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Hermann Scheer zur europäischen Energieautonomie:
Archiv - Nachhaltigkeit und Ökoland
Donnerstag, 9. November 2006
 „Das österreichische Ökostromgesetz ist schlicht nur peinlich"

Image Hermann Scheer:Was hier in Österreich mit der Novelle des Ökoenergie-Gesetzes passiert ist, halte ich ganz schlicht für peinlich."

Auf Einladung des „Forum Morgenrot", das sich als parteiunabhängige Plattform für eine gerechtere Verteilung von Arbeit und Wohlstand einsetzt, sprach der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler sowie Preisträger des alternativen Nobelpreises Dr. Hermann Scheer im Grazer Rathaus über die zentrale Bedeutung der erneuerbaren Energie für die Zukunft Europas.

 Der SPD-Politiker hatte unter anderem entscheidenden Anteil am Zustandekommen des deutschen Energie-Gesetzes, das den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromproduktion von 5,2 Prozent im Jahr 1998 auf ungefähr zehn Prozent anno 2005 steigern konnte. In einem Gespräch mit KORSO-Redakteur Josef Schiffer erläuterte Scheer die notwendigen Voraussetzungen und Strategien für eine zügige Umstellung der Energiesysteme.

Wie sehen Sie die derzeitige Energiepolitik der Europäischen Union?

Eine eigenständige EU-Energiepolitik gibt es zurzeit überhaupt nicht. Sie hat auch keine Zuständigkeit dafür, denn selbst wo sie Richtlinien vorgibt, handelt sie in Verantwortung für den europäischen Binnenmarkt, d.h. sie erstellt Liberalisierungsregeln, wo ihrer Auffassung Marktprinzipien
nach verletzt werden. Sie hat aber insgesamt kein energiepolitisches Konzept und ist tief in sich uneins, wobei die Spaltung zwischen den Vertretern erneuerbarer und herkömmlicher Energie mitten durch die Kommission und das EU-Parlament geht.

Aber bildet nicht das Kyoto-Protokoll zur Vermeidung von CO2-Emissionen die Grundlage für ein gemeinsames Handeln?

Es klingt vielleicht überraschend, aber ich sehe das Kyoto-Protokoll sehr kritisch. Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg zum Klimaschutz und zur Abwendung von Umweltkatastrophen ist.

Josef Schiffer
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