer auf ihre Zauberinsel und verwandelt sie, sobald sie ihrer überdrüssig geworden ist, je nach Laune in Felsen, wilde Tiere oder Bäche. Doch hat die Diva ihr Herz an Ruggiero verloren, der so stark in ihren Bann gerät, dass er keinerlei Erinnerung mehr an die Vergangenheit hat und seine Verlobte Bradamante vergisst. Diese möchte ihn unbedingt zurückgewinnen und macht sich in Begleitung ihres väterlichen Freundes Melisso auf zur Insel. Kompliziert wird es, als Morgana, Alcinas Schwester, sich unsterblich in die als Mann verkleidete Bradamante verliebt. Die barocken Begehrlichkeiten und amourösen Verstrickungen finden ihren Höhepunkt, als Alcinas Liebeszauber gebrochen ist und sie keine Macht mehr über Ruggiero und all die anderen verzauberten Männer hat.

 

 

Alcina bezaubert. Die 1735 in London uraufgeführte „Opera seria" in drei Akten bildet zusammen mit „Ariodante" und dem „Orlando" von 1733 gewissermaßen einen Zyklus von Werken über Ariosts Epos „Orlando furioso" (6. und 7. Gesang). Schon nach der ersten Probe beschrieb eine Zeitgenossin des Komponisten, welch faszinierende Wirkung diese Oper auf sie ausübte: „Ich glaube, es ist die beste, die er je geschrieben hat, aber das dachte ich bereits bei so vielen, dass ich nicht mit Bestimmtheit sagen kann, ‚es ist die beste’, sondern ‚sie ist so gut, dass ich es nicht in Worten beschreiben kann’."

Wie uns das Team der Grazer Oper die Geschichte der Zauberin Alcina näherbringt, verrieten Regisseurin Christiane Lutz und der musikalische Leiter des Abends, Dirk Kaftan, im Rahmen einer von Bernd Krispin moderierten Soirée. In der aktuellen Grazer Bearbeitung ist Alcina eine Zauberin der Bühne, eine Diva. Ihre Insel umgibt der Treibsand ihres Ruhmes, auf dem ihr Selbstverständnis aufbaut. Im modernen Bühnenbild bezaubert sie mehr, als sie verzaubert.

 

 

Über die Affekte. Das Wesen der barocken Oper mit ihren Improvisationen und Verzierungen versucht Dirk Kaftan mit den Sängerinnen und Sängern erlebbar zu machen. Auch wenn wir heute nicht mit Sicherheit sagen können, wie zu Zeiten Händels verziert wurde, so geben uns Werke zur Affektenlehre (etwa Johann Matthesons „Der vollkommene Kapellmeister" von 1739) einigen Aufschluss darüber. Affekte wie Begierde, Zorn, Furcht, Mut, Neid, Freude, Liebe, Hass, Sehnsucht, Eifersucht oder Mitleid, Trauer oder Schmerz werden musikalisch ausgedrückt, was eben jene Gemütsbewegungen beim Hörer hervorrufen soll. Und dies mag den jungen Profis auch gelingen: Die Sopranistin Hyon Lee, längst vom Opernstudiomitglied zur Stütze des Ensembles gereift, wird als Titelheldin zu hören sein, Ivan Orescanin, Opernstudio-Mitglied, ist Ruggiero, und Jutta Panzenböck, ebenfalls Opernstudiomitglied, Bradamante. Die junge Irene Mattausch, die unlängst als Ännchen im „Freischütz" debutierte, singt die Morgana. In weiteren Rollen: Martin Fournier, David McShane und Dorit Machatsch.

 

 

Sehr sehenswert! Zu erleben nur am 11., 13. und 16. Dezember, jeweils 19.30 Uhr.

kd

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