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bfi Steiermark – Visuelle Darstellungen für blinde und sehbehinderte Menschen
Donnerstag, 11. Oktober 2007
Die EU unterstützt europaweit innovative Projekte, Austauschprogramme und Studienbesuche. Die Teilnahme an solchen Programmen – z. B. Leonardo da Vinci, Sokrates, Gemeinschaftsinitiativen des Europäischen Sozialfonds (ESF) – bringt neue Impulse durch internationale Kooperationen. Das bfi Steiermark ist daher an der Entwicklung und Durchführung von transnationalen EU-Projekten entweder als Träger oder als Partner beteiligt. Großen Handlungsbedarf sieht Walerich Berger vom bfi-Steiermark im Bereich
E-Learning für Sehbehinderte und Blinde. „Die Teilnahme des bfi am Projekt AHVITED ermöglicht die Verbesserung des Zuganges zum Arbeitsmarkt für Menschen mit Sehbehinderungen“, so Walerich Berger.

Das Projekt AHVITED, an dem SpezialistInnen aus England, Irland, Italien, Rumänien, Dänemark und Österreich beteiligt sind, beschäftigt sich mit innovativen Methoden, um Blinden und Sehbehinderten visuelle Darstellungen zu vermitteln und soll im Oktober 2009 abgeschlossen sein. Mit Projektleiterin Michaela Meier vom bfi-Steiermark sprach Manfred Unterholzer für KORSO über den aktuellen Stand des Projektes.



Welche Fragen liegen dem Projekt AHVITED zugrunde?

Wie soll ein Blinder oder Sehbehinderter in einem E-Learning Kurs in Betriebswirtschaft Zugang zu den Diagrammen, Organigrammen, Fließbildern oder der Bildschirmaufteilung bei Word oder Excel bekommen? Und was macht ein blinder oder sehbehinderter Benutzer der Biologie studiert und dafür mit Bildern von Muskelgruppen, der Zellstruktur, dem Nervensystem oder dem Skelett arbeiten muss? Oder wie soll man Blinden oder Sehbehinderten im Physikunterricht molekulare Strukturen oder mechanische Diagramme erklären? Anhand dieser drei Beispiele von ganz gewöhnlichen Schulfächern wird schnell klar, welch hoher Anteil an Grafiken im täglichen Unterricht verwendet wird. Grafiken sind einfach und hilfreich für Schüler, die sehen können, aber völlig unzureichend für sehbehinderte oder blinde Schüler. Überlegt man sich nun, wie viele Fächer bereits jetzt und auch zukünftig über E-Learning-Netzwerke unterrichtet werden, erahnt man die Tragweite des Problems für Blinde und Sehbehinderte. Zudem sei noch erwähnenswert, dass die Datenmenge, die man auf einem taktilen Arbeitsblatt darstellen kann, relativ begrenzt ist. Dies wird durch die unterschiedlichen Strukturen, die ein Mensch ertasten kann, ebenso begrenzt wie durch die Blindenschrift. Denn zu viel Blindenschrift auf einem taktilen Arbeitsblatt erschwert es der blinden Person die relevanten Daten herauszufiltern.



Wie kann blinden Menschen eine Grafik erklärt werden?

Es ist heute kein Problem mehr, grafische Darstellungen in taktiler bzw. fühlbarer Form zu präsentieren. Allerdings war der Blinde oder Sehbehinderte bisher immer auf die Hilfe einer sehenden Person angewiesen, die ihm die taktile Darstellung erläutert. Einen anderen Lösungsansatz bieten Erklärungen der Grafik in Blindenschrift, die allerdings viel Platz brauchen. Diese Möglichkeiten funktionieren im konventionellen Klassenzimmer, sobald der Lernende allerdings online Zugang zu neuen Bildungsinhalten haben möchte verkompliziert sich die Sache. Bei unserem Projekt arbeiten wir mit einer Mischung aus hör- und fühlbaren Informationen, die eine taktile Grafik ergänzen. Die entwickelte Methodik wird im herkömmlichen Klassenzimmer aber auch im virtuellen Raum auf E-Learning Basis Verwendung finden.

Welche Ergebnisse sind von AHVITED zu erwarten?

Vor allem gilt es den Lernzugang im IT-Bereich für Menschen mit Sehbehinderungen zu erleichtern. Daher werden Lernunterlagen für Tabellenkalkulationsprogramme (z.B. Excel) geschaffen. Das Hauptaugenmerk des Projekts liegt auf der Weiterentwicklung von Systemen, die schon jetzt in herkömmlichen Unterrichtssituationen verwendet werden. Weiters werden Lernunterlagen zum besseren Verständnis von Landkarten und sonstigen geographischen Daten hergestellt. Und ein Projekt beschäftigt sich mit Sexualerziehung. Sehbehinderten soll mit Lernmaterialien eine bessere Vorstellung über den menschlichen Körper geboten werden. Das Royal National College (RNC), spezialisiert im Bereich der Schulung bzw. Integration von blinden und sehbehinderten Menschen, ist koordinierender Partner des Projektes, das im Oktober 2009 abgeschlossen werden wird. Das bfi Steiermark ist für die Entwicklung der „fernlern“ - Unterrichtsmaterialien zuständig.



Weitere Informationen unter: www.bfi-stmk.at

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