Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Zweiter Arbeitsmarkt zahlt sich aus
Archiv - Soziales
Sonntag, 11. Juni 2006
ImageDas recht junge Netzwerk Beschäftigungsbetriebe Steiermark (bbs) versucht Langzeitbeschäftigungslose über die Tätigkeit in einem Transitbeschäftigungsverhältnis wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. „Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit steigt stetig an, Beschäftigungsrekorde sind nur über Teilzeitjobs zu gewährleisten", so Gerd Kronheim, Vorstands-Vorsitzender des Netzwerks.

 Das bbs ist eine Alternative für Menschen, die länger als ein Jahr beschäftigungslos sind. „Normalerweise ist das eine Hürde, bei uns ist Langzeitarbeitslosigkeit eine Vorraussetzung", erklärt Kronheim. Das bbs ist ein Zusammenschluss 19 unterschiedlicher wirtschaftlich tätiger Betriebe, die Transitarbeitskräfte beschäftigen. Das bedeutet, Langzeitarbeitslose sollen über eine Arbeit in einem dieser Unternehmen den Sprung zurück in den ersten Arbeitsmarkt schaffen. Ziele des Vereins sind den so genannten zweiten Arbeitsmarkt weiterzuentwickeln, Lobbyarbeit zu betreiben und in seiner Öffentlichkeitsarbeit darauf hinzuweisen, dass Arbeitslosigkeit schon lange kein individuelles Problem mehr ist, sondern längst ein gesellschaftliches.

Probleme, die auf den ersten Arbeitsmarkt einwirken, sind auch am zweiten Arbeitsmarkt zu spüren. „Wir befassen uns mit Langzeitbeschäftigungslosen über 50 Jahren, Jugendlichen unter 25 Jahren, psychisch und physisch beeinträchtigten Personen und Flüchtlingen", so Manfred Skoff von GBL-Liezen. Die Alterstruktur ist ausgeglichen, auch der Anteil von männlichen und weiblichen Transitarbeitskräften hält sich die Waage. „Ganz exakte Zahlen darüber liegen allerdings nicht vor", erklärt Skoff.

Positive Effekte auf Arbeitskräfte, Gemeinde, Land und Bund. „Die Geschäftsfelder, in denen die sozialökonomischen Betriebe tätig sind, sind sehr unterschiedlich", erläutert Mag. Charlotte Gruber von SÖB Fröhlich/Fürstenfeld und reichen vom Gasthaus über die Landschaftspflege bis zur Tischlerei. Und auch für hoch qualifizierte Langzeitbeschäftigungslose gibt es im Netzwerk ein Unternehmen: Die KIG Kulturplattform ist ebenfalls ein sozialökonomischer Betrieb. „Derzeit arbeiten 242 Transitarbeitskräfte in den 19 Betrieben des bbs", freut sich Anita Hofer von der Kulturplattform KIG. Wie wichtig sozialökonomische Betriebe auch für die Gemeinden sind, erläutert Hofer anhand einer IFA- Kosten-Nutzen-Analyse. Die Nettokosten für den Bund betragen demnach nur 30 Prozent der Fördergelder. Denn durch die zusätzlichen Sozialversicherungsbeiträge und lohnabhängigen Abgaben, die Ersparnisse bei der Auszahlung des Arbeitslosengeldes, der Notstands- und Sozialhilfe rentieren sich die Investitionen in den zweiten Arbeitsmarkt ungemein. „Gemeindeförderbeiträge amortisieren sich durch die gesteigerte Kaufkraft und die Wertschöpfung (…) schon im Laufe eines Jahres auf 9 Prozent."

Forderung nach Dauertransitarbeitsplätzen. Nach einer 12-monatigen Beschäftigung in einem der Betriebe erhalten über 40 Prozent der Transitarbeitskräfte eine Arbeit im ersten Arbeitsmarkt, nach zwei, drei Jahren steigt die Zahl noch einmal an. „Wir bereiten die Transitarbeitskräfte darauf vor, dass sie immer wieder arbeitslos werden können, nur so können sie mit der Arbeitsmarktsituation besser umgehen", so Kronheim. Am schwierigsten ist es für Menschen mir Beeinträchtigungen oder Personen, die kurz vor der Pensionierung stehen, einen Arbeitsplatz zu finden. Vor allem für ältere Menschen fordert Gerd Kronheim eine Etablierung von Dauertransitarbeitsplätzen „als Brücke hin zur Pension". In diesem Bereich hinke Österreich noch enorm hinterher.

» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
 
< zurück   weiter >