Es gibt bisher noch keine Kommentare.
Ein Trainingsraum gegen Gewalt |
Archiv - Bildung | |
Dr.in Heidrun Bründel: „Disziplin, Regeln und Konsequenzen werden heute wieder positiv gesehen, denn fehlen diese, wird die Situation von SchülerInnen gerne zu einem Austesten von Macht und Stärke genutzt."
Unter dem Motto „Handlungsspielräume gegen Gewalt: LehrerInnen können etwas tun" lud Bildungslandesrätin Dr.in Bettina Vollath am 15. Mai zu einem Expertengespräch zum Thema „Faire Schule = Schule ohne Gewalt". Gemeinsam mit ExpertInnen der Gewaltprävention und VertreterInnen aus Schule und Politik wurden konkrete Handlungsstrategien gegen Gewalt in der Schule erörtert und Empfehlungen für pädagogisches und politisches Handeln gegeben.Die aktuelle schulbezogene Gewaltforschung kommt zu Ergebnissen, die den Medienberichten widersprechen: Gewalthandlungen an Schulen, so die neuen Erkenntnisse, haben zwar zugenommen, die Zunahme betrifft aber vor allem psychische Gewalt, Mobbing und soziale Ausgrenzung. Neben HR Dr. Klaus Perko, Dr. Josef Zollneritsch sowie Mag. Christian Ehetreiber und Mag. Martina Mauthner referierte am 15. Mai auch Dr. Heidrun Bründel, Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin und seit 1980 in der Bildungs- und Schulberatung des Kreises Gütersloh, Deutschland, tätig. KORSO sprach mit ihr über die Ursachen von Gewalt und die von ihr entwickelte Trainingsraum-Methode. Welche Faktoren sind für Sie hauptsächlich für Gewalt an der Schule verantwortlich? Die Gründe für die Gewaltentstehung sind vielfältig und werden in verschiedenen Theorien thematisiert. Die Trieb- und Instinkttheorie z. B. besagt, dass alle Schülerinnen und Schüler über ein individuell unterschiedliches Aggressivitätspotential verfügen. Dieses Potential kann sich unter bestimmten Bedingungen wie Langeweile im und Desinteresse am Unterricht, Drang nach Abenteuer und Spannung in aggressiven Handlungen entladen. Die Emotionstheorie führt Aggression und Gewalt von Schülerinnen und Schülern auf bestimmte emotionale Befindlichkeiten zurück, wie Ärger, Enttäuschung, Wut, Demütigung und Scham, die auch durch die Institution Schule hervorgerufen werden können. Schule ist ein Forum für Gewalt, aber sie trägt auch dazu bei, dass Gewalt entstehen kann. Kinder, die aus Elternhäusern kommen, wo sie selbst geschlagen werden, schlagen zurück. Auch die Art und Weise der Reaktionen von Lehrerinnen und Lehrer auf Unterrichtsstörungen sind von entscheidender modellhafter Bedeutung für die Schülerinnen und Schüler. Machtdemonstrationen, zynische, sarkastische und ironische Bemerkungen von Lehrerinnen und Lehrern sind dazu angetan, ihrerseits verbale Aggressionen bei den Schülern hervorzurufen. Aber auch das Nichteingreifen und bloße Zusehen bei Gewaltakten kann schon eine Verstärkung bewirken. Dies wird durch die Lerntheorie bestätigt. Die Anomietheorie wiederum besagt: „Wenn es keine Regulierung gibt, dann gibt es Deregulierung." Das heißt, dass wir Regeln und Grenzen brauchen. In Deutschland ist hier ein Paradigmenwechsel zu erkennen. Disziplin, Regeln und Konsequenzen werden heute wieder positiv gesehen, denn fehlen diese, wird die Situation von Schülern gerne zu einem Austesten von Macht und Stärke genutzt, sowohl untereinander als auch gegenüber ihren Lehrerinnen und Lehrern. Im Zusammenhang mit Schule wird auch strukturelle Gewalt als Auslöser für Gewaltakte genannt. Ich denke, unser dreigliedriges Schulsystem trägt Ursachen für Gewalt in sich. Kinder fühlen sich schon in der 4. Klasse als Versager und Verlierer im Wettbewerbssystem, wenn es darum geht, über die weiterführende Schule zu entscheiden. Leistungs- und Konkurrenzdenken bestimmen ihre Gefühlswelt. Besonders wenn Schüler wissen, dass sie nach der Schule keinen Ausbildungsplatz finden, kann diese Hoffnungslosigkeit und Perspektivenlosigkeit Gewalt verstärken. Die beste Gewaltprävention ist die Förderung der Kinder, sie zu schätzen, sie nicht zu klassifizieren und ihre persönlichen Charaktereigenschaften in den Vordergrund zu stellen. Sie haben gemeinsam mit Ihrer Kollegin Erika Simon die Trainingsraum-Methode entwickelt. Welche Möglichkeiten bietet diese Methode? Lesen Sie weiter--> Katharina Dilena
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich. |
< zurück | weiter > |
---|