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Die Welt, eine Endlosschleife
Mittwoch, 11. Juli 2007
Vor 25 Jahren wurde der Commodore 64 zum ersten Mal dem europäischen Publikum vorgestellt. Mit über 20 Millionen verkauften Exemplaren wurde er zum meistverkauften Heimcomputer aller Zeiten. Eine ganze Generation vor allem männlicher Jugendlicher wuchs mit diesem unförmigen Kleinrechner auf, der mit seinen 16 Farben und dem charakteristischen Klang seines dreistimmigen Synthesizers neue Maßstäbe setzte und, getreu dem Motto des Firmengründers Jack Tramiel, mit seiner Preispolitik den „Massen“ die neue Technologie nahe brachte.

Der C64 blieb zehn Jahre lang ein Verkaufsschlager, bevor er, technologisch bereits weit im Rückstand, auch im Wohn- und Kinderzimmer Platz machen musste für PC und PlayStation. Doch in diesen zehn Jahren dominierte er die Welt von Millionen Computerfreaks, half beim Erlernen von Programmiersprachen, Textverarbeitungsprogrammen sowie anderen mehr oder wenigen nützlichen Anwendungen – und diente einer Jugendkultur, die auf Computerpartys Programmierwettbewerbe mit hunderten Teilnehmern abhielt und nebenbei ein weltweites Tauschhandelsnetz mit (natürlich illegal vervielfältigten) Computerspielen aufbaute, als Plattform.
Irgendwann zu Beginn der 90er Jahre ging diese Szene in anderen Computerkulten auf, viele verloren auch das Interesse an der Lebensform als Hacker oder Nerd. Nur ein harter Kern blieb bestehen und widmet bis heute einen Teil seiner Freizeit dem mittlerweile ein Vierteljahrhundert alten Commodore 64. Manche auf der Original-Hardware, andere mit Hilfe von Emulatoren, die es unter praktisch jedem Betriebssystem ermöglichen, C64-Software zu verwenden.
Nachdem mit dem kommerziellen Ende des C64 Anfang der 90er auch Zeitschriften und Neuerscheinungen auf dem Gebiet der Hard- und Software vom Markt verschwunden waren, griffen die Fans zur Selbsthilfe und gaben Diskmags (Zeitschriften auf Diskette), Bastelanleitungen und selbst programmierte Spiele heraus. Gedruckte Magazine, die ein breiteres inhaltliches Spektrum abdeckten, gab es aber um die Jahrtausendwende längst nicht mehr.
Der Grazer C64-Fan Georg Fuchs wollte diese Lücke schließen und produzierte 2002 die erste Ausgabe von Lotek64, einer gedruckten Zeitschrift, die seither viermal pro Jahr auf 28 Seiten versucht, der Welt der Heimcomputer und ihrer Besitzer Lesestoff zu bieten. Dank Sponsoren und einem österreichisch-deutschen Redaktionsteam, das ausschließlich per E-Mail zusammenarbeitet, wird das Heft, das in sieben Ländern gelesen wird, nun seit fünf Jahren kostenlos angeboten, AbonnentInnen müssen nur für die Portokosten aufkommen. 8-Bit-Rechner, die Spielekultur der 80er Jahre, antike Hardware und elektronische Musik haben sich als dauerhafte Schwerpunkte herauskristallisiert. Die C64-Welt dreht sich weiter.

Abo-Bestellung: lotek64@aon.at
Web: http://www.lotek64.com – Alle Ausgaben sind kostenlos als PDF verfügbar.
Die regelmäßige Kolumne „Pixelpunch“ von Klemens Franz ist ein Kernstück des Magazins Lotek64. In der jüngsten Ausgabe schrieb er über die Widersprüche, in die ein junger Vater gerät, wenn er Kinder aufziehen und gleichzeitig seinem Hobby – alten Computerspielen – frönen will.


Klemens Franz
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