Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Herausforderung für die Sozialpolitik - Arbeitsbedingungen im Pflegebereich in der Steiermark
Archiv - Soziales
Donnerstag, 7. September 2006
Image Mag. Karl Schneeberger, Autor der AK-Pflegestudie (links) und AK-Präsident Walter Rotschädl

„Das Thema Pflege ist derzeit zu Recht in aller Munde“, sagt Walter Rotschädl, Präsident der steirischen Arbeiterkammer: „Die Pflege älterer, kranker oder behinderter Menschen ist eines der größten sozialpolitischen Probleme unserer Zeit“.

Die AK Steiermark hat vor einem Jahr einen Arbeitskreis für Gesundheits- und Sozialberufe ins Leben gerufen, der sich den Problemen der Berufsgruppe widmet. „Wir haben eine groß angelegte Fragebogenaktion gestartet. Die ungewöhnlich hohe Beteiligung signalisiert, wie sehr das Thema den Betroffenen ‚unter den Nägeln brennt’“, erklärt Rotschädl. 7000 ArbeitnehmerInnen, die in steirischen Pflegeheimen bzw. Einrichtungen für Menschen mit Behinderung tätig sind, erhielten je einen Fragebogen. Mehr als 2000 Fragebögen wurden retourniert, was einer Rücklaufquote von 30% entspricht. Die Hälfte dieser Fragebögen enthielten persönliche Bemerkungen.

„Hoch motiviert, aber überlastet“, so lautet kurz gefasst das Ergebnis der Befragung. „Das subjektive Gefühl der Überlastung aufgrund des zu niedrigen Personalstandes und der Wunsch, sich mehr und länger um die zu Pflegenden kümmern zu können, zieht sich wie ein roter Faden durch die Antworten und die persönlichen Bemerkungen der KollegInnen“, erläutert Mag. Karl Schneeberger, Leiter der AK-Abteilung ArbeitnehmerInnenschutz und verantwortlicher Leiter der repräsentativen Umfrage.
Einige Details sind die nicht durchgehende Einhaltung der Personalschlüssel-verordnung aus dem Jahr 2003, die großen Belastungen des durch Personalmangel hervorgerufenen Stresses und der körperlichen Anstrengungen, die große Anzahl der nicht einschlägig Ausgebildeten, die aufgrund von Personalmangel gelegentliche Übernahme von Tätigkeiten, die ÄrztInnen vorbehalten sind, die schlechteren Bedingungen in Pflegeheimen als in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung. Trotz Belastungen gaben acht von zehn Personen an, dass sie ihren Beruf bzw. Tätigkeit wieder ausüben würden. Gewünscht werden vor allem „bessere Bezahlung“ und „mehr Zeit für die Pflege“.

Gesamtkonzept ist nötig.
AK-Prädident Rotschädl schließt aus den Umfrageergebnissen, dass die aktuelle Diskussion um die „illegale“ Hauspflege zu eindimensional verlaufe und eine „Legalisierung“ des Pflege-Schwarzmarktes eine Scheinlösung sei. Aktuelle AMS-Daten – Ende August waren im Pflegebereich über tausend Arbeitslose gemeldet – und freie Kapazitäten bei den mobilen Diensten, vor allem in den steirischen Bezirken, zeigen, dass die Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes, in das alle in der Pflege Beschäftigten eingebunden werden, notwendig ist. Letztlich laufe aber alles drauf hinaus, dass mehr Geld in das Pflegesystem fließen müsse. In Österreich werde nur 0,7% des Bruttoinlandsproduktes für die Pflege ausgegeben; in Skandinavien seien es 3%.

Doris Schmid

» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
 
< zurück   weiter >