Es gibt bisher noch keine Kommentare.
Gonzo zieht blank |
Archiv - Kultur | |
Donnerstag, 7. September 2006 | |
Meine erste Rezensions-Kolumne für den KORSO. Lampenfieber überfällt
mich! Auf Fingerspitzen schleiche ich mich an, um ja keinen Scheiß zu
bauen. Oj – der Typ sagt „Scheiß“ – so einer ist das also! Genau – so
einer bin ich. Damit hätten wir das geklärt.
Weil ich „so einer“ bin, feiere ich meinen Einstand mit „Königreich der Angst“ von Hunter S. Thompson, dem Begründer des Gonzo-Journalismus, der am 20.2.2005 den Freitod wählte. Gehen wir gleich mit einem Zitat in die Vollen: „Gestern Abend habe ich über all das mit Bob Dylan gesprochen ... ,Vielleicht können wir die Schweine niemals besiegen‘, sagte er mir, ,aber wir brauchen uns ihnen nicht anzuschließen.‘ Ja, Sir, dachte ich. Der Zu-Viel-Spaß-Klub ist wieder im Geschäft. Auf in die Schlacht.“ (HST, Königreich, S. 376 f.)
Abgesehen von ein paar (w)irren Geschichten – wie der vom Berglöwen, der Thompson verfolgt, durch das offene Seitenfenster in sein fahrendes Auto springt und den dieser eher irrtümlich mit einem Hammer erlegt – funkelt das Buch vor Beherztheit und vor gerechter Wut auf alles, was nach Korruption und Lahmarschigkeit (vor allem in der Politik) riecht. Man spürt beim Lesen direkt, wie sich das Rückgrat aufrichtet und man Lust bekommt, Dinge zu sagen und zu machen, die vielleicht nicht ganz so gemütlich sind. Um mit Thompson (und Edmund Burke) zu sprechen: „Für den Triumph des Bösen ist nur vonnöten, dass gute Menschen untätig bleiben.“ Apropos Gut und Böse. Thompsons Memo zu einem Kuba-Aufenthalt – einer offenbar eher ernüchternden Erfahrung, bei der Johnny Depp ihm zeitweise beisteht: „Ich reise nach Kuba, um dem kubanischen Volk & Fidel Castro für den Mut zu danken, mit dem er seinen Kampf geführt hat & für die Schönheit seines Traums“ (S. 309). Yessir – Zyniker versteckt euch! „Ho. Ho. Ho.“ (S.453). Hunter S Thompson: Königreich der Angst, Heyne tb, Juni 2006, 10,30 Euro Mag. Wolfgang Wagner, Jg. 1963, Germanist, Autor (erfolglos – wie ehrlicherweise angemerkt sei), Aktivist und Sozialpädagoge führt seit Juli 2006 den Buchladen „Wendepunkt“ in der Josefigasse 1, 8010 Graz, Tel/Fax: 0316/76 52 44, WoWagner@gmx.at
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich. |
< zurück | weiter > |
---|