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Qualitätssteigerung nicht vereinbar mit geplanten Kürzungen
Archiv - Soziales
Freitag, 10. März 2006
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Die Podiumsdiskussion „Zur Bedeutung der elementaren Bildung im frühen Lebensalter", initiiert von der Berufsgruppe steirischer Kindergarten- und HortpädagogInnen Steiermark verwandelte sich schnell in eine hitzige Debatte rund um das neue Dienstrecht, das bis nächstes Jahr umgesetzt werden soll.

Marguerite Dunitz-Scheer, Ärztin an der psychosomatischen Abteilung am LKH Graz, verwies in ihrem Vortrag auf die Wichtigkeit außerschulischer Bildung in der frühen Kindheit. „Die ersten sechs Jahre eines Kindes sind eine Schatzkiste, in die investiert werden muss", unterstreicht Dunitz-Scheer, „wir können es uns nicht leisten, frustrierte, erschöpfte Menschen auf unsere Babys loszulassen." Diese Feststellung nutzten die zahlreich erschienenen KindergartenpädagogInnen im Saal um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Die geplanten Einschnitte im Dienstrecht seien mit einer Qualitätssteigerung im außerschulischen Bildungsbereich nicht vereinbar so der Tenor im Auditorium. Josef Zollneritsch, Leiter der Schulpsychologie im Landesschulrat und einziger männlicher Vertreter am Podium sprach sogar von äußerst unzureichenden Bedingungen im Kindergartenbereich.

Vorbereitungszeit bleibt, Erholungsurlaub wird gekürzt. Bildungslandesrätin Bettina Vollath versprach, sich für die Anliegen der PädagogInnen einsetzen zu wollen: „Die Vorbereitungszeit darf nicht angetastet werden", erklärt Vollath. Beim Erholungsurlaub sieht die Sachlage ein wenig anders aus. Im neuen Dienst- und Besoldungsrecht ist eine mehrjährige Übergangsfrist vorgesehen, die eine schrittweise Verkürzung des Urlaubsanspruchs vorsieht: Von zurzeit 66 Werktagen bei einer Sechstagewoche bzw. 55 Werktagen bei einer Fünftagewoche 2007, auf 30 bzw. 25 Werktage ab 2010. Das neue Gesetz tritt ab Jänner 2007 in Kraft.

Erleichterungen für Familien.
Die Urlaubskürzungen sollen vor allem auch eine Flexibilisierung bei den Öffnungszeiten für Kindergärten im Gemeindeeigentum zur Folge haben. Damit wird die Grundlage für eine ganzjährige Kinderbetreuung geschaffen. Aber wird eine ganzjährige Betreuung überhaupt gewünscht? Die schlechten Auslastungen der Sommerkindergärten spräche dagegen, sind die KindergartenpädagogInnen im Saal überzeugt. Ein Argument, dass die Bildungslandesrätin so nicht stehen lassen will: „Viele Eltern wollen ihre Kinder nicht in einen Sommerkindergarten geben, weil sie in der fremden Umgebung traumatisiert werden könnten." Ein Einwurf dem auch die Psychotherapeutin und Kinderfachärztin Dunitz-Scheer nur zustimmen kann. Durch die ganzjährige Öffnung der „Stammkindergärten" soll diese Barriere abgebaut werden.

„Ein investierter Euro in die Kindergärten bringt der Volkswirtschaft in Folge zwischen drei und vier Euro", versucht Ingrid Lechner-Sonnek von den Grünen auf sinnvolle Investitionen im außerschulischen Bildungsbereich hinzuweisen. Die Kosten die durch mangelnde Bildung entstehen, seien das viel größere Problem, schlägt sich Lechner-Sonnek auf Seiten der KindergartenpädagogInnen. Einsparungen in diesem Bereich seien auf keinen Fall erstrebenswert. Claudia Klimt-Weithaler von der KPÖ, selbst Kindergartenpädagogin und vierfache Mutter, möchte sich auch in Zukunft weiterhin für eine qualitativ hochwertige Ausbildung im Vorschulalter einsetzen. Inwiefern die Forderungen nach einer höheren Ausbildung der KindergartenpädagogInnen und längeren Öffnungszeiten der Kindergärten mit den geplanten Einsparungen im Kindergartenbereich in Einklang gebracht werden sollen, konnten die ReferentInnen am Podium allerdings nicht beantworten.


mp

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