Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Mit zartem Strich gezeichnet
Dienstag, 11. September 2007
Emil Breisach: Augenblicke des Zauderns, Gedichte. Weitra: Bibliothek der Provinz 2007, 64 Seiten, 12,- Euro.

Dies ist der dritte Gedichtband von Emil Breisach, den Richard Pils in den letzten Jahren herausgab, nach Klangstaub und Aderngeflecht. Die Gedichte sind wie Miniaturen, mit zartem Strich gezeichnet, meist nur sechs oder acht Zeilen lang. Sie haben keinen Titel, der eine Pointe vorgeben würde. Gerade weil sie leise sind, laden sie zum genaueren Lesen oder Hinhören ein. Der Autor versteht die Kunst der Reduktion, er feilt an seinen kurzen reimlosen Strophen, um überraschende Bilder oder Wendungen zu bieten:
„In die Abgründe der Begründungen gestürzt / Im Schmelzwasser der Eisblöcke kein gangbarer Weg“
Das ist nicht Resignation eines jüngeren Mannes, das ist sachliche Feststellung aus der Erfahrung des Altgewordenseins. Das kleine Gedicht spielt mit dem sprachlichen Material, vor allem in der ersten Zeile, und die knappe Metapher der zweiten Zeile bedeutet neben Ausweglosigkeit auch Kälte. Wahrheit kann kalt sein.
Emil Breisach muss in Graz nicht vorgestellt werden; er war als Rundfunkmann, als Präsident des Forum Stadtpark und die letzten 20 Jahre als spiritus rector der Akademie Graz tätig. Seine Verdienste um das kulturelle Leben in der Steiermark sind bekannt und unbestritten. Er steht mit Anfang 80 immer noch etwa mit Lesungen im öffentlichen Leben und macht in seiner Lyrik kein Hehl aus seinem Alter. Er will, scheint es, den Freunden seiner Gedichte sagen: Ich habe erlebt und erfahren und nachgedacht, und ihr sollt nacherleben, miterleben mit mir, und ich biete euch leichtfüßige und erfindungsreiche Poesie, auch zu schwerwiegenden Themen wie Liebe, ja, und Alter und Tod, über den es heißt:
„Er selbst auf ewig verdammt / weiß keinen Gegner“
Die Gedichte sprechen nicht vom „Ich“, sondern sagen „wir“ oder „du“. Damit laden sie uns ganz besonders in das Reich ihrer Bilder und Gedanken ein. Sie bieten manchmal Blicke auf die Natur, manchmal auf die Stadt, sie sind manchmal überraschend selbstkritisch, selten wehmütig und immer inspirierend.

Hedwig Wingler

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