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„Unter Morales wird zum ersten Mal nicht am Volk vorbei regiert"
Archiv - Eine Welt
ImageEin bolivianischer Handwerker und Metallkünstler hinterlässt ein überdimensionales Zeichen christlicher Frömmigkeit im oststeirischen Tieschen – und erklärt, warum er Evo Morales und dessen „Bewegung für den Sozialismus" unterstützt.

...Ein Heiliger aus altem Eisen. Crespo, Jahrgang 1953, ist aber nicht nur Schlosser – er hat sich auch einen Namen als Metallkünstler gemacht und in seiner Heimat eine Reihe gigantischer Skulpturen geschaffen.

„Nachdem das Vulkanland für seine Reise und seinen Aufenthalt aufgekommen ist, entstand die Idee einer künstlerischen Rekompensation", sagt Lang. „Einer der beiden Obmänner des Vulkanlandes, Toni Gangl, hatte den Einfall mit der Franziskusstatue – dies deshalb, weil die Pfarre Tieschen traditionell mit Pfarrern aus dem Franziskanerorden besetzt wird; auch jetzt wirkt dort ein polnischer Franziskaner." Mit dem Vorschlag einer vier bis fünf Meter hohen Statue gab sich Crespo aber nicht zufrieden. Dreimal so hoch musste sie schon sein. „Der Kirchplatz ist gut geeignet für diese Größe", sagt er. Und damit der dreieinhalb Tonnen wiegende eiserne Franziskus nicht so allein da steht, gesellte ihm Crespo einen Gefährten zu. Einen gefährlich aussehenden Wolf, der sich an des Heiligen Waden schmiegt und seinerseits eineinhalb Tonnen auf die Waage bringt.
„In Bolivien arbeite ich aus Kostengründen prinzipiell nur mit Altmetall", sagt der indigene Künstler, der sein Schlosserhandwerk in der Werkstatt seines Großvaters von der Pike auf erlernt hat. „In der Steiermark aber habe ich einen Materialmix aus Alteisen und neuem Blech und Baustahl verwendet, weil wir nicht ausreichend Altmetall in den notwendigen Größen bekommen haben." Zusammengefügt wurden die Eisenteile im Schutzgasschweißverfahren oder, wenn besonders massive Trümmer zu verbinden waren, durch einfaches Lichtbogenschweißen.

Image Fernando Crespo: „Ich persönlich werde Morales immer unterstützen."

„Morales vertritt die Mehrheit der Bevölkerung". ... Crespo hat nie eine künstlerische Ausbildung genossen – ein Faktum, das ihn zur Zielscheibe der Kritik von KünstlerkollegInnen gemacht hat, die ihm seine öffentlichen Aufträge neiden. Dabei, sagt Crespo, lebt er nach wie vor hauptsächlich von seiner Arbeit als Schlosser, denn die Kunst-Aufträge von öffentlichen Stellen werden zumeist nicht oder nur zum Teil bezahlt. Alle beteiligten Beamten erwarten sich nämlich eine finanzielle Zuwendung vom Auftragnehmer. „Die Korruption ist allgegenwärtig, das ist auch der Grund dafür", ist Crespo überzeugt, „dass Bolivien wirtschaftliches und soziales Schlusslicht in Lateinamerika ist."
Hat sich daran seit der Machtübernahme durch den Quechua Evo Morales nichts geändert? „Mit Morales", sagt Crespo, und Wärme kommt in seine Stimme, „ist die lange, fünfzig Jahre währende Reihe von Präsidenten zu Ende gegangen, die alle korrupt waren. Er versucht dagegen die Mehrheit der Bevölkerung zu vertreten und die Korruption zurückzudrängen. Er will Bolivien einen Schritt weiterbringen."

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