Er ist, wie er gelebt hat, gestorben: souverän. Als die Diagnose
einschlug (Amyotrophe Lateralsklerose), gab ihm der Entschluss zu
seiner Art von Konsequenz die unfassbare Kraft, in Frieden
abzuschließen, alles geordnet zu hinterlassen und dann, mit sich und
den Seinen im Reinen, zu gehen.
Dabei hat er so gern gelebt. Und uns ausrichten lassen, Leben sei unbegreiflich schön – wie ein glitzernder Fisch im Gewässer. Er selbst hat sich ständig in vielen Gewässern, Gebieten, Geschehen, Genüssen, Gedanken, Gesprächen getummelt; offen und neugierig und imstand, weiter und über Grenzen und Vernetzungen zu denken. Gekonnt, mit Witz. Er war gewissenhaft und meist auch gern Betriebsberater, Projektentwickler, Unternehmenssanierer, Journalist und KORSO-Mitbegründer. Er mochte Menschen und richtete das Leben nach dem Diktum aus: Unter sich keine Sklaven, über sich keine Herren.
Mit seinen Qualitäten hätte der Magister rerum socialium oeconomicarumque aus St. Marein am Pickelbach vieles werden können; auf akademischem Terrain, im Management, auch in der Politik. Dafür jedoch hätte er biegsam werden müssen, moralisch elastisch und schlampig in Sachen Redlichkeit und Stolz und Würde. Befriedigt nahm er zur Kenntnis, wie sie ihn wegen eines KORSO-Artikels im Landtag öffentlich beflegelten: Was sie über die Ö-Ring-Rentabilität posaunten, rechnete er nach – er konnte das – und sah und sagte einfach: „Lüge.“ Weil er auf Wahrheit beharrte, keinem nach dem Munde redete, auf Verantwortung und Verantwortlichkeit Wert legte, Konflikte zwar nicht suchte, ihnen aber standhielt mit Courage und Bedacht, hat er sich gut dotierte Jobs vermasselt, es sich selber schwer gemacht. Weder bereute er das, noch hat es ihn – das ist wichtig – verbittert: Die Heiterkeit darf man sich nie verderben lassen.
Er lebte intensiv, bewusst und wach, zudem lag ihm die Freundlichkeit auch zu sich selbst am Herzen: Wollte die Schwermut kommen, trat er ihr mit einer Radtour entgegen, der Schlaflosigkeit mit kniffligen Gitarre-Etüden. Und er wollte das Schöne. Deshalb Musik, Literaturen, Reisen durch Landschaften und Lebensweisen, das Bauen von Fahrrädern im Keller; daher die Fähigkeit, in jeder Bagatelle das Besondre zu entdecken. Ihm, der gern und gut erzählte, geriet fast alles zu einer Art Abenteuer, das macht dann unübersehbar viele glitzernde Steinchen in einem reichen Mosaik. A friend in need is a friend indeed. Wenn das jemand war, dann er, nachhaltig. Unerklärlich, woher er die Zeit für sein häufiges „Geh’ma auf einen Kaffee!“ nahm. Von jedem Treff mit ihm ist man bereichert fortgegangen, fühlte sich beschenkt. Er ging auf jeden ein, und seine Analysen waren wahrer, als man’s oft wahrhaben wollte. Seine Rücksicht war keine falsche; heikel und präzise im Urteil, hat er doch auch gemeint und gemailt: „Sei nicht zu streng.“ Bei etlichen Freunden betrieb er – „ich bin halt ein consigliere“ – regelrecht Entwicklungshilfe. Einfach so, weil man es braucht.
Er lässt Frau und Sohn und Freunde zurück. Er fehlt, und wie er fehlt.
Mathias Grilj
» 1 Kommentar
1"Trauer" am Donnerstag, 1. Januar 1970 00:33
Bin ein Schulkollege von Christian und lebe seit Jahrzehnten In Deutschland. Ich traf Christian im März in Graz ( "zufällig" ). Er erinnerte sich sofort und wollte sich bemühen meine ehemaligen Schulkamerden und mich in Kontakt zu bringen. Es ist für mich etwas merkwürdig heute an IHN denken zu wollen und diesen Artikel zu lesen. Mein Beileid gilt seiner Familie und ich bitte Sie Ihr das auszurichten. Franz Zenker ehemaliger Mitschüler des Överseegymnasiums Maturajahrgang 1972. Derzeit Frankfurt/ Deutschland Auf eine Antwort würde ich mich freuen
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