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Grazer Energiegespräche: Klima sucht Schutz in Graz
Donnerstag, 11. Oktober 2007
Am 13. September fand in der Fachhochschule Joanneum die Auftaktveranstaltung der „Grazer Energiegespräche“ statt, die von Umweltreferent Walter Ferk ins Leben gerufen ganz im Zeichen des Klimaschutzes steht.

In fünf weiteren Schwerpunkten, die bis Anfang kommenden Jahres bei freiem Eintritt in Graz stattfinden werden, will man konkrete Aspekte des Klimaschutzes und der Energieeffizienz im kommunalen Bereich thematisieren: In Diskussion mit Experten und Politikern sollen gemeinsam wirkungsvolle Handlungsansätze für die Reduktion der Treibhausgase entwickelt werden.



Entwicklung zukunftsorientierter Strategien. „Global denken und lokal handeln ist als Richtschnur gültiger denn je“, erklärte Bgm-Stv. Walter Ferk zur Eröffnung der Veranstaltungsreihe, „die Wahrnehmung von Verantwortung sind wir uns und vor allem den künftigen Generationen schuldig. Welche Beiträge eine Stadt wie Graz zum Klimaschutz leisten kann, soll in dieser hochkarätig besetzten Veranstaltung diskutiert werden. Damit möchten wir die Entwicklung zukunftsorientierter Strategien für eine kommunale Energie- und Klimaschutzpolitik anstoßen.“

Der Landesrat für Umwelt, Ing. Manfred Wegscheider, bekräftigte, dass die Herausforderung Klimawandel nicht als vorübergehendes „Modephänomen“ betrachtet werden dürfe, sondern eine ernsthafte Problemlösung ohne billigen Populismus erfordere. Die Umweltpolitiker der Stadt, von der ÖVP, DI Georg Topf, der SPÖ, Karl-Heinz Herper und von den Grünen, Christina Hahn, wollen sich ebenfalls für eine rasche Umsetzung entsprechender Strategien einsetzen.



Breite Partnerschaft zwischen Politik, Interessenvertretungen und Wirtschaft. Die „Grazer Energiegespräche“ sind das Ergebnis einer breiten Kooperation zwischen Politik und Wirtschaft: Sie werden vom Umweltamt der Stadt Graz zusammen mit der Wirtschafts- und der Arbeiterkammer Steiermark, der Energie Graz und der Steirischen Gas-Wärme sowie dem Energiebeauftragen des Landes Steiermark veranstaltet. Die fachliche und organisatorische Betreuung erfolgt durch die Grazer Energieagentur, als deren Leiter DI Boris Papousek mit berechtigtem Stolz darauf hinweist, dass „bereits vor zehn Jahren mit der Gründung der Grazer Energieagentur ein vorausschauender Schritt gesetzt wurde und jetzt ein gut entwickeltes Umsetzungsinstrument für die kommunale Klimaschutzpolitik zur Verfügung steht“.



Fernwärme und Solarenergie für eine saubere Wärme. Dass Klimaschutz und Wirtschaft keine Gegensätze bilden müssen, darauf verweisen auch die beiden Energie Graz Geschäftsführer, Mag. Dr. Gert Heigl und DI Dr. Rudolf Steiner: „Als der Grazer Energiedienstleister sind wir uns unserer Verantwortung bewusst und forcieren die umwelt- und klimaverträglichen Energieträger Fernwärme und Solarenergie“. Bereits seit einiger Zeit werden mehrere größere Fernewärmeanlagen auf dem Gebiet der Stadt Graz durch die Einspeisung aus Solaranlagen unterstützt, um die Energienutzung noch umweltfreundlicher zu gestalten.



Vorrang für gasbetriebene Fahrzeuge – Individualverkehr eindämmen. „Fernwärme und auch Erdgas erweisen sich als wahre „Feinstaubkiller“, da sie keinen Feinstaub emittieren“, betont der Steirische Gas-Wärme Vorstandsdirektor Günter Dörflinger, MBA. „Als umweltschonende Alternative im Straßenverkehr setzen wir auf mit Gas betriebene Fahrzeuge. Damit können die Partikelemissionen aus dem Straßenverkehr – ebenso wie auch CO2 – erheblich gesenkt werden.“

„Eine Stadt wie Graz kann im Rahmen ihrer Kompetenzen für die Zukunft nachhaltige Klimaschutzmaßnahmen setzen“, ist auch der Landesenergiebeauftragte DI Wolfgang Jilek überzeugt: „Dabei sollte auf alle Bereiche eingewirkt werden; besonders notwendig ist es – was aber von Seiten der Politik viel Mut erfordert – Maßnahmen beim Verkehr zu setzen und den motorisierten Individualverkehr einzudämmen.“



Der Klimawandel erfordert rasches Handeln. Als eine der beiden Hauptreferentinnen des Abends präsentierte die renommierte österreichische Klimaforscherin Prof. Dr.in Helga Kromp-Kolb vor den zahlreichen Besuchern die Schlüsselergebnisse der Wissenschaft zum Klimawandel, wie sie vor einem Jahr mit dem Film von Al Gore „Eine unbequeme Wahrheit“ für Furore gesorgt hatten. Kromp-Kolb machte untermalt von eindrucksvollen Statistiken und Bildern klar, dass auch Österreich vom Klimawandel in den kommenden Jahrzehnten massiv betroffen sein wird. „Es geht darum, den dramatischen Temperaturanstieg zu mindern, denn ganz aufhalten werden wir ihn ohnehin nicht können.

Das erfordert drastische und langfristige Maßnahmen, von deren Wirksamkeit die heute aktiven Politiker nicht mehr profitieren werden, die aber nichtsdestoweniger äußerst dringlich sind, mahnte Kromp-Kolb. In diesem Zusammenhang gab sie zu bedenken, angebliche „Leuchtturmprojekte“, wie etwa ein überdimensioniertes Gaskraftwerk im Süden von Graz zu überdenken.

Klimamusterstadt Zürich als Modell für Graz. Die Gastreferentin Dr.in Marie-Therese Büsser vom Gesundheits- und Umweltdepartement der Stadt Zürich stellte in ihrem Referat den Legislaturschwerpunkt 2006–10 „Nachhaltige Stadt Zürich – Auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft“ vor. Sie hob ebenfalls hervor, dass „nur eine auf Langfristigkeit angelegte Klimaschutzpolitik mit klaren Zielen und Maßnahmenplänen sowie einem systematischen Controlling zur Unterstützung der Umsetzung Erfolg haben kann“. Während die Europäer durchschnittlich 6000 Watt konsumieren, ist es das Ziel der Stadt Zürich, den Verbrauch ihrer Bürger auf 2000 Watt zu senken, also zu dritteln. Gleichzeitig soll durch die Forcierung nichtfossiler Energien der
CO2-Ausstoß von neun auf weniger als eine Tonne reduziert werden. Neben einer Steigerung der Effizienz besteht die Strategie vor allem in der Förderung von Fußgänger- und Radverkehr sowie der Sanierung energiehungriger Altbauten. Außerdem wurde der individuelle Pkw-Verkehr, auch durch Verringerung der Parkmöglichkeiten, drastisch eingeschränkt.

In der abschließenden Diskussion wurde über Möglichkeiten gesprochen, diese Konzepte auch für Graz wirksam umzusetzen: Wesentliche Voraussetzungen dafür – so der allgemeine Tenor – werden unbedingt die Umsetzung des lange geplanten S-Bahnsystems sowie der Ausbau von Pendlerparkplätzen an der weiteren Peripherie des Stadtgebiets sein müssen.

Josef Schiffer



Weitere Informationen unter www.grazer-ea.at

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