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Eintrittskarte: Der Wille clean zu werden
Archiv - Soziales
Samstag, 8. Juli 2006
ImageLR Helmut Hirt, Kaufmännischer Direktor Erich Hütter und Primar Werner Fried von Walkabout in Kainbach

300 unterschiedliche Lebensgeschichten, die sich manchmal doch sehr ähneln, haben die Sozialarbeiter und Ärzte mittlerweile in der Therapiestation für Drogenkranke „Walkabout" gehört, manche Geschichte sogar ein zweites und drittes Mal.

Suchtkranke verdienen eine zweite, dritte oder gar vierte Chance. Rückfällig zu werden gehört nun einmal dazu: „Es wird ja auch kein Diabetiker vom Krankenhaus heimgeschickt, weil er eine Torte gegessen hat und sein Zuckerwert über 700 liegt", versucht Primar Dr. Werner Friedl, Ärztlicher Leiter von Walkabout, einen Vergleich zu ziehen.

37 MitarbeiterInnen kümmern sich um die PatientInnen in der Station. Drei bis vier Wochen dauert im Schnitt ein warmer Entzug, danach geht es in die Kurzzeitentwöhntherapie – Dauer: 84 Tage. Im Entzug sind die Betten dauerbelegt, die Entwöhnung wird sehr oft abgebrochen, erklärt Friedl. Wichtig für den Entzug und die Entwöhnung in Kainbach ist die Bereitschaft clean werden zu wollen. So ist auch das Aufnahmeverfahren eine kleine Hürde und gleichzeitig ein Test. Zuerst müssen sich die PatientInnen telefonisch melden, danach folgt eine Vormerkung auf der Warteliste. Innerhalb von zwei Wochen wird dann ein Erstgespräch vereinbart. Bis zur endgültigen Aufnahme müssen sich die PatientInnen einmal pro Woche melden, damit die Anmeldung erhalten bleibt. Wird das verabsäumt, wird zurückgereiht oder die Aufnahme verwehrt.

Keine drogenfreie Gesellschaft. Bei allen Bemühungen wird es niemals eine drogenfreie Gesellschaft geben, ist Gesundheitslandesrat Helmut Hirt überzeugt. Um den Anteil an Suchtkranken in der Bevölkerung jedoch zu minimieren, stockt das Gesundheitsressort das Budget in diesem Bereich heuer um 300.000 Euro auf. Auch wenn nur das Gröbste abgefangen wird, wie Verelendung oder der Weg in die Kriminalität, sei schon viel getan. Als größten Erfolg der letzten Jahre bezeichnet Friedl den geringen Anteil an HIV Infizierten PatientInnen. „Unter den 300 Aufgenommen war nur ein Patient HIV-positiv. Hier sieht man, dass die Maßnahmen - Gratisspritzen - tatsächlich wirken."

Erdend. Die Therapiemöglichkeiten bei Walkabout sind breit gefächert. Es gibt Therapiewerkstätten wie eine Tischlerei, ein Musikzimmer, eine Kreativwerkstatt etc. Von Gesprächs- über Gruppen- bis hin zur Familientherapie wird alles angeboten. Vor allem die Arbeit mit Ton ist für die PatientInnen unglaublich beruhigend, erklärt die Ergotherapeutin Ilonka Benedek. Das Material erdet. mp

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