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Coolness, Dresscode und Lifestyle – Klaus Wanker |
Donnerstag, 7. September 2006 | |
Die Protagonisten haben keine Namen. Individuen verschwinden hinter den Images einer Lifestyle-Industrie und der coolen Oberflächlichkeit, den glatten und unbedarften Arrangements der Shootings für Hochglanzmagazine. In der Beschreibung dieser Bildwelten kommt man nicht umhin, sich der Terminologie der Waren- und Modewelt zu bedienen, in der Namen durch Marken ersetzt werden und Branding das erste Gebot vor pseudowirklichen Hintergründen und Zusammenhängen der Werbesujets ist.
Inszenierte Modellwelten, in denen anonyme und austauschbare Models vorgeben, Teil derselben zu sein, obwohl sie durchwegs teilnahmslos einen Bildraum ausfüllen und allein durch Gestik und Mimik, Pose eben, die aufgesetzten Accessoires präsentieren um damit ein Phänomen am Leben zu erhalten, das bis vor kurzem Zeitgeist genannt wurde, sind das in Variationen bearbeitete Thema des 1969 geborenen Grazers Klaus Wanker. Kurator Peter H. Forster schrieb 2005 anlässlich einer Ausstellung in der Frankfurter Galerie Adler (www.galerieadler.com): „Wankers künstlerische Strategie der Entlarvung einer entseelten kommerziellen Branche und deren manipulierender Einfluss auf die Jugendkultur geht auf: Die Models sind in ihrer kühlen, strengen Schönheit beileibe nicht glücklich, sondern eigentümlich verletzlich. Wanker nutzt die Werbe- und Modefotografie als Ersatz, als einziger halbwegs legitimer Tummelplatz der aus der Hochkunst verbannten Schönheit.“ Langes Malen an schnellen Bildern. In deutlichem Kontrast zu den kurzlebigen Sujets der Werbewelt, deren sich Wanker mittels Modezeitschriften bedient, steht seine aufwändige und vergleichsweise langwierige Malweise, vorwiegend in Öl auf Leinwand. Eine Technik, die er im Verlauf seines Studiums an der Akademie für angewandte Kunst in Wien von 1996 bis 2001 perfektionierte, zunächst bei Arik Brauer, dann bei Sue Williams und Adi Rosenblum. Zudem erhielt er 1997 ein Auslandstipendium für das Studium bei Siegfried Anzinger an der Kunstakademie in Düsseldorf. Mehrere Phasen, stilistisch wie inhaltlich, erzählt Klaus Wanker im Gespräch, habe er seither durchlaufen, darunter die Beschäftigung mit Fotorealismus, was zwar der technischen Entwicklung förderlich war, sich hinsichtlich der Positionierung im Kunstbetrieb aber als wenig aussichtsreich erweisen sollte. Konträr dazu steht eine Phase der Abstraktion in der Zeit bei Sue Williams. In einer ersten Personale im Rahmen des Steirischen Herbst 2001 und der damals von Peter Pakesch kuratierten Ausstellung Abbild zeigte Klaus Wanker im Ecksaal des Joanneums eine Rauminstallation in Gegenüberstellung eines direkt an die Wand gemalten Helicopters und poppig abstrahierten Einschüssen. Großformatige Tafelbilder zeigten junge Menschen mit Pistolen: BANG BANG, so der Ausstellungstitel. Bald aber widmete sich Klaus Wanker, der in seiner Studienzeit selbst als Model gearbeitet hatte, der Auseinandersetzung mit eben diesem Metier und kam zu der Ansicht, dass hinter dem Glanz und der Attraktion des schönen Scheins in Wirklichkeit oft kaputte Menschen stehen. Die unserer Zeit entsprechende Schönheit von Menschen, Individuen, erscheint unter diesem Blickwinkel reguliert, künstlich und inszeniert und entspricht einem Phänomen, wie es schon Andy Warhol als Image erkannt und bearbeitet hatte: Ein für die Gesellschaft inszeniertes Bild der Oberfläche. Es entstanden erste Arbeiten im seither weiter entwickelten Impetus, die er in ein imaginäres Modemagazin “Imaginary Stardom. Collection 03/04“ aufnahm. Wie gemalte Kommentare zu Modephänomenen, Uniformierung und Codes wirken diese Bilder, die schließlich in eine zurecht zynische Formulierung mündeten, indem er Setcards von Models, die pure Äußerlichkeiten – Bild, Daten und Maße – erfassen, als abstrakte Barcodes darstellte (Untitled (Nicole), 2003/04). Wie sich zeigt, hat Wanker mit diesem Konzept auf die richtigen Pferdchen gesetzt: Über Vermittlung seiner Frankfurter Galerie ist er derzeit in Ausstellungen in Los Angeles und New York vertreten, im Oktober folgt eine Einzelausstellung im Kunstverein Wolfsburg. Unter der Oberfläche. Obschon Wankers Bildkompositionen von Models, Mode und Fashion-Welt dominiert sind, spielt unter der glatten Oberfläche aber auch ein Aspekt der Manipulation durch vergleichbare Bilder der wahren Warenwelt eine Rolle, die den angesprochenen Zielgruppen vermittels hyperrealer Werbesujets Teilhabe verspricht. In Bildserien wie Here we go again (2005) stellt er etwa ein Filmstill einer Autoverfolgungsjagd aus Bullitt (1968), mit den Desideraten Ford Mustang GT-390 und Dodge Charger R/T, in ein wiederum inszeniertes Umfeld aus androgynen Beziehungsklischees, Skateboardern und den omnipräsenten Dresscodes und suggeriert damit einen vom Betrachter unweigerlich zu vermutenden Plot einer neuen Geschichte. Tatsächlich aber nimmt Wanker hier eine weitere Manipulation an vorgefundenen Images vor, deren fiktives Ausgangsmaterial er nun in der Rolle des Autors neu arrangiert beziehungsweise montiert. Während frühe Bilder nicht betitelt waren, bringt er in neuen Arbeiten formatfüllenden Text ins Bild, der auf den ersten Blick kaum zu erfassen ist, weil er die Farbpalette nur wenig kontrastiert. Diese Texte sind an Slogans angelehnt und stehen in assoziativer Nähe zu Methoden der indirekten Werbung wie dem Product Placement in Hollywood-Produktionen. Die Texte sind aber zugleich auch Bildtitel, die diese Manipulation konterkarieren und dadurch vorführen. Wenzel Mraček
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