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DJ Kolchos - DJ Sowchos |
Archiv - Kultur | |
Montag, 12. Juni 2006 | |
Ab und an dürfen wir uns fragen, was unsere deutschen Nachbarn überhaupt noch auf die Reihe kriegen (außer natürlich die Floskeln „ab und an" und „auf die Reihe kriegen" in einem Akt von ungehemmter Kolonialisierung auch in Österreich durchzusetzen): Die Arbeitslosenquoten würden jedem Schwellenland gut zu Gesichte stehen, der Papst hinkt an Coolness allen anderen Religionsoberhäuptern meilenweit nach und selbst das WM-Maskottchen ist insolvent, quasi.
Lichtblicke gibt’s da eher wenige: Einer davon nennt sich Peter und stellt mit seinem aktuellen Album – Peter Licht: Lieder vom Ende des Kapitalismus (Motor Music) – gewissermaßen das Gegenmodell zu Josef Ackermann, dem wahldeutschen Vertreter der Heuschrecken-Marktwirtschaft, dar. Plumpe System- und Gesellschaftskritik wird aber dennoch nicht geliefert, die feine Klinge der dialektischen Weltbetrachtung sehr wohl. Denn eingängige Schunkelmelodien mit großartig doppelbödigem Textmaterial zu kombinieren ist für den Urheber des Eskapisten-Klassikers „Sonnendeck" offenbar eine leichte Übung. Fazit: Die Zukunft wird doch noch gut. Einen Vorgeschmack auf die finale Überwindung der Klassengesellschaft gibt’s am 23. September, wenn Peter Licht im Rahmen des steirischen herbst musizieren und aus seinem parallel erschienen Buch „Wir werden siegen" vorlesen wird.
Ein anderer Guter nennt sich Space Kelly und macht ebenfalls feine Musik. Zur Strafe wird er in Deutschland nicht wahrgenommen, muss sich Ruhm und Anerkennung in Asien und den Subkontinenten besorgen. Ihm scheints egal zu sein, uns auch – solange seine Platten in Europa vertrieben werden. Selbstverständlichkeit ist das keine: Das aktuelle Album My Favourite Songbook (El Muto Records/Our Distribution) erschien im Jänner in Japan, in Deutschland ist es erst seit einem Monat erhältlich. Das Warten hat sich aber auf jeden Fall gelohnt, Kelly versammelt zwölf seiner Lieblingslieder aus den 60er- und 70ern: „Leaving on a Jet Plane", „My Love is a Flower" oder Randy Newmans „Snow" rühren zu Tränen des Glücks.
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