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"Des is a würdiger Haberer!" - Nachruf auf Michael Günzberg
Mittwoch, 12. Dezember 2007
Damit war das Urteil gesprochen, Diskussionen beendet, ein Mensch geadelt. Denn der gesprochen hatte, war eine Instanz: Michael Günzberg, Doyen der steirischen Presseszene, Widerstandskämpfer nicht nur in organisierter Form, Robin Hood der Menschenwürde.

Legendär sein „Herr Günzberg, bitte. So viel Zeit muss sein", zahllos die Anekdoten aus dem Leben eines Aufrechten, die in der steirischen Arbeiterkammer, in den letzten Jahrzehnten sein Arbeitsplatz, in Gewerkschaftskreisen und natürlich in der steirischen Kommunikationsbranche wohl noch in vielen Jahren erzählt werden. Von ganz besonderer Bedeutung darunter aber vor allem jene, die Herrn Michael Günzberg zu jenem besonderen Menschen machen. Geschichten von Aufmerksamkeit für das Leben anderer, von aktivem Anteilnehmen und Für-Menschen-da-Sein, wenn er das Gefühl hatte, gebraucht zu werden. Meist war er der Erste, der sich meldete, wenn jemand Beistand brauchte, allzu oft der Einzige.

Ebenso respektvoll anzuführen aber auch das Wirken und Eintreten für seine Werte der Toleranz, der Menschenwürde, des gegenseitigen Respekts unter den Menschen: Eines Abends trifft ein Freund Michael Günzberg an einer Theke, wo dieser überraschender Weise mit einem deklarierten sehr weit rechts stehenden Politiker zusammensteht, und meint nicht feig: „Hallo, verbrüdern wir uns jetzt schon mit den Nazis?" Leise die Antwort von Michael Günzberg: „Gib Ruhe, seine Mutter ist heute gestorben."

Michael, wir Freunde wissen, dass du in deiner Bescheidenheit das Aufheben um deinen Abschied mit Ironie und humorvollem Spott kommentiert hättest. Wir sind es, die das jetzt brauchen, um damit fertig zu werden, dass du jeden von uns so plötzlich allein gelassen hast. Und wir sind es, die jetzt schwer an der Last tragen, bestmöglich deinen Geist, das was du in so vielen von uns an Spuren hinterlassen hast, weiter zu tragen um deiner als Haberer beiderlei Geschlechts würdig zu sein. Dir wünschen wir, wo immer du jetzt bist: Rock ’n Roll, qualitätsvolles Essen, Trinken und Rauchen und natürlich Respekt.

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