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Nubior.net Styria: Potenzial für Rohstoffe aus Pflanzen - "ein schlafender Riese"
Samstag, 10. November 2007
Die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen wird in den kommenden Jahrzehnten eine dramatisch zunehmende Bedeutung für die industrielle Produktion von Arzneimitteln, Kosmetika usw. erlangen – diese mittlerweile auch im breiteren öffentlichen Bewusstsein akzeptierte Tatsache hat an den Instituten für Nachhaltige Technologien an der Technischen Universität Graz und der Forschungseinrichtung Joanneum Research bereits seit geraumer Zeit für intensive Aktivitäten gesorgt.

Eines der erfolgversprechenden Ergebnisse aus den gemeinsamen Forschungsprojekten der wissenschaftlichen Arbeitsgruppen ist das Netzwerk NUBIOR.net STYRIA, das sich zur Aufgabe gesetzt hat, innovative Ideen auf dem Gebiet der Pflanzennutzung gemeinsam mit der Industrie – angefangen von der Forschung bis hin zur nachhaltigen Nutzung – umzusetzen.

 

Zukunftsfeld nachwachsende Rohstoffe. Ende Oktober 2007 fand im Ökopark Hartberg, dem Hauptstandort von NUBIOR.net STYRIA, eine Konferenz zu den erbrachten Leistungen sowie den Zukunftsperspektiven dieses Netzknotens statt, an der Wissenschaftslandesrätin Mag.a Kristina Edlinger-Ploder und der JR-Geschäftsführer Hon.-Prof. Dr. Bernhard Pelzl teilnahmen.
Von den Teilnehmern der Fachtagung wurden Inhalte, erzielte Ergebnisse sowie die zukünftig geplante Entwicklung des Wissenschaftsnetzwerks dargestellt. Dabei wurde die Wichtigkeit des Beitrages, den das Netzwerk zur Entwicklung des F&E-Standorts Steiermark im Bereich der stofflichen Nutzung biogener Rohstoffe liefert, von LRin Edlinger-Ploder hervorgehoben. Der Koordinator des Netzwerkes, Dr. Herbert Böchzelt, betonte die hohe Entwicklungs-Kompetenz an den steirischen Forschungseinrichtungen: „Die Breite der Forschung zeigt sich an den zahlreichen Partnern aus dem industriellen Bereich und nicht zuletzt an der Integration in das K1-Forschungszentrum Pharmaceutical Engineering, die der zunehmenden Bedeutung von Naturstoffen für die Arzneimittelforschung Rechnung trägt."

 

Breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten. Böchzelt stellte gemeinsam mit dem Pharmakologen Univ.-Prof. Dr. Rudolf Bauer (Karl-Franzens-Universität Graz) die zentralen Punkte des Netzwerkes vor: „Unser Anliegen ist es, das nötige Know-how sowie moderne Apparaturen, etwa nachhaltige Bioraffinerie-Systeme, für die notwendigen Laboranalysen bereitzustellen. Die prospektiven Produktbereiche umfassen Nahrungsergänzungsmittel, Naturkosmetik und biologische Schädlingsbekämpfung, um nur einige zu nennen."
Die am Netzwerk beteiligten Firmen und wissenschaftlichen Institutionen kommen aus so verschiedenen Bereichen wie Biotechnologie, Chemie, Futtermittelerzeugung, Kosmetik, Lebensmitteltechnologie, Pharmazie und Verfahrenstechnik. Man habe aber für das Netzwerk durchaus eine weitere Ausweitung der Teilnehmer im Auge, so Böchzelt: „Neue Mitglieder aus Wissenschaft und Wirtschaft sind jederzeit willkommen – mittelfristig ist es geplant, dass das Netzwerk auch gemeinsame Groß-Infrastruktur anschafft."

 

Kooperationen mit der Industrie. Neben Vorträgen von Seiten der Industrie von Dr.in Christine Stiehl (BASF AG) und Dr. med. Eberhard Pirich (BIONORICA AG) wurden die bisherigen Ergebnisse und die zukünftigen Perspektiven von NUBIOR.net STYRIA durch die am Netzwerk beteiligten steirischen WissenschafterInnen dargestellt. Univ.-Prof. Dr. Gerhart Braunegg (TU Graz) sieht durch die Optimierung von Industrieprozessen bei der Herstellung von Chemikalien enorme Potenziale: „An prominenter Stelle stehen dabei die Entwicklung von Biokunststoffen, die auf Molkebasis hergestellt werden, sowie die Produktion von Biotreibstoffen aus tierischen Abfallfetten."

Ausbildung für zukünftige Technologien. „In einer ganzheitlichen Sicht kommt auch der Ausbildung der Nachwuchsforscher eine zentrale Rolle zu", betonte Prof. Dr. Michael Narodoslawsky. Ein erster Ansatz sei mit der Einführung eines Masterstudiums mit dem Schwerpunkt „Erneuerbare Ressourcen" an der TU Graz sowie verschiedenen internationalen Programmen umgesetzt worden. Die Erzeugung von Rohstoffen dürfe ebenfalls nicht losgelöst von Funktionszusammenhängen der Natur gesehen werden, so Narodoslawsky, sondern im Kontext eines umfassenden Nachhaltigkeitskonzepts. Daher sei es auch notwendig, im Zuge einer „biogenen Wende" den Aufbau gänzlich neuer Industriestrukturen zu planen, die auf Grundlage ihres ökologischen Nutzens bewertet werden müssten.

Josef Schiffer

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