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Michael Schilhan: „Es ist schön, wenn Kinder mit Erwachsenen ins Theater kommen"
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ImageDie laufende Spielzeit 2006/07 des Kinder und Jugendtheaters Next Liberty geht in die Zielgerade. Der Spielplan für die Spielzeit 2007/08 wurde bereits vorgestellt. Über Feinheiten bei der Spielplanerstellung für die Zielgruppe Kinder, Jugendliche und Erwachsene, über Highlights und Ziele beider Spielsaisonen sprach Doris Schmid mit Michael Schilhan, dem geschäftsführenden Intendanten von Next Liberty.

Wenn Sie auf die laufende Saison zurückblicken - welche Stücke waren besondere Highlights?

Mit Sicherheit „Ritchy 3", aber auch „Pommes Fritz und Margarita", bei dem das Thema Fremdenfeindlichkeit behandelt wurde, und jedenfalls auch „Figaros Hochzeit", wo Kinder für Kinder spielen. Bei dieser Produktion stellt man Kindern, denen es nicht so gut geht, eine Plattform zur Verfügung. Sie bekommen einen Platz in der Produktion und können zeigen, was sie können. Das Konzept geht voll auf, das Ergebnis ist schön anzusehen und ist sinnvoll, und daher wird „Figaro" in die nächste Saison mitgenommen.

Auf dem Spielplan der nächsten Saison stehen einige Kinderopern. Welche Ziele werden mit der Aufführung von Kinderopern verfolgt?
Das Wichtigste ist, dass man sich mit Musik aktiv auseinander setzt, dass man sagt: Popmusik ist o.k. Klassische Musik ist auch o.k. Ein gutes Beispiel dafür sind auch die Familienkonzerte der Grazer Oper, bei denen der Dirigent die aufgeführten Werke bespricht und kommentiert. Bei „Figaros Hochzeit" kommentiert ein Kind. Der Vorteil bei einer Kinderoper ist, dass die Geschichte meist bekannt ist und man diese dadurch auf unterschiedlichen Ebenen erleben kann.

Der Spielplan für die kommende Saison beinhaltet Klassiker wie „Momo", „Das Austauschkind" oder „Peter Pan", aber auch weniger bekannte und neue Stücke, wie „Die Heirat" oder „David und Madonna". Wie gelingt ein optimaler Spielplan für die heterogene Zielgruppe Kinder und Jugendliche bis 16 bzw. auch für Erwachsene?
Bei der Spielplanerstellung muss man genau die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen mitdenken, die ca. alle zwei Lebensjahre einen Sprung macht. Zwischen zehn und zwölf ist ein Unterschied. Und mit dreizehn ist ein Unterschied zwischen Mädchen und Buben. Es kann auch sein, dass man die Altersempfehlung korrigieren muss, auch dass man „raufkorrigiert": Das war beispielsweise beim „Zögling Törless" so. Wenn man das Buch liest, sagt man: „Für 14-Jährige ist das kein Schocker". Doch wenn man das Stück sieht, muss man mit dem Alter raufgehen. Aber man soll die Kids auch nicht unterfordern, es soll ihnen ja nicht fad werden. Und schließlich kennen die LehrerInnen ihre SchülerInnen auch.

Apropos LehrerInnen. Werden die Angebote und Materialien für Schulen gut angenommen?
Ja, natürlich, und wir kommen auf Wunsch auch in die Schulen. Da gibt es oft regen Austausch, spannende Diskussionen.

Das Stück „Fast Food" von Anna Hauer wurde kurz vor der Premiere aus dem Spielplan genommen. Warum?
Wenn man Theater macht – egal um welches Thema es geht, ob um Jugendprobleme oder ob um das Dritte Reich –, dann soll das Thema nicht das Stück übertreffen. Das Thema ist nicht wichtiger als die künstlerische Umsetzung.
Bei „Fast Food" wurde mit der Spiegelsituation gearbeitet: Ein Erwachsener, ein erfahrener Theatergeher weiß, das ist jetzt der Spiegel. Aber der Spiegelsituation können die Kids nichts abgewinnen. Es war gut gemeint, aber es ist nicht aufgegangen. Und: Die Entscheidung wurde vom Ensemble mitgetragen.

Wäre die Entscheidung nicht früher möglich gewesen?
Eine Absage kommt immer zu früh oder zu spät. Klar, man denkt, irgendetwas stimmt nicht. Man kann nicht immer sagen, man hat Recht oder Unrecht. Es gibt auch einen Zustand der Ratlosigkeit, des Unbehangens. Das kann man manchmal nicht gleich festmachen, dazu stehe ich.

Abschließend: Was ist das Schöne am Kinder- und Jugendtheater?
Es ist schön, wenn Kinder mit Erwachsenen ins Theater kommen. Es soll ein gemeinsames Erlebnis sein. Für Erwachsene ist die Kindheit abgeschlossen, und im Theater, dieser 2000 Jahre alten Kunstform, wird sie charmant zurückgeholt. Es freut mich auch, dass uns die Menschen so zahlreich besuchen. Ich weiß, das ist keine Selbstverständlichkeit.

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