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Schon über 10.000 Unterschriften für das KIZ-Augartenkino!
Archiv - Kultur
ImageNikos Grigoriadis, Augartenkino: „Froh und dankbar für jede Unterstützung"

Die Betreiber- und die BesucherInnen des KIZ-Augartenkino, dessen Weiterbestand wegen der Errichtung eines kombinierten Büro-, Einkaufs- und Wohnkomplexes in Frage steht, schöpfen neue Hoffnung – von allen Seiten kommt massive Unterstützung. Eine erste Räumungsklage des Bauwerbers wurde – allerdings aus formalen Gründen – abgewiesen.

Schon nach den ersten 3.000 Unterschriften auf www.sichertdas-kiz.at kam es zu Bewegung in der Stadtpolitik. Planungsstadtrat Dr. Gerhard Rüsch hat vorläufig den Bebauungsplan zurückgezogen, in dem das KIZ – im Gegensatz zu einer vor mehreren Jahren erstellten Bebauungsstudie – nicht mehr aufschien. Kulturstadtrat Werner Miedl kündigte rechtliche Unterstützung an, am 10. April sollen bei einem runden Tisch mit dem Bauwerber, Vertretern der Gemeinderatsparteien und dem Kinobetreiber unter der Ägide der zuständigen Stadträte Lösungen gesucht werden. Schon vorher hatte die grüne Klubobfrau Sigrid Binder ein auf Überparteilichkeit hin ausgerichtetes Komitee initiiert, dem sogleich die KultursprecherInnen aller Gemeinderatsparteien beitraten. Die Spitzen der Grazer Kulturinstitutionen – Veronica Kaup-Hasler, Dr.in Christa Steinle, Prof. Peter Weibel, Peter Pakesch und viele andere, der amtierende Kulturlandesrat Dr. Kurt Flecker, Landesrat a.d. Dr. Kurt Jungwirth, unzählige KünstlerInnen aller Sparten, die Präsidentin der Architektenkammer DI Ulrike Bogensberger und tausende mehr unterzeichneten die Unterschriftenliste oder traten dem UnterstützerInnen-Komitee bei.
Bei einer Pressekonferenz am Tag der Diagonale-Eröffnung betonte auch deren Intendantin Birgit Flos, wie wichtig das KIZ auch von seiner exzellenten Ausstattung her für das Festival sei: „Das ist das einzige Kino hier in Graz, wo auch 16-mm-Filme gezeigt werden können, wo eine lebendige Film-Diskussion stattfindet. Ich fordere, dass dieses einzigartige Kino erhalten bleibt." Die KultursprecherInnen der ÖVP (Dr.in Annemarie Leb), der Landes-SPÖ (Dr.in
Ilse Reinprecht), der KPÖ (Mag. Georg Fuchs) und Sigrid Binder für die Grünen erklärten unisono ihren Wunsch, dass das KIZ – nach Möglichkeit am bestehenden Standort – weiterbetrieben werden solle; Reinprecht hofft auch, dass das historische Gebäude erhalten werden kann. Dr.in Astrid Kury, Präsidentin der Akademie Graz, unterstrich die Bedeutung eines Ortes, an dem auch Filme gezeigt werden, die gesellschaftliche Widersprüche thematisieren, der Galerien-Inhaber Günter Eisenhut ging auf die Rolle des KIZ als langjährige cineastische Institution der Landeshauptstadt ein; das Team des Kulturreferates der Österreichischen Hochschülerschaft hob schließlich die Kooperationsbereitschaft des KIZ hervor, an studentenorientierten Kulturprogrammen mitzuwirken.
Eine besondere Brandrede für das KIZ hielt schließlich der langjährige Filmkritiker der Kleinen Zeitung, Hansjörg Spies, der das Augartenkino als „Gegenpol zu den Film-Multis" lobte.
„Froh, dass die Politik nun klar Position bezogen hat" Christian Stenner sprach mit KIZ-Betreiber Nikos Grigoriadis darüber, welche Möglichkeiten er für den Weiterbestand des Grazer Qualitätskinos sieht – und über dessen „Raison d’être".

Sie haben den Bebauungsplan beeinsprucht …
Ja, mit der ohnehin schon bekannten Begründung, dass das Kino – das in der früheren Bebauungsstudie sehr wohl enthalten war – nun nicht mehr aufscheint. Stadtrat Rüsch hat ja den Plan jetzt einstweilen zurückgezogen.

Sind Sie zufrieden mit dieser Entwicklung?
Natürlich bin ich zufrieden, weil nun sehr viel Bewegung in die Sache gekommen ist und die Politik Position bezieht. Andererseits ist natürlich klar, dass die einstweilige Rücknahme des Bebauungsplans noch keine endgültige positive Lösung ist.

Kulturstadtrat Werner Miedl hat im Gespräch mit KORSO erklärt, er werde das KIZ in seinem Rechtsstreit mit dem neuen Besitzer rechtlich unterstützen und sogar den Prozess führen, wenn dies notwendig sei.
Wir sind diesbezüglich auch angerufen worden; wir sind froh und dankbar für jede Unterstützung und werden gegebenenfalls darauf zurückkommen. Das Mietrechtsverfahren ist in der ersten Instanz positiv für das KIZ ausgegangen, die eingebrachte Räumungsklage wurde abgewiesen – allerdings aus formalen Gründen. Der Hauptpunkt ist noch nicht ausjudiziert – der Kläger stellt sich nämlich auf den Standpunkt, dass unsere Miete eigentlich eine Pacht sei, die gekündigt werden könne. Unser ausgezeichneter Anwalt Dr. Daghofer und wir selbst sind da klarerweise anderer Ansicht. Der Kläger hat nun eine neuerliche gerichtliche Kündigung eingebracht.

Immer wieder werden auch Vorschläge für andere Standorte oder Zwischenstandorte gemacht. Letztere soll das KIZ für den Fall beziehen, dass es eine Einigung über seine Weiterführung im Gebäudekomplex gibt, den der Investor errichten will.
Man muss sich das ansehen und durchrechnen, was wirtschaftlich am sinnvollsten ist. Es besteht ja auch die Möglichkeit, den Bau in zwei Abschnitten zu errichten, sodass gar kein Zwischenstandort nötig wird. Diese Idee stammt im Übrigen nicht von mir, sondern vom Projektentwickler einer großen Bank, die schon vor vier Jahren das Grundstück kaufen wollte. Er hat damals diese Option mit mir besprochen, die Bank hat sich dann aber – aus Gründen, die nichts mit dem Augartenkino zu tun haben – gegen den Einstieg in das Projekt entschieden.
Mit dem neuen Eigentümer hatten wir noch keinen direkten Kontakt, darum freue ich mich schon auf den Round Table am 10. April, wo ja, denke ich, zahlreiche Vorschläge zu erwarten sind. Wir werden uns alle ansehen und durchrechnen, welche für uns akzeptabel sind. Wir stehen auf dem Standpunkt, dass alle Beteiligten Gewinner sein können – und nicht nur der Investor.

Das Augartenkino hat gerade wieder seine Raison d’être unter Beweis gestellt …
Ja, wir hatten bei den französischen Filmtagen über 1000 BesucherInnen in fünf Tagen, das ist sensationell. Auch die Diagonale-Veranstaltungen waren sehr gut besucht, es gab ausgezeichnete inhaltliche und programmatische Diskussionen. Wir waren tagelang chronisch unausgeschlafen, aber das war ein äußerst positiver Stress, weil wir laufend mit wunderbaren Publikums-Reaktionen konfrontiert waren.
Während der Diagonale haben Filmtheoretiker, Journalisten und Filmemacher reges Interesse an der Situation des KIZ gezeigt; es gab Interviews mit großen Medien aus Deutschland und der Schweiz. Auf der Diagonale wurde schließlich von den Arthouse-Kinos aller Bundesländer, zu denen das KIZ zählt, die Austria-Arthouse-Association gegründet, deren Mitglieder über 500.000 BesucherInnen zählen und insgesamt über 3,2 Mio Euro Umsatz machen. Zum Verbandssitz wurde das KIZ Augartenkino bestimmt.

www.sichertdasaugartenkino.at


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