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"Baukultur ist nicht nur für die Eliten da"
Mittwoch, 12. Dezember 2007
„Kulturpolitik umfasst weitaus mehr als die Finanzierung von Kunst und Hochkultur – es geht um die Gestaltung unserer Lebens-Umwelt", betonte der Grüne NRAbg. und Kultursprecher Wolfgang Zinggl in seiner Einleitung zum Diskussionsabend „Baukultur und Politisches Gewissen", zu dem die Grazer Grünen – vertreten durch Kultursprecherin und „Gastgeberin" GR Christina Jahn – am 26. November 2007in das lokal (Mariahilferstraße 23) eingeladen hatten.

Schwere Geburt Baukulturreport. In dieser Ausgabe der „Kulturpolitischen Gespräche" diskutierte Zinggl mit den Architekten Dr.in Irmgard Frank (Universitätsprofessorin TU Graz), DI Danijela Gojic (Graz), DI Eduardo Ramos Cunha (Graz) sowie dem Journalisten Mag. Thomas Wolkinger über die Rolle der Politik für das Baugeschehen im Lande. Ebenfalls nicht wenige Vertreter der Architekturszene befanden sich unter den Gästen. Aktueller Anlass war der Baukulturreport 2006 (BKR), ein über 500 Seiten umfassendes Werk, das nach längerer Verzögerung vor kurzem präsentiert und im Nationalrat diskutiert wurde – zumindest vor dessen Kultur-Ausschuss. Als Erfolg der Initiative verbuchte Zinggl, dass immerhin eine Fortsetzung des BKR sowie die Installierung eines ressortübergreifenden Beirats beschlossen worden sei. Der nächste Report sollte wohl also etwas leichter von der Hand gehen.

 

 

Weg vom subjektiven Qualitätsbegriff. Die Rolle der politischen Instanzen wurde im Laufe der Diskussion zwiespältig beurteilt: Einerseits sei es positiv, dass bei allen öffentlichen Objekten Wettbewerbe verpflichtend durchgeführt würden, betonte Gojic, während Frank kritisierte, dass an wirtschaftlich nicht lukrativen, aber dennoch gesellschaftspolitisch relevanten Objekten (etwa Schwimmbädern) die kommunale Politik wenig Interesse zeige. Auch seien die Bauordnung und der städtische Verbauungsplan außerordentlich flexibel, wenn es um arbeitsplatzträchtige Projekte gehe, schloss sich das Publikum an. Hier hakte Wolkinger ein, der den Architekten vorhielt, dass sie ebenfalls zu sehr auf subjektive Kriterien und nicht einen objektivierten Qualitätsbegriff setzten: „Die Architektur muss ihre Themen gesellschaftlich herüberbringen, d.h. in einen Diskurs auf Augenhöhe mit dem Bürger treten."

 

 

Mehr Bürgermitsprache statt neoliberaler Beglückung. Der offizielle Rückzug der Politik durch Auslagerung ihrer Immobilienaktivitäten (Beispiel GBG) habe dazu geführt, dass Planungsprozesse nicht mehr durchschaubar seien, bemerkte Frank, wie überhaupt die Politik wenig Interesse am aktuellen Diskurs der Architektur zeige, wie Gojic für das HDA ergänzte. Der BKR sei zudem inhaltlich von einer „neoliberalen Weltsicht" gefärbt, erfolgte Kritik aus dem Publikum, der Bericht referiere auf „ein unterschwellig-diffuses Wir-Gefühl", aber nicht auf „Instrumente für mehr Mitbestimmung".

Die Bürgermitsprache bestimmte den weiteren Verlauf der Diskussion: Ramos Cunha forderte mehr gemeinsames Handeln im Dreieck Politik, Architekten und Bürger, um dem allzu kurzfristigen Denken der Politiker wirksam gegenzusteuern. Dem wurde hinzugefügt, dass die Politik im Wohnbau auf lange überkommene Konzepte setze, die an den heutigen Bedürfnissen der Menschen schlicht vorbeigehen: Mehr Wohnbauforschung und neue Wege in der Ausbildungspraxis seien dringende Desiderata, um den Herausforderungen zu begegnen, war die Runde sich nach gut eineinhalb Stunden, die manche Fragen offen ließen, jedenfalls einig.

 

Josef Schiffer

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