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Konsumraum – einen Versuch wert? |
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Ein Konsumraum wäre ein sinnvolles Angebot im Suchtbereich: DSA Roland Urban, DSA Iris Eder, Stadträtin Wilfriede Monogioudis, Dr. Ulf Zeder Seit dem Jahr 2004 steht der Kontaktladen in der Orpheumgasse für Drogenabhängige offen, die Beratung oder Unterstützung benötigen. Durchschnittlich besuchen 90 Personen pro Tag diese Anlaufstelle, um lebenspraktische Hilfen und medizinische Grundversorgung, Spritzentausch, Duschen, Essen, Wäschereinigung oder Beratung in Anspruch zu nehmen. Seit einiger Zeit überlegt die Stadt Graz, an den Kontaktladen einen Drogenkonsumraum anzuschließen. Ob der Probebetrieb zustande kommt, hängt von einem politischen Konsens ab. „Der Kontaktladen ist unverzichtbarer Bestandteil der Drogenhilfe in Graz geworden", so die verantwortliche Stadträtin Wilfriede Monogioudis. In den Jahren 2004 bis 2007 ist es gelungen, mehr als 600 der rund 1500 DrogenkonsumentInnen zu erreichen und durch die drei Betreuungsschienen Kontaktladen, Streetwork und Einzelfallbetreuung zu einer Stabilisierung ihrer Lebenssituation beizutragen. Vorraussetzungen dafür waren die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Graz als Auftraggeberin und der Caritas als Trägerin sowie die professionelle Netzwerk-Arbeit mit allen Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens, unterstrich DSA Iris Eder, Caritas-Fachbereichsleiterin für Beratung und Streetwork. Die Aufwendungen für den Kontaktladen werden derzeit von der Stadt Graz im überwiegenden Ausmaß alleine getragen, wobei seit 2004 Kosten in der Höhe von 1,5 Mio. Euro entstanden sind. „Längerfristig müssen Stadt und Land zu gleichen Teilen die Verantwortung tragen", meint Stadträtin Monogioudis, die trotz des Sparkurses der Stadt die Finanzierung des Kontaktladens auf weitere drei Jahre sichern konnte. Die Kontinuität des Angebots schafft Vertrauen. Die Zahl der Kontakte ist in den letzten drei Jahren stetig gestiegen, und auch das Angebot des Spritzentausches wird sehr gut angenommen. Gleichzeitig wurden gute Erfolge in der Prävention, Diagnose und Behandlung von Hepatitis C- und HIV-Erkrankungen erzielt. Dass die Infektionsvorbeugung funktioniert, zeigt das Faktum, dass seit 2004 bei knapp 230 getesteten Personen keine einzige HIV-Probe mehr positiv war, so DSA Roland Urban, Leiter des Kontaktladens. Dr. Ulf Zeder, Suchtkoordinator des Stadt Graz, hob hervor, dass es nicht darum gehe, mehr Gesetzesverschärfungen und Repressalien einzuführen, sondern darum, die Lebensqualität von drogenkranken Menschen zu erhöhen und ihre Beschwerden zu lindern. Werde Drogensucht erst einmal als Krankheit gesehen, so nehme man dem Konsum von Suchtmitteln den Reiz. Konsumräume entlasten den öffentlichen Raum und retten Leben. Als weiteres sinnvolles Angebot im Suchtbereich sahen alle Anwesenden der Pressekonferenz zum vierjährigen Bestehen des Kontaktladens die Einrichtung eines Konsumraumes. Solche Einrichtungen gibt es bereits in fast 40 europäischen Städten. Im Konsumraum können DrogenkonsumentInnen unter hygienischen Bedingungen und unter Betreuung durch qualifiziertes Personal intravenös Drogen konsumieren. Konsumräume entlasten den öffentlichen Raum, tragen dazu bei, die Rate von Infektionserkrankungen zu senken und retten Leben. Der Österreichische Verein für Drogenfachleute betont zudem, dass Konsumräume die Möglichkeit schaffen, mit bisher ungenügend erreichten Klientengruppen in Kontakt zu treten und Wissen und Handlungskompetenzen zu risikoarmen Konsummustern zu vermitteln.
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