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Montag, 13. November 2006
ImagePfarrer Pucher: „Von Roma wird nie als Menschen, sondern immer nur als Bettler geredet."

Im Brennpunkt einer Podiumsdiskussion der Akademie Graz stand kürzlich die Roma-Minderheit in der Slowakei. So wurde auch an diesem Abend die Problematik des Bettelns in der Stadt Graz wieder einmal zum strittigen Thema. Pfarrer Wolfgang Pucher, Initiator und Leiter der Vinzi-Werke in Graz und Wien, gelang es im Rahmen der Podiumsdiskussion am 9. Oktober in den Minoriten, binnen kurzer Zeit die Gemüter der Zuhörerschaft zu erhitzen.

 Obwohl der „Armenpfarrer" bereits für sein unermüdliches Engagement in der Bekämpfung der „hässlichen Armut" in unserer Gesellschaft als „Österreicher des Jahres 2005" ausgezeichnet wurde, finden sich nach wie vor vehemente Gegner seiner sehr persönlichen Form der Minderheitenpolitik. „Es erschüttert mich, dass von Roma nie als Menschen, sondern immer nur als Bettler geredet wird", so Pucher, „Es sind Menschen, die in Graz um Hilfe bitten. Die ‚organisierte Bettelei‘ ist eine erfundene Behauptung, um das Betteln zu kriminalisieren." Dass die Wogen im Publikum hoch gingen, störte Pucher kaum, im Gegenteil, er setzte noch eins drauf: „Die größte organisierte Bettelei in ganz Österreich geht von der katholischen Kirche aus, nicht von der Minderheit der Roma."

Jenseits der Wunsch-Standards. Das Nettoeinkommen einer fünfköpfigen Roma-Familie in der Slowakei liegt im Durchschnitt bei 1,80 Euro pro Tag. Hunger ist an der Tagesordnung und das Betteln oft die einzige Überlebenschance. „Die Roma sind am weitesten von den „Wunsch-Standards" innerhalb der EU entfernt", so Renata Erich, romano centro Wien, „In der EU leben rund 7-9 Millionen Roma und eines ist klar: Sie sind überall Opfer von Vorurteilen, Ausgrenzung und Rassismus." Univ. Prof. Mag. Dr. DDr. h.c. Wolfgang Benedek, Institut für Völkerrecht und Internationale Beziehungen, zeigte eine Möglichkeit auf, die „Grazer Bettlersituation" in Griff zu bekommen: „Ein gangbarer Weg wäre Verantwortung zu übernehmen. Steirische Gemeinden übernehmen die „Patenschaft" für Roma-Gemeinden und begleiten diese ein paar Jahre." Denn: Durch viele Berichte, u. a. auch seitens des Europarates, sei dokumentiert, dass Roma in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Arbeit noch immer mit schweren Benachteiligungen kämpfen.
Claudia Windisch

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