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Rembrandts grafisches Werk in Schloss Eggenberg
Archiv - Kultur
Donnerstag, 7. September 2006
ImageSelbstbildnis mit aufgelehntem Arm, (2. Zustand) 1639

Zum 400. Mal jährt sich heuer der Geburtstag des niederländischen Meisters Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606-1669). Eine Ausstellung des Kupferstichkabinetts der Alten Galerie am Landesmuseum Joanneum zeigt im Jubiläumsjahr 103 Blätter aus der eigenen Sammlung in den neuen Wechselausstellungsräumlichkeiten im Erdgeschoss von Schloss Eggenberg.

Das grafische Werk steht gleichberechtigt neben den Gemälden. Rembrandt war in mehrerlei Hinsicht bereits zu Lebzeiten ein einflussreicher Künstler, der unmittelbar auf die in seiner Werkstatt tätigen Maler Jan Lievens, Gerrit Dou, Ferdinand Bol, Samuel van Hoogstraaten, Carel Fabritius und Nicolaes Maes wirkte und darüber hinaus auf die gesamte niederländische Malerei der Epoche. Als stilprägend und innovativ erwiesen sich vor allem sein Konzept des Gruppenbildes, die ausgefeilte Technik des Helldunkel sowie die Verfeinerung der Porträtkunst, die in seinen Werken eine bislang unbekannte Höhe erreichte. Diese Aspekte dominierten auch bei Rezeption und Fortwirkung seines Schaffens in späteren Jahrhunderten; vor allem die Malerei der Romantik wurde vielfach von Rembrandt angeregt, besonders auch die Landschaftsdarstellung. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die weite Verbreitung von Reproduktionen seiner zahlreichen Zeichnungen und Radierungen. Das grafische Werk steht hinsichtlich des Umfangs und der Qualität gleichberechtigt neben den Gemälden. Die Neubewertung des Gesamtwerks aber, die vor mehreren Jahrzehnten einsetzte und unter anderem im Rahmen des Rembrandt Research Projects in Amsterdam erfolgte, ist noch keineswegs abgeschlossen.

„Malerei“ auf der Kupferplatte. In Eggenberg wird Rembrandt ausschließlich als Grafiker präsentiert. Wie kein anderer Künstler zuvor setzte er sich intensiv mit der Radierung und speziell mit dem Tiefdruckverfahren der Kaltnadel auseinander. Diese grafischen Arbeiten sind dabei nicht allein Skizze, Studie oder Reproduktion, sondern eine durch außergewöhnliche Ausdruckskraft und künstlerischen Geist charakterisierte Bildkunst. Die grafische Entwicklung Rembrandts ist dabei eng mit der malerischen verknüpft; er behandelte die Kupferplatte wie ein Blatt Papier, auf das er seine Zeichnung warf und bis dato ungekannte malerische Effekte erzielte.

Die Themen dieser Grafik-Ausstellung handeln von Selbstporträt und Porträt, Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament – darunter seine wohl berühmteste Radierung, das Hundertguldenblatt (1649) – und Landschaften, dem vorrangigen Metier der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts.

Aufschlussreicher Katalog. Begleitet wird die Ausstellung von einem ambitionierten Katalogprojekt, das, neben der Vorstellung der 103 Grafiken, in einer Arbeit von Kuratorin Karin Leitner-Ruhe die Sammlungsgeschichte der Rembrandt-Radierungen am Landesmuseum Joanneum behandelt. Die Provenienzen der Blätter lassen sich vor allem über Sammlerstempel bestimmen: So stammen 85 Objekte aus einem Legat des Wiener Juristen Joseph Ritter von Heintl (1807-1871), zwei weitere Blätter tragen die handschriftliche Signatur des Pariser Kunsthändlers Pierre II. Mariette (1634-1716). Außerdem werden im Katalog wichtige Erkenntnisse über 41 Wasserzeichen festgehalten, die in einem seit 2002 laufenden Projekt mit der Akademie der bildenden Künste erarbeitet wurden. Helmgard Holle und Manfred Schreiner beschreiben die Herstellung und den Handel von Druckpapieren im 17. Jahrhundert und erklären, wie mit Hilfe von Wasserzeichen Radierungen zeitlich eingeordnet und Nachdrucke und Fälschungen aufgezeigt werden können. Ein Beitrag von Ulrich Becker, Leiter der Alten Galerie, behandelt die Rhetorik in Rembrandts Radierungen.


Eröffnet wird die Ausstellung Rembrandt. Radierungen im Schloss Eggenberg am Donnerstag, 14. September, um 19.00 Uhr; sie ist bis zum 1. November zu sehen. Informationen unter www.museum-joanneum.at

wm

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