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Josef Gadolla: Ein Grazer rettete Gotha 1945 vor der Zerstörung
Mittwoch, 12. Dezember 2007
Im Süden von Graz gibt es seit dem Jahr 2000 eine Straße, die nach Josef Gadolla benannt ist. Außer den BewohnerInnen der Straße dürfte Josef Gadolla den wenigsten GrazerInnen bekannt sein und wenn, dann verbindet man mit dem Namen eher Josef Gadollas Onkel, den Autor Franz Gadolla, der im Jahr 1912 gemeinsam mit Thomas Arbeiter das Buch „Die Straßen, Gassen und Plätze der Landeshauptstadt Graz" verfasst hat.

Wer ist nun dieser „andere" Gadolla, von dem anlässlich der Straßenbenennung am 4. April 2000 der damalige Bürgermeister der Stadt Graz, Alfred Stingl, meinte: „Er war sicher ein Held, ein Held der anderen Art. Er konnte keinem Befehl mehr gehorchen außer dem seines Gewissens."

Ein neues Buch der Gothaer Historikerin Helga Raschke mit dem Titel „…damit Gotha leben kann, muss ich sterben." Josef Ritter von Gadolla und die letzten Kriegstage in Gotha, das am Dienstag, 11. Dezember 2007, im Grazer Stadtmuseum vorgestellt wird, gibt einen Überblick über Josef Gadollas Leben.

Josef Ritter von Gadolla wurde am 14. Jänner 1897 in Graz geboren, wo er, der Tradition der Familie folgend, die Militärlaufbahn einschlug. Während des Ersten Weltkriegs war er im Bereich von Monte Grappa in Südtirol eingesetzt und brachte es bis zum Leutnant. Nach dem Kriegsende aus dem Lazarett Anfang Mai 1919 nach Graz zurückgekehrt, trat er in den Dienst der Volkswehr, wo er als ehemaliger k. u. k. Berufsoffizier sozialdemokratischer Vertrauensmann und Soldatenrat wurde. In den folgenden Jahren wirkte er als Offizier im Alpenjäger-Regiment Nr. 9, das u. a. bei der Niederschlagung der Februarkämpfe 1934 in Eggenberg eingesetzt wurde. Als Mitte der 1930er Jahre die Luftstreitkräfte neu aufgestellt wurden, wechselte er dorthin und wurde Kommandant einer Fliegerwerft-Kompanie am Flughafen Graz-Thalerhof. Von der Deutschen Wehrmacht übernommen, kam er 1943 als Offizier nach Gotha in Thüringen, wo er am 1. Februar 1945 als Kampfkommandant der Stadt vereidigt wurde. Als solcher unternahm er am 3. April 1945 den Versuch, die vor der Stadt liegenden amerikanischen Truppen vom Beschluss des Stadtverteidigungsrates, die Stadt kampflos zu übergeben, in Kenntnis zu setzen.

 

 

Weiße Fahnen auf Schloss und Rathaus. Er ließ an mehreren Gebäuden weiße Fahnen hissen und unternahm zwei Parlamentärfahrten. Bei der zweiten wurde er von Wehrmachtssoldaten auf Grund der am Wagen angebrachten weißen Fahne angehalten, verhaftet und in Weimar wegen Landesverrats angeklagt. Das Standgericht der Wehrmachtskommandantur verurteilte Gadolla am 4. April „wegen versuchter Übergabe des festen Platzes Gotha an den Feind" zum Tode. Während in Weimar das Verfahren gegen Oberstleutnant Josef Gadolla lief, marschierten US-Einheiten kampflos in Gotha ein, da sie die weißen Fahnen auf dem Schloss und dem Rathaus gesehen hatten. So konnte die Stadt vor weiterer Zerstörung bewahrt werden.

Ein Jahr später wurde in Gotha eine Straße nach Gadolla benannt und anlässlich des 50. Jahrestags der Rettung von Gotha wurde am Schloss, wo seinerzeit die weiße Fahne gehisst worden war, eine Gedenktafel zu Ehren von Gadolla eingeweiht. In Graz erinnern seit dem Jahr 2000 eine Straße und seit 2002 ein Gedenkstein in der Kaserne am Flughafen Graz-Thalerhof an ihn.

 

Am Dienstag, 11. Dezember 2007, 19.00 Uhr, präsentiert Dr.in Helga Raschke im Stadtmuseum Graz, Sackstraße 18, auf Einladung von CLIO und dem Friedensbüro Graz das Buch „…damit Gotha leben kann, muss ich sterben." Josef Ritter von Gadolla.

Heimo Halbrainer

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