Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Wasserstoff-Revolution läutet das Ende der Erdölzeit ein
Archiv - Nachhaltigkeit und Ökoland
Mittwoch, 10. Mai 2006
Image Visionär Jeremy Rifkin: „Das Zeitalter des Ölmenschen neigt sich dem Ende zu … und die Wasserstoffrevolution wird die Energieversorgung der Menschheit sicherstellen."

Nach rund zwölfmonatiger Vorbereitungsarbeit war es am 5. April endlich soweit: Das altbewährte Umwelttechnik-Netzwerk „Eco & Co" startete als die frisch aus der Taufe gehobene ECO WORLD STYRIA in neue Welten.

In Anwesenheit der Landesräte Dr. Christian Buchmann und Ing. Manfred Wegscheider wurden im feierlichen Rahmen der Alten Universität neu vor mehr als 200 TeilnehmerInnen deren Leitlinien präsentiert.

„Im Mittelpunkt steht die Etablierung der Steiermark als erster Standort für Umwelttechnik in Österreich, die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit sowie die Bündelung der Kräfte durch zukunftssichere Kooperationen", umriss Dr. Ludwig Sik seine Schlüsselstrategie für die ECO WORLD STYRIA.

Image Foto: Die ECO WORLD STYRIA wird von prominenten Paten aus dem Taufbecken gehoben: Dr. Ludwig Sik, Jeremy Rifkin und Prof. Karl Aiginger (vo. li.)
Prof. Karl Aiginger, Chef des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitutes, präsentierte im Anschluss daran die sieben Modelle für Wachstum und benannte die Umwelttechnologie als wesentliche Komponente für Österreich, „denn das durchschnittliche Wachstum der Energie- und Umwelttechnologie liegt seit 1997 bei 7,3% und damit weit über dem der Gesamtwirtschaft".

Unbestrittener Höhepunkt des Vormittags der 2. Zukunftswerkstätte war aber unbestritten der Gastreferent Jeremy Rifkin, Gründer der Foundation on Economic Trends (FOET) in Washington D.C., der in seinem Referat die Dritte Industrielle Revolution basierend auf Wasserstoff-Brennstoffzellen ankündigte. Im KORSO-Gespräch mit Josef Schiffer vertiefte der bekannte Querdenker seine Ideen für die saubere Zukunftstechnologie.

Die Brennstoffzelle ist noch weit entfernt davon ausgreift zu sein – wird das Wasserstoffzeitalter tatsächlich bereits in wenigen Jahren anbrechen?
Die Entwicklung zugunsten des Einsatzes von Wasserstoff als Treibstoff hat sich in der jüngsten Vergangenheit dramatisch beschleunigt. Insbesondere in Kalifornien arbeitet die Forschung auf Hochtouren, aber auch die Politik sendet starke Signale.
Vor zwei Wochen hat Gouverneur Arnold Schwarzenegger auf der Jahreskonferenz der amerikanischen Hydro Cell Association zugesagt, dass bis 2010 über 200 Wasserstofftankstellen errichtet werden.
Woody Clark, Berater der kalifornischen Regierung, hat vor mehreren Jahren das Projekt „Hydrogen Freeway" auf den Weg gebracht, das für den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur sorgen soll.

Wann werden wasserstoffbetriebene Fahrzeuge in größerem Umfang zum Einsatz kommen?
Zweifellos befinden wir uns jetzt noch in einem sehr frühen Stadium, aber auch der Verbrennungsmotor hat schließlich mehrere Jahrzehnte gebraucht, um sich endgültig durchzusetzen. Schon ab 2015 werden aber meiner Meinung nach Elektro- und Brennstoffzellenautos die herkömmlichen Benzin- und Dieselmotoren in der Anzahl überrunden.

Werden wir in der Lage sein, genügend Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen herzustellen?
Heute wird ein Großteil des Wasserstoffs aus Erdgas gewonnen, aber dieses ist wie Erdöl nur mehr begrenzt vorhanden und wird immer teurer werden. Daher wird es etwa zwanzig Jahre dauern, bis die erneuerbaren Energien den Großteil des Wasserstoffbedarfs decken können. Wasserstoff lässt sich im Gegensatz zu elektrischer Energie mit Hilfe moderner Tanktechnologie speichern und kommt so dem teilweise unregelmäßigen Spitzen der erneuerbaren Energie, etwa der Windkraft, entgegen. Dazu bedarf es auch einer grundlegenden Umgestaltung der Energienetze zu kleinen Einheiten, die wahrscheinlich erst 2040 im Großen und Ganzen abgeschlossen sein wird.

Wird es nicht notwendig sein, insbesondere in den westlichen Ländern, das Energiesparen zu forcieren und wie können sich die erneuerbaren Energien gegen die Macht der Energieversorger durchsetzen?
Das ist zweifellos richtig, aber die EU befindet mit ihrem Green Plan zur Umstrukturierung der Energieversorgung auf dem richtigen Weg; das wird man auch in den USA früher oder später erkennen und sich darauf einstellen müssen, die Energiereserven effizienter zu nutzen.
Dazu bedarf es wie gesagt einer Revolution des Energiesystems: Die politischen Parteien, Gewerkschaften und andere Organisationen müssen mehr Anreize für die Hausbesitzer und die Industrie schaffen. Das ist, wie man am Beispiel Österreichs sieht, auch langfristig gut für die Wirtschaft und eröffnet weltweit neue Exportmärkte.
Parallel dazu sind Subventionen für die erneuerbaren Energien umgänglich, um ihnen zum Durchbruch zu verhelfen Die Generation der 20- bis 30-Jährigen, die Erasmus-Generation, ist aufgerufen sich mit allem ihrem Wissen und ihrer Kraft für die Durchsetzung der erneuerbaren Energien zu engagieren. Aber auch der Zusammenschluss von Menschen auf lokaler Ebene, um etwa energieautarke Regionen zu schaffen, wird helfen die Macht der Energiekonzerne in die Schranken weisen und es schließlich möglich machen, mit ihnen partnerschaftliche Modelle auszuhandeln.


 
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