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„Betroffene helfen Betroffenen": Selbsthilfe für Menschen mit psychischen Problemen |
Archiv - Soziales | |
Mittwoch, 8. Februar 2006 | |
„Das Leben ist wie eine Achterbahn, manchmal ist man oben und dann wieder ganz unten", bringt Kurt Senekovic das ewige Auf und Ab auf den Punkt. Der Gründer der Selbsthilfegruppe „Sonnenaufgang" für Menschen mit psychischen Problemen ist auch Mitinitiator der Interessensgemeinschaft „Achterbahn", die am 16. Dezember im Rahmen einer Podiumsveranstaltung mit dem Thema „Verrückt ist auch normal" aus der Taufe gehoben wurde. „Betroffene beraten Betroffene" ist der Leitsatz der „Achterbahn", die psychisch Kranken den Weg aus der sozialen Isolation ebnen soll. „Die Achterbahn soll sich zu einer Drehscheibe entwickeln, bei der sich psychisch Erkrankte untereinander austauschen können", unterstreicht Senekovic das Hauptanliegen der Initiatoren. Zwischen sechs und acht Personen arbeiten seit Anfang September an einem Konzept für die Vereinsgründung. Einer, der von Anfang an dabei war, ist Florian Randacher, ehemaliger Frontman der Ausseer Hardbradler, besser bekannt auch unter seinem Pseudonym Flow Bradly. Randacher ist hauptsächlich für den kulturellen Zweig in der Achterbahn zuständig. „Die Kunst soll die Problematik thematisieren", erklärt Senekovic. Das Tauffest war nur ein Vorgeschmack auf kommende Veranstaltungen. Neben der Podiumsdiskussion waren Bilder von Michael Rudolf Nabernik zu sehen. Der Grazer Schriftsteller Franz Hofer las Gedichte, für die musikalische Umrahmung sorgten Vacuum und die Perfect Styrjan Sound Ramblaz. Auf und Ab auch bei der Gründung. „Ich habe meine Bemühungen in diesem Bereich etwas auf die Beine zu stellen fast aufgegeben" erzählt Senekovic im Gespräch. Bürokratische Hürden zwangen ihn fast in die Knie. „Dann hat Flow bei einer Veranstaltung im Innenhof der Burg gesagt: ,Jetzt müssen wir endlich was tun‘." Seit damals trifft sich die engagierte Truppe zumindest zweimal im Monat um die Vereinsgründung voranzutreiben. Konkrete Vorstellungen, wie der Verein auszusehen hat, gibt es genügend, allein am Feinschliff wird noch gearbeitet. Sowohl Betroffene als auch Professionisten sollen beratend tätig sein. Die Achterbahn darf nicht als therapeutischer Ersatz gesehen werden, eher als Netzwerk, das beim Weg zurück in den Alltag behilflich sein soll. Vom gemeinsamen Weg zum Arbeitsamt bis hin zur Vermittlung von Therapeuten soll das Angebot reichen. Aus seiner eigenen Erfahrung weiß Kurt Senekovic, dass Behördengänge, wie der bereits genannte Weg zum Arbeitsamt, für Menschen mit Depressionen zu unüberwindbaren Hürden werden können. Bei ihm selbst hat es über ein Jahr gedauert, bis er den Schritt zum Arbeitsamt gewagt hat. Die Angst versagt zu haben, die Tabuisierung psychischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft, das alles sind Gründe dafür den ersten Schritt zurück in einen „normalen Alltag" kaum zu schaffen. Enttabuisierung und Entstigmatisierung. Ein Leitgedanke der Achterbahn Gründer ist deshalb: „Die Achterbahn stellt sich die Aufgabe gegen die Stigmatisierung von „Psychatrie-Erfahrenen" in unserer Gesellschaft zu wirken. Sie zeigt die Unendlichkeit an Möglichkeiten auf, einander zu helfen und andere über die Unendlichkeit der Lebensweisen zu informieren", so der Wortlaut auf der Einladung zum Tauffest. Sonnenaufgang. Bis die Vereinsgründung abgeschlossen ist und die Türen für die Beratungen geöffnet werden, gibt es die Möglichkeit die Selbsthilfegruppe „Sonnenaufgang" zu besuchen. Seit zwei Jahren treffen sich Betroffene jeden Donnerstag ab 16 Uhr in der Eckertstraße 67 in Graz. In diesem Rahmen besteht jetzt schon die Möglichkeit sich untereinander auszutauschen. Egal um welche psychische Erkrankung es sich auch handelt, der „Sonnenaufgang" unterstützt Betroffene beim Weg aus der Isolation. Manuela Palmar
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