Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Lieder vom Ende des Kapitalismus und Camp Show und …
Donnerstag, 7. September 2006
ImagePeter Licht, © Christian Knieps

Man darf ja wenigstens davon singen: Über den Musiker und Künstler Peter Licht heißt es, er gehörte zu den „feinsinnigsten Beobachtern und schillerndsten Musikern in der deutsprachigen Musikszene“. 13 neue Lieder vom Ende des Kapitalismus bieten Einblicke in den PeterLicht’schen Kampf gegen Schwerkraft und Relativität. Die Songs heißen etwa Das absolute Glück oder Unsere Zeit; immer sind Songtitel oder -texte Anmaßungen, Übertreibungen, Schlüsselreize.
Peter Licht: „Jeder Slogan hat etwas Holzschnittartiges und Stumpfes und natürlich auch etwas Ungerechtes. Es liegt in der Natur der Slogans, dass sie immer ebenso falsch sind wie sie richtig sind. Damit arbeite ich natürlich, wenn ich ein Album ,Lieder vom Ende des Kapitalismus‘ betitele. Das ist auch ein Slogan, und mit dem gleichen Recht könnte man sagen: Aber der Kapitalismus hat ja gerade erst angefangen. Er ist ja gar nicht zu Ende.“ Im Rahmen von Loose Control, der Club- und Konzertreihe im Festivalzentrum des Steirischer Herbst 06 (der kein Thema hat) gibt Peter Licht also am Samstag, 23. September, zum Besten, was er für das Richtige am Falschen und vice versa erachtet.

Das Herz des Herbstes. Wenngleich ohne Thema, so handelt der diesjährige Herbst allerdings von Leitmotiven zu Techniken der Fremd- und Selbstkontrolle, von Kollaboration, Teilhabe und offenen Quellen. Und wenn sich Fäden verknoten, dann in erster Linie an einem Ort wie dem Festivalzentrum im Grazer Künstlerhaus. Der irische Künstler, Architekt und Documenta-Teilnehmer Stephen Craig gestaltet das „Herz“ des Herbst als ein formales Hybrid aus schlichter Klarheit und kindlicher Jahrmarktssehnsucht, als autonomes Objekt und angewandtem Design in der Verbindung von Kunst und Funktionalität: Dieses Zentrum ist dann „Bar, Kaffeehaus, Chatroom, Club und Lounge, Informations- und Vorverkaufsstelle, Akademie, Vortragssaal, Konzerthalle, Internetcafé und Ausstellungsraum. Hier flimmern die dokumentarischen Videobilder des Praxiskop, hier finden die künstlerischen Präsentationen der open gates statt, spielen die Musiker der Double Feature-Reihe, diskutieren die Teilnehmer der internationalen Workshops, referieren Theoretiker aus aller Welt, kommen Künstler, Journalisten und Publikum zusammen“.

ImageCamp-Show-Steiermark, Dead Bug, © Club Real

Stern-Fahrt im Wohnwagen. Vor dem Zentrum Künstlerhaus also wird eine Show-Rampe errichtet, auf der – Teil der Camp Show – in regelmäßigen Abständen Wohnwagen vorgestellt werden, um die Club Real (A/D) & Haiko Pfost (D) einen erzählerischen Rahmen legen. Die Technikzentrale bildet ein auf dem Dach liegender Wohnwagen, Dead Bug, der im Vergleich zum ähnlich auf den Kopf gestellten Salzburger Helicopter aber mehr als nur Ausstellungsobjekt sein wird. „Fünf einzigartige Modelle vom Camping-Ei bis zum Silverliner, konzipiert, gestaltet und bespielt von internationalen Künstlern und Künstlerinnen befahren für drei Wochen die Steiermark und gehen dabei auf die Suche nach einsamen Topfpflanzen, zu taufenden Feuerwehrleuten, den zornigen Früchten sozialer Ungerechtigkeit, verlorenen Sternen und der abenteuerlichen Welt des „Dr. WHO“. Die Wohnwagen kehren in regelmäßigen Abständen ins Basiscamp nach Graz zurück. Dort werden die Routen und Veränderungen dokumentiert und ausgewertet, die unterschiedlichen zeitlichen und räumlichen Verläufe aufgezeichnet, ein regionales Camp-Mapping entsteht.“ Die erste Ausfahrt erfolgt am 23. 09. um 16.30 Uhr.

Nicht-Ausstellung im Gutshaus Kranz. Beispiele für Theater/Performance-Projekte in Auseinandersetzung mit Fragen um die Kontrollgesellschaft bilden die Uraufführung der Industrial Soap Opera Tanzen von Fritz Kater und Armin Petras (D) (am 22., 23. und 24. 09. im Theater im Palais) und The End of Reality als europäische Erstaufführung von Richard Maxwell and The N.Y.C. Players (USA). Empfohlen sei hier außerdem Protections. Das ist keine Ausstellung im Kunsthaus Graz, das zum Gutshaus Kranz mutiert. Für diese Nicht-Ausstellung in Progression vom 23. 09. bis 22. 10. hat Kurator Adam Budak ein Rahmenprogramm unter dem Titel Kunsthaus Unplugged erarbeitet: ein diskursives Metaprojekt als Versuch, traditionelle museale, kuratorische, kunst- und kulturpublizistische Handlungsweisen an zeitgemäße Entwicklungs- und Dokumentationsverfahren heranzuführen.

Der Steirische Herbst wird am Donnerstag, 21. September, um 19.30 Uhr mit Georg Nussbaumers (A) Komposition einer Raum-Inszenierung Schwerefeld mit Luftabdrücken eröffnet. Weitere Informationen und der Programmkalender sind auf der neuen Hompage http://www.steirischerherbst.at abzurufen.

Wenzel Mraček


In Zusammenarbeit mit dem Steirischen Herbst verlost KORSO je 3 x 2 Karten für die Produktionen Alain Platel: vsprs (Samstag, 14. 10, 19.30 Uhr) und Lone Twin: Nine Years (Sonntag, 24. 09, 21.30 Uhr) – im aktuellen Kulturquiz unter www.korso.at

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