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Ein Festival der Produktion – steirischer herbst 2006 |
Archiv - Kultur | |
Sonntag, 9. Juli 2006 | |
Camp-Show-Steiermark Ein Angebot zur Lösung virulenter Fragen um die Zuordnung künstlerischer Äußerungen zu mehr oder weniger bekannten Genres scheint dem steirischen Herbst im ersten Jahr der Intendanz von Veronica Kaup-Hasler bereits gelungen zu sein. Entsprechend dem Verständnis von einem Mehrspartenfestival sind die Produktionen im jetzt erschienenen Programmheft nach Prinzipien der Mengenlehre ausgewiesen wie etwa die Uraufführung eines Projektes von Georg Nussbaumer (A) als 49% Musik, 12% Performance und 39% Installation: In Summe also die hundertprozentige Auftragskomposition zur Eröffnung am 22. September in der Helmut-List Halle.
Künstlerisch kündigt das Team um die Intendantin einen auffallend kurzen Herbst, nämlich vom 21. September bis zum 15. Oktober an. Nichtsdestoweniger aber ist ein intensives Festival über 25 Tage mit 133 verschiedenen Veranstaltungen an 21 Orten zu erwarten. Darin noch nicht eingerechnet die Camp-Show-Steiermark, eine Tingeltour mit fünf Wohnwagen zwischen dem Zentrum Graz und den steirischen Peripherien. Unter den Protagonisten Vaginal Davis, eine zwei Meter hohe Drag Queen aus L.A., die ihr Gefährt als mystischen Swimmingpool adaptiert, der jeweils von örtlichen Feuerwehren befüllt werden soll. Festival der Produktionen und Prozesse. Anstelle eines Mottos, will Veronica Kaup-Haslerden Steirischen Herbst wieder als „Festival der Produktionen und Prozesse" positionieren, die hier ihren Ausgang nehmen und anschließend „in Europa und darüber hinaus zu sehen sein werden". Interdisziplinär behandelte Leitmotive werden mit Kontrolle, Kollaboration, Teilhabe und offenen Quellen, politisch und sozial aktuell, in diskursiv künstlerischer und theoretischer Form an ein Publikum oder eben an Zielgruppen herangebracht. Richard Maxwell and the N.Y.C. Players (USA), Out of Functions Als europäische Erstaufführung zeigen so Richard Maxwell and The NYC Players (USA) The End of Reality. Der Off-Off-Broadway-Regisseur entwickelt minimalistisches Drama um Gefahr, Bedrohung und das Böse im Theater im Palais – zu 24% Literatur und 76% Theater. Ein Tanztheater nach Monteverdi unter dem Titel vsprs kommt mit Les Ballets C. de la B. und Alain Platel (B) nach Graz. Weitere Produktionen stammen von Societas Raffaello Sanzio (I) und Matt Kangro (EE). Ebenso wird die vormals bildende Kunst den Herbst genreübergreifend bestreiten, wenn etwa das Kunsthaus Graz zum anagrammatischen Gutshaus Kranz mutiert und die von Adam Budak und Christine Peters kuratierte Auswahl von Werken 21 internationaler KünstlerInnen unter dem Titel Protections nicht als Ausstellung verstanden werden will. Alle Maßgebenden Grazer Institutionen von Camera Austria über Medienturm bis Forum Stadtpark sind mit eigenen Konzepten im Steirischen Herbst vertreten, deshalb soll hier nur auf zwei nicht Grazer verwiesen werden: K.U.L.M wirft mit Periphere Strukturen einen Blick auf kulturelle Zellen im ländlichen Raum, den oststeirischen Peripherie, und das Pavelhaus setzt sich mit The Sun on the Wall mit konzeptuellen Kunstpraktiken auseinander, ausgehend vom Malerischen Werk des Letten Bruno Vasilevski (1937-1990). Das Musikprotokoll im Steirischen Herbst bringt neben anderem Konzerte von Georg Nussbaumer (A) und Verdensteatret (N), Klaus Lang (A), Georg Friedrich Haas (A), außerdem unter dem Titel Bubble Feature eine Konzertreihe aktueller elektronischer Musik. Das Festivalzentrum im Grazer Künstlerhaus wird nach Entwürfen von Stephen Craig (D/GB) als Bar, Kaffeehaus, Informationsstelle, Vortragssaal, Konzerthalle etc. gestaltet. Ein virtuelles Tagebuch unter http:/randnotizen.steirischerherbst.at führen Tim Etchells (GB), Constantin Luser (A), Milena Markovic (SCG) und Rosa Pock (A) unter der künstlerischen Leitung des Schweizers Erik Altdorfer. Detaillierte Informationen und 100% des Programmes zu möglichst 100%iger Rezeption finden Sie unter der neuen (!) Herbstadresse www.steirischerherbst.at Wenzel Mraček
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