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Regionale08: Der Orient beginnt gleich neben Feldbach
Mittwoch, 12. Dezember 2007
Zentraler Bestandteil der steirischen „Regionale08" mit dem entspannenden Titel „DIWAN" (Anfang Juni bis Mitte September 2008) werden die „Orient-akademie" und eine Ausstellung über Leben und Wirken des berühmten, in Graz geborenen Orientalisten Freiherr Joseph von Hammer-Purgstall sein. Verantwortlich für beides ist der Grazer Orientalist und Urania-Leiter Dr. Hannes D. Galter.

Schloss Hainfeld bei Feldbach: Das mächtige Schloss aus dem späten 18. Jahrhundert ging 1835 in den Besitz des Wissenschafters Joseph von Hammer-Purgstall über und steht nach wie vor im Familienbesitz. An den ehemaligen Eigentümer erinnert eine – in der tiefen Oststeiermark besonders exotisch anmutende – arabische Inschrift über dem Portal: „Gott schütze Deinen Ruf, der gut, das größte Deiner Güter – Geh’ sicher ein in seiner Hut, er ist der beste Hüter." Das imposante Bauwerk wird eines der Zentren der ersten steirischen „regionale" sein, die vom steirischen Kulturreferenten LH-Stv. Dr. Kurt Flecker als „Nachfolgeformat" für die Landesausstellungen ins Leben gerufen wurde.

 

 

Einblicke in die verborgenen Schätze des Schlosses Hainfeld. Zum einen wird hier eine Ausstellung das Leben Hammer Purgstalls anhand jener Themen beleuchten, denen er seine Tätigkeit gewidmet hat – der Übersetzung als Vermittlung zwischen den Kulturen, dem Verhältnis zwischen der Türkei und Österreich, der Rolle Österreichs als Mittler zwischen West und Ost. „Natürlich werden wir dabei nicht im Historischen stehen bleiben", sagt Galter, „sondern die Parallelen zur Gegenwart herstellen – alle diese Themen sind natürlich gerade heute brandaktuell."

Dem genius loci will Galter auch insofern gerecht werden, als die „Schätze des Schlosses, vor allem die wunderbare Bibliothek", den BesucherInnen zumindest zum Teil zugänglich gemacht werden sollen – zum ersten Mal in ihrer Geschichte. Neben den vor Ort bestehenden Exponaten werden aber auch Leihgaben aus österreichischen und europäischen Museen zu sehen sein; das Thema der Transkulturalität, des „Lebens in zwei Welten", soll in Kooperation mit dem österreichischen St.-Georgs-Kolleg Istanbul aufgearbeitet werden. Gestaltet wird die Ausstellung von Alexander Kada.

 

 

Dichterwettkampf Orient-Okzident reloaded. Der zweite Teil der Aktivitäten soll die Begegnung zwischen Okzident und Orient auf der Ebene der sprachlichen, musikalischen und kulturellen „Übersetzungsleistung" im Rahmen einer „Orientakademie" ermöglichen. Höhepunkte sind in diesem Zusammenhang u.a. eine Neuin-szenierung des Dichterwettkampfes zwischen Johann Wolfgang von Goethe und dem persischen Dichter Hafis (Mohammed Schams al Din), die szenische Inszenierung thematisch zusammengehöriger Teile von 1001 Nacht, die zweisprachige Lesung der „Botschaft des Ostens" des pakistanischen Literaten, Mystikers und Politikers Mohammed Iqbal und ein international besetztes Symposium zu Fragen des Übersetzens in und aus orientalischen Sprachen („Lost in Translation").

Damit führt der Bogen der „Orientakademie" wieder zu Hammer-Purgstall: „Seine Übersetzungsleistungen", sagt Galter, „haben – zumindest für den deutschsprachigen Raum – das Tor für die Auseinandersetzung zwischen Okzident und Orient geöffnet."

Hainfeld und Hammer-Purgstall legitimierten auch die geografische Verortung der regionale08, meint Galter: „Damit wird all den wichtigen avantgardistischen künstlerischen Aktivitäten im Rahmen dieses Festivals so etwas wie zusätzliche Bodenhaftung verliehen."

Christian Stenner

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